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Nachhaltige Unternehmensphilosophien: Vom Klimaschutz profitieren

Unternehmen setzen auf Nachhaltigkeit und hoffen auf mehr Gewinne. Kunden sind aber nur begrenzt bereit, mehr zu zahlen.

Berlin - Vom Klimaschutz soll nicht nur die Umwelt profitieren. Auch immer mehr Unternehmer setzen auf Nachhaltigkeit und erwarten dadurch höhere Gewinne.

Mit „GoGreen“ will sich etwa die Deutsche Post das Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit zunutze machen. „Die kohlendioxidneutrale Paketsendung“ soll die während des Transports entstehenden CO2-Emissionen ausgleichen. „Maßnahmen, die der Nachhaltigkeit dienen, führen häufig auch zu Effizienzsteigerungen und helfen so, Kosten einzusparen“, sagt Monika Wulf-Mathies, Leiterin des Zentralbereichs Politik und Nachhaltigkeit, auf die Frage, ob sich Nachhaltigkeit für Unternehmen rechnet. Bisher waren die „GoGreen-Pakete“ vor allem online sowie für Firmenkunden erhältlich. Ab August gibt es sie flächendeckend in den Filialen. Die Nachfrage sei hoch, berichtet eine Post-Sprecherin. Die Posttochter DHL investiert bei den „GoGreen“-Paketen als Ausgleich für die Klimabelastung in zertifizierte Maßnahmen, bei denen Kohlendioxid eingespart wird. Auch Fahrzeuge mit alternativen Antrieben oder Kraftstoffen werden finanziert.

Für Firmen, die seit jeher auf umweltschonende Produktion gesetzt haben und sich hierin profiliert haben, zahlt sich das heute aus. Beispiel: die Naturkosmetik-Marke Dr. Hauschka aus dem Hause Wala. „Immer mehr Menschen kommen dazu“, sagt ein Sprecher. In den vergangenen fünf Jahren hat sich der Umsatz verdoppelt. 2006 waren es 86 Millionen Euro, 2005 noch 75 Millionen Euro.

Auch bei Geldanlagen gewinnt Nachhaltigkeit an Bedeutung. „Viele denken, Nachhaltigkeit ist nur für andere nützlich“, sagt Melinda Köszegi, Geschäftsführerin bei Panda Investment-Management. Doch das stimme nicht: Die Menschen würden erkennen, „damit kann man auch Geld verdienen“. Bei nachhaltigem Handeln würden Unternehmen dauerhaft Gewinn erwirtschaften und beständig wachsen, meint Köszegi. Damit seien sie auch für Anleger interessant. Panda Investment vertreibt seit mehr als zehn Jahren nachhaltige Investmentfonds in Zusammenarbeit mit dem World Wide Fund For Nature (WWF). Bisher bestand die Zielgruppe überwiegend aus WWF-Mitgliedern. Doch das soll sich ändern. „Wir merken, dass es eine riesige Nachfrage gibt“, sagt Köszegi.

Auch die Münchener Rückversicherung sehe „im Klimawandel mehr Chancen als Risiken“, sagt Sprecher Michael Able, das gelte „sowohl für die Gesellschaft, als auch für Versicherer“. Neben neuen Technologien zur Steigerung der Energieeffizienz wachse auch die Nachfrage nach adäquatem Risikoschutz. Und auch von den Investoren würden Klimaaspekte zunehmend berücksichtigt. Daher sei die Listung in Nachhaltigkeitsindizes wie dem Dow Jones Sustainability Index und dem FTSE4Good-Index für Unternehmen klar von Vorteil. Die Münchener Rück will zudem ihre weltweiten Aktivitäten bis zum Jahr 2012 klimaneutral umstellen. Der Standort München soll bereits in zwei Jahren kohlendioxid-neutral umgestellt sein.

Dennoch sind eine ressourcenschonende Unternehmensphilosophie und Nachhaltigkeitsberichte, mit denen immer mehr Unternehmer ihre klimaschützenden Aktivitäten publizieren, keine alleinigen Erfolgsgarantien für mehr Wachstum. „Nachhaltigkeit ist wichtig, wenn es sich für Unternehmen rechnet“, meint Armin Rockholz vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag.

Allerdings ist der Preis, den Kunden für Nachhaltigkeit zu zahlen bereit sind, begrenzt. Johannes Merck, Director Corporate Responsibility der Otto-Group, sieht beim Thema Nachhaltigkeit zwar „neue Chancen“. Allerdings warnt er, dass die Mehrheit der Kunden nicht bereit sei, drauf zu zahlen. „Damit müssen wir umgehen“, sagt Merck.

Der Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch, wirft den Firmen in Deutschland vor, die Bedeutung nachhaltiger Unternehmensführung zu spät erkannt zu haben: „Die meisten Unternehmen wollen möglichst kostengünstige Rahmenbedingungen, um sich gegen drastische Umweltmaßnahmen zu wehren.“ Resch fordert daher „klare Regelungen für die Wirtschaft“.

Dennoch: Der Trend zur Nachhaltigkeit ist da. Offen ist nur, wie sich die Unternehmer das zunutze machen. „Es wird Gewinner und Verlierer geben. Verlierer sind die, die heute nicht die Weichen stellen“, sagt Günther Bachmann, Geschäftsführer des Rates für Nachhaltige Entwicklung. Für ihn ist klar, dass Nachhaltigkeit „Mittel zum Zweck“ sei, um im globalen Markt bestehen zu können. „Die Welt braucht Lösungen für energiesparende Verfahren – die können aus Deutschland kommen.“

Karoline Kohler

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