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Wirtschaft: Nachfrage nach Flugtickets bricht wieder ein Der europäische Luftfahrtverband fordert angesichts katastrophaler Zahlen der Fluglinien Strukturreformen

Brüssel (fw). Die europäische Luftfahrt steckt tief in der Krise.

Brüssel (fw). Die europäische Luftfahrt steckt tief in der Krise. Nachdem sich die Verkehrszahlen in den vergangenen Wochen zumindest auf den europäischen und auf den transatlantischen Strecken leicht gebessert hatten, ist die Nachfrage in der vergangenen Woche wieder eingebrochen. In Europa schrumpfte der Umsatz pro Passagier pro Kilometer im Vergleich zum Vorjahr um 7,9 Prozent. Auf den Strecken nach Nordamerika sank der Umsatz um 4,3 Prozent und auf den Flügen nach Asien war der Einbruch mit 31 Prozent am stärksten. Auch nach Nahost sank der Verkehr um 3,7 Prozent.

„Das ist eine Katastrophe“, sagte der Generalsekretär des europäischen Luftfahrtverbandes (AEA), Ulrich SchulteStrathaus, dem Tagesspiegel. Diese Zahlen zeigten, dass die Luftfahrtgesellschaften auch mittelfristig mit keiner nachhaltigen Belebung des Verkehrs rechnen könnten. Deswegen fordert Schulte-Strathaus, dass die Strukturkrise in der Branche endlich gemeinsam angegangen wird.

Das Verhalten der Verbraucher habe sich grundlegend verändert. Das bisher angebotene „Rundumsorglospaket“ der traditionellen Fluggesellschaften stoße kaum noch auf Interesse. „Es hat ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Denn die Kunden wissen jetzt, dass es billiger geht – und verzichten dafür gerne auf teure Extras.“ Lufthansa, British Airways und Co. hätten zwar schon reagiert und im Regionalverkehr die Preise gesenkt. Das Problem: Die Preise gingen zwar herunter, aber nicht die Kosten, die extern bestimmt würden. „Gewerkschaften, Flughäfen und Politik müssen mitspielen“, fordert Schulte-Strathaus.

Den europäischen Fluggesellschaften geht es seit über einem Jahr schlecht. Die schwache Konjunktur, die Angst vor Terror nach dem 11. September, der Irak-Krieg und Sars ließen die Passagierzahlen drastisch sinken. Die AEA befürchtet für 2003 schlimmstenfalls Verluste der Branche in Europa von 3,4 Milliarden Euro.

Experten sind sich aber einig darüber, dass auch die immer stärker werdende Konkurrenz der Billigflieger schuld an der Krise ist. „Selbst wenn wieder mehr Menschen in die Flugzeuge steigen sollten, heißt das nicht, dass die Krise vorüber wäre“, sagt Schulte-Strathaus. Denn die „Qualitätskunden“, die viel Geld für guten Service in der Business-Klasse gezahlt hätten, würden nicht mehr zurückkommen. „Auch die wollen jetzt billiger fliegen“, sagt Schulte-Strathaus. Bei United Airlines sei der Anteil am Umsatz von Premium-Passagieren von 41 Prozent 1999 auf knapp 20 Prozent in 2002 geschrumpft. „Dieser Trend bleibt – und er gilt auch für Europa", sagt Schulte-Strathaus.

An den deutschen Flughäfen zeigt sich die gleiche Entwicklung. Von dort starteten im ersten Quartal 2003 zwar rund eine Million oder 5,4 Prozent mehr Passagiere als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Zuwächse erzielten aber vor allem die Billigflieger. Hier stieg die Zahl der Passagiere um 14,9 Prozent auf 5,3 Millionen.

Damit die Fluggesellschaften kostendeckend auf ihren Kurzstrecken billigere Produkte anbieten könnten, müssten auch die großen Flughäfen mitspielen und mit den traditionellen Fluggesellschaften neue, günstigere Vertragsbeziehungen aufbauen, fordert der AEA-Generalsekretär.

Druck komme auch aus den USA: Die US-Fluggesellschaften haben nach Berechnungen der AEA seit Anfang der Krise ihre Personalkosten um 22 Prozent gedrückt und mit Nachverhandlungen bei den Leasingkosten die Flugzeuge um 20 Prozent billiger gemacht. Schulte-Strathaus: „Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen die Europäer hier nachziehen können.“

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