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Wirtschaft: Nach Hause telefonieren

Universelle Telefonkarten – für wen sie sich lohnen, was sie kosten, wo man sie kaufen kann und warum nicht bequem sein darf, wer sparen will

TAGESSPIEGEL-SERVICE: PREISWERT ANRUFEN

Von Deike Diening

und Nora Luttmer

E.T. hatte keine Calling Card dabei, als er nach Hause telefonieren wollte. Wahrscheinlich hätte die Einwahl länger gedauert, aber die Verbindung wäre billiger geworden. Vielleicht hätte der außerirdische Besucher aber auch ein schwarzes Schaf erwischt und die Karte hätte im interstellaren Ausland entgegen der Angaben nicht funktioniert.

Auch in Deutschland sind Calling Cards noch nicht so weit verbreitet – vor allem, weil die Benutzer im Angebotsdschungel ihre Vorteile schwer erkennen können. Calling Cards sind Telefonkarten, mit denen man von fast jedem beliebigen Telefon über eine meist kostenlose Einwahlnummer telefonieren kann. Die international gültigen Karten kann man im Urlaub vom Hotel, vom Handy oder von den meisten öffentlichen Fernsprechern aus benutzen – kein Kleingeld in Landeswährung verstopft mehr das Portemonnaie und man muss nicht für ein einziges Telefonat eine Telefonkarte des Reiselandes besorgen. Und auch die armen Schlucker, denen die Telekom das Telefon für abgehende Anrufe gesperrt hat, können mit einer solchen Karte noch von ihrem Apparat aus telefonieren. Außerdem kann man jederzeit anderer Leute Telefon oder Handy nutzen, ohne ihnen Kosten zu verursachen.

Telefonieren ohne Kleingeld

Die Karten gibt es entweder als vorausbezahlte Guthabenkarten (Prepaid), deren Betrag man abtelefoniert, oder aber als Postpaid-Karten. Hier werden die Gebühren nachträglich in Rechnung gestellt. Das Telefonieren ist dann etwas zeitraubend, aber einfach: Das Telefon, egal ob Festnetz oder Handy, muss auf Tonwahl eingestellt sein. Dann wählt man die auf der Karte angegebene Einwahlnummer, gibt seine Geheimzahl ein und wählt die Nummer des Teilnehmers.

Will man die Angebote vergleichen, sind folgende vier Punkte ausschlaggebend, sagt Peter Knaak, Redakteur bei der Stiftung Warentest: Der Abrechnungstakt, die Minutenpreise, eine eventuell anfallende Verbindungsgebühr pro Gespräch und die Gültigkeitsdauer der Karte, die manchmal sogar nur ein paar Wochen betragen kann.

Die Karten unterscheiden sich so sehr, dass Knaak sie eigentlich nur „rechenstarken Menschen“ empfiehlt. Und Menschen, die nicht allzu bequem sind, denn es kann passieren, dass mehr als 30 Ziffern eingegeben werden müssen, bevor die Verbindung steht. Hauptsächlich lohne sich eine Karte für Leute, die ein Handy mit Prepaid-Karte benutzen, und so tagsüber schon mal einen Euro oder mehr für eine Minute zahlen. Da lassen sich mit einer Calling Card gut 80 Cent pro Minute sparen. Knaak rät jedoch, sich ständig neu über die Preise zu informieren, da sie stark schwanken. Vor der Entscheidung für eine Karte solle man Kontakt mit dem Anbieter aufnehmen und sich vergewissern, dass die Einwahlnummer wirklich kostenlos ist und vom Handy aus funktioniert. Das ist manchmal nicht so einfach, da viele der Firmen ihre detaillierten Kosten nirgendwo auflisten und schwer erreichbar sind.

Die fehlende Transparenz vieler Angebote ist auch für Oliver Taupitz der Hauptkritikpunkt an den Calling Cards. Der Vorsitzende der Vereinigung der Telefonkartenanbieter Deutschlands (VTKA) arbeitet zurzeit an einem Gütesiegel für die Anbieter, die vor allem ihre Preislisten veröffentlichen müssten. Dann würden dem Verbraucher auch die zum Teil immensen Sparmöglichkeiten bewusster. Die Calling Card habe in Deutschland ihre Potenziale noch nicht ausgeschöpft, sagt er. Etwa 85 Prozent des Umsatzes würden zurzeit noch in den „Ethno- Märkten“ gemacht. So nennt die Branche den Markt für hier lebende Ausländer, die von Deutschland aus günstig in ihre Heimat telefonieren wollen. Das Angebot an Karten, die nur für Gespräche in ein bestimmtes Land gelten, ist groß. In bestimmte Länder liegen die Preise deutlich auch unter denen der günstigsten Call-by-Call-Anbieter. Zudem müssten die Deutschen den Vorteil, aus dem Ausland unkompliziert nach Hause telefonieren zu können, erst noch erkennen, sagt Taupitz.

Überraschende Preisänderung

Aber nicht immer spielten ökonomische Überlegungen die Hauptrolle. Vielleicht finden es die 15-Jährigen uncool, wenn sie mit dem Handy telefonieren und dazu noch mit dieser Karte hantieren, vermutet Christian Füg von der Internetseite www.billiger-telefonieren.de . Vielleicht sei es auch Bequemlichkeit, sagt Füg, die die Leute abschrecke. Immerhin muss man die Nummern eintippen und sich vor jeder Auslandsreise über die Tarife und Einwahlnummern zu informieren. Hinzu kommt, dass es unter den Anbietern schwarze Schafe gibt. Selbst die seriösen Anbieter änderten ihre Preise oft taktisch – nämlich am späten Freitagnachmittag – wenn die Redaktion, die die Preisänderung noch im Internet veröffentlichen könnte, nicht mehr da sei. Die Kunden bleiben dann in dem Glauben, sie telefonierten zu den alten Preisen, in Wahrheit zahlen sie aber mehr. Wer das vermeiden will, wählt einen Anbieter, der vor jedem Gespräch den aktuellen Preis ansagt.

Für unsere Tabelle haben wir aus der Fülle der Anbieter solche ausgewählt, die recht gut erreichbar sind und Karten anbieten, die man auch im Ausland benutzen kann. Erhältlich sind Calling Cards am leichtesten über eine Bestellung im Internet, entweder beim Anbieter selbst oder bei www.verivox.de oder vica24.de. Einige Tankstellen, Kioske, Reisebüros oder spezialisierte Telefonläden führen ebenfalls Karten.

Eine Stuttgarter Firma verkauft die Karten kurz vor Weihnachten inzwischen auch als individuelles Accessoire. Wer über das Internet eine Bilddatei an die Firma GTC schickt, bekommt nach sieben Tagen Bearbeitungszeit seine persönliche Karte zugeschickt. Da kann er seine PIN-Nummer freirubbeln, und im Wert von 15 oder 30 Euro telefonieren ( www.gtc.de /Einzeltelefonkarten).

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