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Seit zwölf Jahren ist Eric Schweitzer IHK-Präsident.

© Kai-Uwe Heinrich

Nach zwölf Jahren im Amt: IHK-Präsident Eric Schweitzer tritt ab

In fast zwölf Jahren hat die Industrie- und Handelskammer mit dem Alba-Chef turbulente Zeiten erlebt. Unterm Strich steht sie jetzt besser da als 2004. An diesem Montag gibt Eric Schweitzer das Ehrenamt wahrscheinlich an Beatrice Kramm ab.

Mit dem Begriff „Ende einer Ära“ wird in schnelllebigen Zeiten inflationär umgegangen. Hier passt er aber vielleicht doch. In jedem Fall haben sich Berlin, Berlins Wirtschaft, ihre Industrie- und Handelskammer (IHK) und der Mann, um den sich am heutigen Montag (fast) alles dreht, merklich verändert in den fast zwölf Jahren seit dem Sommer 2004. Damals wurde der erst 38-jährige Eric Schweitzer, Miteigentümer und Chef des Recyclingkonzerns Alba, zum Präsidenten der größten und damit wichtigsten Wirtschaftskammer der Stadt gewählt – als Nachfolger von Werner Gegenbauer. Jetzt gibt Schweitzer dieses Ehrenamt wieder ab.

Er hatte „kein leichtes Erbe“ übernommen, schrieb sein Wegbegleiter Stephan Schwarz, Präsident der Handwerkskammer, 2013 in einem Gastbeitrag für den Tagesspiegel: „Die finanzielle Lage der IHK war desaströs. Mit dem Bau des Ludwig-Erhard-Hauses in der Fasanenstraße hatten sich seine Vorgänger heillos übernommen; genau wie die Schöpfer der Bankgesellschaft hatten auch sie nach dem Mauerfall von der Sechs-Millionen-Metropole geträumt. Zu den Altlasten gehörte aber auch die Mentalität des Berliner Establishments“, erinnerte sich Schwarz. Da sei noch viel „altes West-Berlin“, viel Seilschaft und Kungelei gewesen. „Und da war plötzlich Eric Schweitzer: jung, selbstbewusst, mit lausbubenhafter Harry-Potter-Nickelbrille, an der Spitze der altehrwürdigen IHK zu Berlin, unkonventionell im Umgang, laut, kampflustig. Das war ein völlig neuer Stil!“

Nachfolgerin wird vermutlich Beatrice Kramm

Diese Brille trägt Schweitzer heute nicht mehr, wenn bei der Sitzung der IHK-Vollversammlung um kurz nach 16 Uhr der Tagesordnungspunkt 2 aufgerufen wird: „Veränderungen im Präsidium“. Schweitzer wird, wie bereits vor Wochen angekündigt, den Vorsitz niederlegen. Bisher einzige Kandidatin für die Nachfolge ist Vizepräsidentin Beatrice Kramm, wie Schweitzer 50 Jahre jung, Miteigentümerin und Chefin der Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft aus Adlershof. Vor 18 Uhr sollen Wahl und Auszählung beendet sein. Dann will der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) zu den rund 100 Delegierten sprechen. Für den Abend ist ein Festakt mit rund 500 Gästen angesetzt.

Schweitzer hatte Konflikte nicht gescheut. Er legte sich mit dem Verein der Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) über die Kostenverteilung der gemeinsamen Zentrale, des Ludwig-Erhard-Hauses, an. Kritiker warfen ihm in frühen Jahren vor, er habe die Kammer im Konflikt um die Abfallentsorgung (Stichwort „Gelbe Tonne plus“) zu sehr im Sinne der Interessen von Alba eingespannt. Andere hätten sich von der IHK auch noch einen härteren Umgang mit den Bauherren des BER gewünscht. Zugleich gelang es Schweitzer im Duo mit Hauptgeschäftsführer Jan Eder, die IHK finanziell wieder handlungsfähig zu machen. Mitgliedsbeiträge wurden gesenkt, mehr Unternehmer befreit. Das nahm auch den Aktivisten gegen eine „Zwangsmitgliedschaft“ Wind aus den Segeln.

Schweitzer bleibt einfaches Mitglied im Präsidium

„Ich habe immer versucht, authentisch zu sein, und nicht versucht, eine Rolle zu spielen“, sagte Schweitzer dem Tagesspiegel am Sonntag. Rational halte er seinen Rückzug weiter für richtig. Emotional aber werde dieser Tag „schwierig“ für ihn. Er wolle der IHK aber als einfaches Mitglied im Präsidium erhalten bleiben. Auch Präsident des Dachverbandes DIHK werde er bleiben.

Auf die Bitte, ein herausragendes Erlebnis aus zwölf Jahren zu nennen, berichtet Schweitzer gestern spontan nicht von einem seiner vielen wirtschaftspolitischen Erfolge, sondern von einer Bahnfahrt im Februar 2005 vom Obahnhof nach Potsdam. Es war ein sehr kleiner Kreis in dem Abteil des Panoramazugs. Prominentester Fahrgast: Queen Elisabeth II. Klingt so, als habe sich Eric Schweitzer einen kleinen Teil des Charmes von Zauberlehrling Harry Potter bewahren können.

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