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Auftanken. An langen Wochenenden wie diesem ist der Sprit besonders teuer. Foto: dpa

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Wirtschaft: Nachhilfe zum Spritsparen

In speziellen Kursen sollen Autofahrer lernen, wie sie länger mit einer Tankfüllung auskommen.

Berlin - Auf die Mineralölindustrie kann man sich verlassen: Pünktlich vor dem Mai-Feiertag heben die Tankstellen die Spritpreise an. Bundesweit kostet der Liter Super E10 aktuell im Schnitt 1,64 Euro, Super Plus sogar 1,76 Euro. Während die Konzerne jeden Verdacht zurückweisen, sie missbrauchten ihr Oligopol, um die Verbraucher abzuzocken, diskutiert die Politik ratlos über mögliche Gegenmaßnahmen: Pendlerpauschale rauf, Steuern runter, Kartellamt einschalten. Autofahrer üben sich derweil in Fatalismus: Billiger wird der Sprit nicht werden.

Wer viel Auto fährt und seinen Geldbeutel trotzdem schonen will, muss selbst die Initiative ergreifen – zum Beispiel mit einem Nachhilfekurs für spritsparendes Fahren. Einige Hersteller, Autoclubs und Umweltverbände bieten seit Jahren entsprechende Fahrtrainings an.

Großen Zulauf hatten die Programme bislang nicht. Teste jedoch der Spritpreis die Schmerzgrenze, würden die Angebote stärker genutzt, sagt ein Daimler- Sprecher. Der Stuttgarter Autobauer bietet neben zahlreichen Kursen unter anderem ein „Eco-Training“ („Schonen Sie die Natur und Ihr Bankkonto“) an, das sich an professionelle Flottenkunden wendet, aber auch von privaten Fahrern gebucht werden kann. Für 125 Euro werden die Teilnehmer einen halben Tag lang praktisch darin geschult, wie man effizient Auto fährt. „Bis zu 15 Prozent Ersparnis sind drin“, verspricht der Sprecher. „Bei Bedarf kommen wir auch zu Ihnen nach Hause und absolvieren das Training unter Alltagsbedingungen.“ Eco-Trainings werden von Anfang Mai und Anfang November an in zehn Städten angeboten, in Berlin erst wieder am 26. Oktober.

Beim Wettbewerber BMW, der in der CO2-Bilanz und beim Verbrauch eigentlich besser abschneidet als Mercedes, sucht man ein Spritspartraining indes vergeblich. „Wir bieten eher etwas für sportliche Fahrer“, sagt ein Sprecher. So finden sich im Programm Snow-, Ice-, Security-, Drift- oder Power-Trainings.

Umweltbewusster gibt sich der Volkswagen-Konzern, der zusammen mit dem Naturschutzbund NABU Fahrtrainings unter dem Motto „Umschalten – ganz einfach Sprit sparen“ anbietet. Die bundesweiten Kurse sind kostenlos und versprechen „bis zu 25 Prozent“ Spritersparnis „ohne Zeitverlust“. Das Angebot ist mit acht Terminen allerdings begrenzt, Berlin ist 2012 nicht dabei. „Die Initiative für solche Trainings geht meist von den örtlichen NABU-Gruppen aus“, begründet Dietmar Oeliger vom Naturschutzbund die regionale Verteilung. Für Flottenkunden sei ein Spritspar-Kurs auch am sinnvollsten, weil er dann den größten ökonomischen Nutzen habe. Für zahlende Teilnehmer (145 Euro) bietet Volkswagen zusätzlich eigene Eco-Trainings an. Nach der Ermittlung des Fahrstils werden praktische und theoretische Grundlagen zum ökonomischen Fahren vermittelt. Professionelle Trainer zeigen hinterm Steuer, wie man es macht. Termine und Veranstaltungsorte gibt VW auf Anfrage bekannt.

Natürlich treten die Autohersteller in ihren Öko-Fahrschulen mit den neuesten Eco-Modellen an, die ohnehin besonders wenig Benzin verbrauchen. Wer sich hier nicht fürs Marketing einspannen lassen will, kann auch bei den Autoclubs ADAC oder Avd fündig wurden. Dietmar Oeliger hält Spritspar-Kurse generell für sinnvoll. „Die Kosten kann man sehr schnell wieder reinfahren“, sagt der Umweltexperte. Das Interesse der Verbraucher sei allerdings dennoch gering. Das liege auch daran, dass moderne Autos zunehmend mit einer Start-Stop-Automatik oder Energiemanagementsystemen ausgestattet seien, die zum Beispiel Bremsenergie zurück ins Auto einspeisen (Rekuperation). „Die Technik nimmt dem Fahrer immer mehr ab“, sagt Oeliger. Dennoch: Wer zusätzlich drei Regeln beim Autofahren beachte (siehe Kasten), der hole schon deutlich mehr aus einer Tankfüllung heraus.

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