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Wahlplakat der Alternative für Deutschland (AfD) fuer die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt in Merseburg bei Halle an der Saale.

© imago/epd

Nach den Landtagswahlen: Das sagen Deutschlands Manager und Ökonomen zum AfD-Erfolg

Die AfD feiert ihren Wahlsonntag. Doch schrecken die Erfolge der Rechtspopulisten ausländische Investoren ab? Das sagen Ökonomen und Fondsmanager zum Wahlausgang.

Die Wirtschaft sorgt sich angesichts der Erfolge der rechtspopulistischen AfD bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt um den Standort Deutschland. "Es ist überhaupt nicht auszuschließen, dass der teilweise hohe Zuspruch für rückwärtsgewandte Parteien wie AfD oder Linke Investoren abschreckt", sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Ulrich Grillo, am Montag in Berlin. "Da muss man sich in Sachsen-Anhalt schon Sorgen machen." Dort ist die AfD aus dem Stand heraus zur zweitstärksten Partei hinter der CDU aufgestiegen.

Ähnlich äußerte sich auch Anton Börner, der Präsident des Außen- und Großhandelsverbandes BGA: "Der Trend gegen Europa, gegen den Euro, ist nun auch in Deutschland angekommen", sagte Börner am Sonntag der Nachrichtenagentur Reuters. Die Politiker der etablierten Parteien müssten sich nun zusammensetzen und den Bürgern die Vorteile eines gemeinsamen Europa vermitteln. "Gelingt das nicht, dann sehe ich schwarz", sagte Börner.

Bitkom warnt vor "massiven Schäden" für die Wirtschaft

Der Präsident des Digitalverbandes Bitkom, Thorsten Dirks, warnte mit Blick auf die AfD vor Fremdenfeindlichkeit. "Das Erstarken rechtspopulistischer Parteien und der Zuspruch für nationalistische Positionen könnten der deutschen Wirtschaft (...) massive Schäden zufügen", erklärte er. Der Präsident des Verbandes "Die Familienunternehmer", Lutz Goebel, schrieb der Flüchtlingspolitik der Regierung zu, einen "Kulturschock" ausgelöst zu haben.

Ökonomen äußerten sich allerdings gelassener. "Alles ist relativ, und im Vergleich zählt Deutschland immer noch zu den politisch stabilsten und berechenbarsten Ländern in Europa", sagte der Europa-Chevolkswirt der Nordea Bank, Holger Sandte. "Daher glaube ich nicht, dass das Vordringen der AfD ausländische Investoren abschreckt."

Lars Edler, der die Investmentstrategie bei Sal. Oppenheim leitet, sieht das ähnlich. "Die Unternehmen brauchen ein stabiles regulatorisches Umfeld", sagte Edler. "Ob nun mit oder ohne AfD im Bundestag und in Landtagen: Das wird zunächst nichts daran ändern, dass man sich in München recht wohlfühlt." Seinen Worten zufolge wählen Investoren ihre Standorte nicht aus dem Bauch heraus. "Das sind langfristige Entscheidungen, teils über Jahre oder Jahrzehnte" sagte der Fondsmanager. "Ich glaube nicht, dass ein Wahlerfolg der AfD ein Entscheidungsparamater ist."

Commerzbank: Politische Stabilität nicht gefährdet

Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer sagte voraus, die traditionellen Parteien in Deutschland dürften nun zusammenrücken, um stabile Regierungen im Bund und in den Ländern zu bilden. Die politische Stabilität in Deutschland sähen ausländische Investoren nach der Wahl daher nicht gefährdet. "Allerdings fragen sie sich, wie die notwendige Weiterentwicklung der Währungsunion vorangetrieben werden kann, wenn in vielen Ländern anti-europäische Protestparteien auf dem Vormarsch sind", sagte Krämer. "Risiken sehen sie also vor allem für die weitere europäische Integration." Industriepräsident Grillo sieht in den Wahlergebnissen einen Weckruf. "Jetzt ist es wichtiger denn je, den Weg zu erklären, wie die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen gelingen kann." Es gebe Chancen und Möglichkeiten für Deutschland, sie seien das beste Rezept gegen rechtspopulistische Tendenzen. rtr/dpa

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