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Milch

© dpa

Nach dem Lieferboykott: Milch wird nicht so teuer wie erwartet

Rauf mit dem Milchpreis, runter mit dem Milchpreis: Zehn Cent mehr pro Liter Milch hatte der Discounter Lidl den Milchbauern versprochen - nun rudert der Konzern zurück und passt sich dem Konkurrenten Aldi an. Auch Rewe will die Preise wieder senken. Die Bauern sind sauer - obwohl sie trotzdem zehn Cent bekommen sollen.

Nach Ende des Lieferstreiks der Milchbauern erhöhen verschiedene Handelskonzerne den Milchpreis mit sieben Cent nun doch weniger deutlich als ursprünglich geplant. Deutschlands zweitgrößter Handelskonzern Rewe will die Verkaufspreise für Milch zum kommenden Montag wieder um 3 Cent je Liter senken. Auch der Discounter Lidl reduzierte die Preise für Milch in seinen 3000 Filialen in Deutschland entsprechend.

Lidl hatte als erstes großes Handelsunternehmen während des mehrtägigen Lieferboykotts der Milchbauern eine Preiserhöhung um zehn Cent pro Liter Milch zugesagt. Dies war der Auslöser für die Beendigung des Boykotts. Wie der Konkurrent Aldi verlangt Lidl seit Mittwoch aber nur noch sieben Cent mehr pro Liter Milch.

Nach Experteneinschätzung hat Aldi bei der Milchpreisrunde seine mächtigsten Konkurrenten vorgeführt. "Aldi hat damit wieder gezeigt, dass sie sich von der Konkurrenz nicht die Butter vom Brot nehmen lassen", sagte der Discounthandels-Analyst Matthias Queck vom Marktforschungsunternehmen Planet Retail. Lidl sei mit einer Anhebung der Verkaufspreise vorgeprescht. Dem sei mit Rewe zwar auch der zweitgrößte deutsche Lebensmittelhändler zunächst gefolgt. Aber als Aldi geringere Preiserhöhungen bekanntgab, habe es nur Stunden gedauert, bis mit Edeka ein erster Handelsriese sein Einschwenken auf die neuen Preise von Aldi angekündigt habe.

Offener Brief an Agrarminister Seehofer

Der Milchindustrie-Verband (MIV) schlug in einem offenen Brief an Seehofer Alarm. Sollte eine politische Entschlossenheit noch lange auf sich warten lassen, werde es die regionale Milchwirtschaft in der heutigen Form in Deutschland nicht mehr geben. Die Lage erlaube es nicht, einen "Milchgipfel" wochenlang bis Ende Juni vorzubereiten, hieß es in dem Brief. "Die Situation erfordert vielmehr unverzügliches Handeln." Der Handel werde ohne ein deutliches politisches Wort nicht zu einem Beitrag zur Neuordnung des deutschen Milchmarktes zu bewegen sein.

Nach Angaben des Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) ist derzeit noch nicht absehbar, wie viel von den Preiserhöhungen des Lebensmitteleinzelhandels bei den Bauern tatsächlich ankommen. "Wir liefern einen Monat lang und bekommen das Geld dafür erst Mitte des Folgemonats", sagte BDM-Sprecher Thorsten Sehm. Aldi hatte angekündigt, "ab sofort" zehn Cent brutto mehr an die Molkereien zu zahlen: "Dieser Mehrpreis soll die Molkereien in die Lage versetzen, den Milchbauern in Zukunft eine kostendeckende Milchproduktion zu ermöglichen", hieß es auf der Aldi-Website. Aldi übernehme einen Teil der Mehrkosten für die Milch selbst.

Die Milchbauern hatten zehn Tage lang die Molkereien und den Handel bestreikt, um einen nach ihren Angaben kostendeckenden Erzeugerpreis von mindestens 40 Cent pro Liter Milch durchzusetzen. Sie sind mit der jüngsten Entwicklung um den Milchpreis unzufrieden. Bereits am Dienstag schlossen sie neue Protestaktionen nicht aus. (nim/AFP/dpa)

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