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Nach Insolvenz-Nachricht: Erste Praktiker-Kunden in Wedding jagen Schnäppchen

Die Kunden reagieren schnell. Am Mittwochabend kommt die Nachricht, dass Praktiker Insolvenz anmelden will - am nächsten Morgen hoffen die ersten Schnäppchenjäger auf Sonderrabatte. Eine Reportage.

Berlin - Die Nachricht vom eingeleiteten Insolvenzverfahren sorgt am Donnerstag für Andrang bei der einzigen Berliner Praktiker-Filiale am Kurt-Schumacher-Damm im Stadtteil Wedding. „Ich habe heute Morgen im Radio von der drohenden Pleite gehört und bin gleich hierhergekommen, um noch ein paar Schnäppchen zu ergattern“, sagt eine Kundin mit vollem Einkaufswagen vor dem Haupteingang. Eine andere sorgt sich um die Mitarbeiter: „Hoffentlich wird die Belegschaft nicht entlassen wie bei der Schlecker-Insolvenz – die Chefs von Praktiker sollten sich anschauen, was dort falsch gemacht wurde, und bessere Entscheidungen treffen.“

Was einige Kunden nicht wussten: Die vielen Rabatte hängen nicht mit dem Insolvenzverfahren zusammen. Schon seit Wochen hängen in dem Markt Schilder wie: „Räumungsverkauf wegen Totalumbau“. Eigentlich sollte die Filiale ab dem 29. August unter dem Namen der Praktiker-Premiumtochter Max Bahr weiterlaufen. So werden Restposten mit hohen Nachlässen verhökert. „Alles muss raus“ steht auf einem Schild. Ob die Umfirmierung nun wirklich stattfindet, bleibt vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklungen ungewiss.

Im Markt sieht es aus wie auf einer Baustelle. Der Eingangsbereich ist steril und wirkt kalt, nur ein Paar Holzträger mit Restposten an Gartenerde sind ausgelegt. Betritt man den Verkaufsbereich, stechen vor allem leere Regale ins Auge – egal ob Gartenpflanzen oder Tapeten, alles ist fast restlos vergriffen. Einige Abteilungen sind bereits ganz geräumt und mit einem Sicherheitsband abgesperrt. Am Donnerstag aber huschen mehr Schnäppchenjäger als in den Tagen zuvor durch die Gänge. Viele fragten die Mitarbeiter nach Restware.

„Ich habe erst heute Morgen von der Situation erfahren, als ich zur Arbeit gekommen bin“, sagt eine resigniert wirkende junge Mitarbeiterin. „Vor Ladenöffnung gab es eine große Runde mit der gesamten Belegschaft, in der uns die Geschäftsleitung über die Probleme informiert hat. Das kam für uns alle sehr plötzlich“, sagt sie. „Zwar wurde uns versprochen, dass wir hier bleiben können, aber die Unsicherheit ist sehr groß. Ich werde mich vorsichtshalber so schnell wie möglich bei anderen Märkten bewerben, um nicht arbeitslos dazustehen.“

Fragen nach der Schuld an der Misere wollen und dürfen die Mitarbeiter dagegen nicht beantworten: „Da kann ich Ihnen nichts zu sagen“, sagt eine andere Kollegin und räumt weiter leere Kartons zusammen. Mathias Scheithauer

Mathias Scheithauer

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