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Wirtschaft: Nach VW droht auch Porsche Tarifstreit

IG Metall schließt „spontane Aktionen“ bei Volkswagen vor Ende der Friedenspflicht nicht aus

Frankfurt am Main Der Tarifkonflikt bei VW spitzt sich zu. Die Gewerkschaft hat dem Unternehmen am Sonntag ein Ultimatum gestellt: „Wenn sich VW in der nächsten Runde am kommenden Donnerstag nicht bewegt, werden am 1. und 2. November Warnstreiks beginnen. Darauf bereitet sich die Gewerkschaft vor“, sagte der IG-Metall-Verhandlungsführer Hartmut Meine dem „Handelsblatt“. Schon für diese Woche schloss Meine „spontane Aktionen“ nicht aus. Die Friedenspflicht läuft am 28. Oktober aus.

Unterdessen droht auch beim hochprofitablen Sportwagenhersteller Porsche ein Streit über Arbeitszeiten. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ zitierte Betriebsrats-Chef Uwe Hück mit den Worten, „ich werde nicht zulassen, dass Menschen umsonst arbeiten. Das werden sehr harte Verhandlungen, nichts für Weicheier“. Jede Ausweitung der Arbeitszeit ohne Lohnausgleich sei „unmoralisch“. Zur Frage, ob und wo eine vierte Porsche-Reihe gefertigt werde, sagte Hück der „FAZ“ außerdem: „Ich akzeptiere nicht, dass die Reihe außerhalb Deutschlands gebaut wird.“ „Ich kann die Reaktion von Herrn Hück definitiv nicht nachvollziehen“, sagte Porsche-Sprecher Anton Hunger in Stuttgart am Sonntag auf Anfrage. „Ich gehe davon aus, dass die Verhandlungen im Einvernehmen über die Bühne gehen“, meinte Hunger.

Bei Volkswagen lässt sich nach Einschätzung von IG-Metall-Verhandlungsführer Meine ein harter Arbeitskampf nur noch vermeiden, wenn das Unternehmen einen großen Schritt auf die Arbeitnehmer zugeht: „Es heißt Tarifverhandlungen und nicht Tarifdiktat. VW-Chef Bernd Pischetsrieder und sein Vorstand verkennen anscheinend vollkommen die Realitäten, was einer VW-Belegschaft zuzumuten ist“, sagte Meine.

Zuvor hatte die Konzernführung ein Kompromissangebot der Gewerkschaft zurückgewiesen, statt Lohnerhöhungen von vier Prozent den niedrigeren Abschluss des Metalltarifs aus dem Frühjahr zu übernehmen und zusätzlich bei Neueinstellungen zehn Prozent unter dem VW-Haustarif zu bleiben. „Das würde zu weiteren Belastungen in dreistelliger Millionenhöhe führen“, sagte VW- Verhandlungsführer Josef-Fidelis Senn. Volkswagen fordert in der laufenden Tarifrunde von den 103000 Beschäftigten in den sechs westdeutschen Werken den Einstieg in ein Sparprogramm, das bis zum Jahr 2011 die Arbeitskosten um zwei Milliarden Euro im Jahr verringern soll. Ansonsten könnten die Werke nicht wettbewerbsfähig produzieren, warnt die VW-Spitze.

Dagegen drohte Meine: „Wenn sich VW nicht bewegt, rappelt es im Karton.“ Jetzt sei das Volkswagen-Management am Zug. Die Kostenprobleme der europäischen Hersteller seien nicht durch Eingeständnisse der Arbeitnehmer zu lösen, weil die Lohnkosten nur noch rund ein Sechstel der Gesamtkosten betrügen, sagte Meine. „Bei Arbeits- und Prozessorganisation werden dagegen Milliarden durch den Schornstein gejagt.“ Der IG-Metall-Verhandlungsführer stellte klar: „Eine Nullrunde sehe ich nicht.“

VW ist kein Einzelfall. Europas Autohersteller sehen insgesamt harten Zeiten entgegen, wie auch die Auseinandersetzung bei Opel belegt. Die in dieser Woche erwarteten Quartalszahlen von großen Unternehmen der Branche versprechen keine Besserung. Nach Einschätzung von Experten wird Fiat Auto erneut operative Verluste schreiben, Mercedes einen drastischen Gewinnrückgang melden – und auch der Absatz der französischen Autohersteller Renault und Peugeot-Citroen fällt schwach aus. Setzen sich die Massenhersteller Opel und VW in den Auseinandersetzungen durch, wächst der Druck für Zugeständnisse der Belegschaft auch bei der Konkurrenz. Jaguar und Fiat haben bereits Restrukturierungsmaßnahmen angekündigt. hz/hof (HB)/dpa

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