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Wirtschaft: Nach einem Jahr am Ziel

Der quälende Tarifkonflikt bei der Bahn ist beigelegt. Streiks seien nicht mehr notwendig, erklären die Beteiligten

Berlin - Am Ende ging es ganz schnell. Die einstigen Kontrahenten im Tarifstreit der Bahn brauchten am Sonntagnachmittag nicht lange, um ihre Einigung zu erklären. Um 16.47 Uhr trat ein erleichterter Bahn-Chef im 21. Stock des Bahn-Towers am Potsdamer Platz vor die Presse. „Wir sind am Ende sehr langer und schwieriger Tarifverhandlungen angekommen“, sagte Hartmut Mehdorn. 15 Minuten später schloss der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Manfred Schell, fast schon vergnügt mit den Worten: „Der Grundlagenvertrag ist auf ein Minimum reduziert worden.“

Dieses Detail war es, das den Streit zwischen Bahn und GDL noch einmal auf die Spitze trieb – und die Lokführer erneut mit unbefristeten Streiks ab dem heutigen Montag drohen ließ. Konzernchef Mehdorn hatte den eigentlich schon fertigen Tarifvertrag mit der GDL nicht unterschreiben wollen, bevor nicht die Zusammenarbeit der Lokführer mit den anderen Bahngewerkschaften Transnet und GDBA vertraglich geregelt war. Die Verhandlungen über diesen übergeordneten Grundlagenvertrag zwischen den Gewerkschaften scheiterten jedoch Anfang vergangener Woche, da die Lokführer um ihre Eigenständigkeit und die Bahn um die Tarifeinheit des Konzerns bangten. Transnet und GDBA hatten damit gedroht, Nachforderungen zu stellen, sollten die Kollegen von der GDL viel besser gestellt werden. Ein Streik schien unabwendbar.

Doch wenige Stunden vor Beginn des Ausstandes, der für Berlin aufgrund des gleichzeitigen BVG-Streiks ein womöglich beispielloses Verkehrschaos bedeutet hätte, einigten sich die vier Parteien doch noch auf eine Lösung. Zuvor hatten sie drei Tage lang in „Marathonverhandlungen“ (Mehdorn) darum gerungen – während die Bahn gleichzeitig erneut die Justiz bemühte und bundesweite Notfahrpläne erstellte.

GDL einerseits sowie Transnet und GDBA andererseits haben sich nun verpflichtet, Tarifverträge der jeweils anderen Seite anzuerkennen. Dafür seien entsprechende Verträge mit der Bahn geschlossen worden. Transnet-Chef Norbert Hansen bezeichnete die Einigung als „dritten Schritt“, den die Tarifgemeinschaft aus Transnet und GDBA auf die GDL zugegangen sei. Damit sei der Friede im Konzern wiederhergestellt, die Kollegialität auch für die Zukunft gewahrt. Künftig werde die Tarifpolitik wieder gemeinsam gestaltet, ergänzte GDBA-Chef Klaus-Dieter Hommel. Die bei der Bahn-Tochter DB Zeitarbeit angestellten Lokführer fallen künftig unter die Tarifhoheit der GDL, die Verhandlungsmacht für die rund 3000 Lokrangierführer erhält die Tarifgemeinschaft.

Bereits Ende Januar hatten sich Bahn und GDL nach neun Monaten erbitterten Streits auf eine Einmalzahlung von 800 Euro geeinigt. Ab dem 1. März 2008 soll es für die Lokführer acht Prozent mehr Lohn geben. Weitere drei Prozent Aufschlag sind ab dem 1. September vorgesehen. Am 1. Februar 2009 soll die wöchentliche Arbeitszeit für das Fahrpersonal schließlich um eine auf 40 Stunden gekürzt werden. Die Laufzeit des Tarifvertrages beginnt rückwirkend zum 1. Juli 2007 und endet am 31. Januar 2009.

Um einen normalen Bahnverkehr trotz Notfahrplänen gewährleisten zu können, werde die ganze Nacht durchgearbeitet, kündigte Konzernchef Mehdorn an. „Wir denken, dass das gelingt.“ Falls die Zeit aber doch nicht ausreiche, würde dies noch in der Nacht zu Montag im Internet veröffentlicht. Bahn-Kunden könnten sich bei der Hotline (08000-996633) oder im Internet informieren.

www.bahn.de

Juliane Schäuble

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