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Nach der Finanzkrise: Gehälter ohne Grenzen für Banker

Ein Jahr nach der Finanzkrise: Rund 200 Banker aus Kreditinstituten mit Staatshilfe kommen offenbar wieder auf ein Jahreseinkommen von mehr als 500 000 Euro.

Frankfurt am Main / Berlin - In deutschen Banken, die in der Krise vom Staat gerettet wurden, werden nach Informationen der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FAS) wieder üppige Gehälter gezahlt. Etwa 200 Banker aus Kreditinstituten mit Staatshilfe kämen wieder auf ein Jahreseinkommen von mehr als 500 000 Euro. Die Zeitung zitierte Wirtschaftsprüfer, wonach zweistellige Millionengehälter wie vor der Krise „äußerst selten“ seien, es in der zweiten Führungsriege aber längst wieder Gehälter in einstelliger Millionenhöhe gebe. In den vergangenen Tagen hatten Pensionszahlungen von jährlich mehreren hunderttausend Euro für ehemalige Manager der verstaatlichten Hypo Real Estate, die dort nur einige Monate im Einsatz waren, Ärger verursacht.

Für die Vorstandsmitglieder von Banken, die in der Krise Staatsgeld angenommen haben, hatte der staatliche Rettungsfonds Soffin die Gehälter verbindlich auf 500 000 Euro im Jahr gedeckelt. Für Mitglieder der zweiten Führungsebene hatte der Fonds indes keine Vorgaben gemacht. In der Commerzbank, an der sich der Staat mit 18,2 Milliarden Euro beteiligt hat, sollen nach Informationen der „FAS“ bis zu 50 Banker mehr verdienen als Vorstandschef Martin Blessing. Dessen Gehalt lag laut Geschäftsbericht zuletzt bei 500 000 Euro, zuzüglich Altersvorsorge und Aufwendungen für Dienstwagen. Großverdiener mit mehr als 500 000 Euro Jahreseinkommen unterhalb des Vorstands gibt es auch bei einigen Landesbanken, die gleichfalls öffentliche Hilfen in Anspruch nehmen mussten. Als Beispiele werden in dem Bericht die baden-württembergische LBBW und die nordrhein-westfälische WestLB genannt. Ein Sprecher von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte dazu, zur Zeit seien keine gesetzlichen Änderungen oder Ergänzungen des Finanzmarktstabilisierungsgesetzes geplant. Der Minister werde „aber die aktuelle Entwicklung genau beobachten“.

Die Fraktionsvorsitzende der FDP im Bundestag, Birgit Homburger, sagte dem Tagesspiegel, sie habe „keinerlei Verständnis“ für hohe Bonizahlungen an Manager. Sie forderte eine „neue Verantwortungskultur“: „Jeder Handwerksbetrieb, jeder mittelständische Betrieb, der als Personengesellschaft organisiert ist, trifft Entscheidungen und haftet mit der Existenz seiner ganzen Familie. Das fehlt im Bereich der Kapitalgesellschaften und im Bereich des Finanzmarktes“, sagte Homburger. „Deshalb will ich neue Regelungen: Wer Entscheidungen trifft, muss auch für ihre Folgen haften. Es muss mit neuen rechtlichen Rahmenbedingungen eine neue Verantwortungskultur geschaffen werden.“ AFP/bib

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