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NACHRICHTEN: Alles im Griff

Zeitplanung, Organisationstalent und Motivationskraft: Das brauchen Frauen, um das Weihnachtsfest zu managen. Diese Kompetenzen sind aber auch für die Karriere nützlich. Von Lara Sogorski.

Um Kinder und Haushalt zu managen, kommt es auf gutes Zeitmanagement, Organisationstalent und Motivationskraft an. Mit diesen Kompetenzen kann das Familienmanagement zur beruflichen Stärke werden. Doch dafür fehlt Frauen und Unternehmen häufig noch das Bewusstsein.

„Ihr Beruf? Oder sind sie nur…?“, fragt der Mann mit Anzug und Schlips, während er die Frau vor sich mit leicht abschätzigem Blick mustert. Eine klassische Bewerbungssituation. Frau mit Haushalt und Familie will wieder in die Berufswelt einsteigen, der Arbeitgeber ist skeptisch. In der Szene lässt sich die Frau nicht einschüchtern, erläutert ganz selbstbewusst, wie sie „ein sehr erfolgreiches, kleines Familienunternehmen“ führt. Der Mann reagiert überrascht.

Diese Szene stammt aus einem Werbespot für den Haushaltsgerätehersteller Vorwerk von 2006. Im Mittelpunkt die Hausfrau und Mutter als taffe Familienmanagerin. Vor sechs Jahren rückte dieses Bild damit ins Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit. Es steht entgegen der Vorstellung, eine Frau verabschiede sich mit der Familienarbeit von der Arbeitswelt und sei am Ende nur noch für Nebentätigkeiten einsetzbar. Sieht man zu den Herausforderungen der Familienarbeit aber die Parallelen im Berufsleben, kann ein erfolgreiches Familienmanagement zur beruflichen Stärke werden. Allerdings hängt es häufig von den Frauen ab, ob das beim Arbeitgeber auch ankommt.

Regelmäßig muss Essen auf den Tisch, die Wohnung geputzt und Wäsche gewaschen werden, Arzttermine, Musikunterricht und Elternabend stehen auf dem Programm, der Nachwuchs braucht Hilfe bei den Hausaufgaben, oder muss erst zum Lernen motiviert werden. „Was Frauen als Mütter leisten, wird woanders teuer verkauft“, sagt Cornelia Eybisch-Klimpel, Beraterin beim Verein Frau und Beruf in Berlin. Allerdings seien sich viele nicht klar darüber, was sie alles leisteten und würden es als selbstverständlich ansehen. „Viele sehen in der Eltern- und Familienzeit eine Lücke im Lebenslauf und befürchten, für Arbeitgeber weniger Wert zu sein.“ Dabei wünsche sich doch jedes Unternehmen Mitarbeiter, die Verantwortung übernehmen und ein gutes Zeitmanagement haben, Prioritäten setzen und andere motivieren können. „Klassische Hausfrauen-Tugenden und Manager-Tugenden haben vieles gemein.“

Ähnlich formuliert es auch Kathrin Scheel. Als selbstständiger Erfolgscoach und vernetzt im Frauenberufsverband BPW Berlin glaubt auch sie, dass viele Mütter ihre Kompetenzen zu wenig benennen. Viele reagierten unsicher und ängstlich, wenn es darum gehe vor dem Arbeitgeber über das Thema Familie zu sprechen. „Dabei kann man fast sagen, gibt es keine Berufssituation, die eine Mutter im übertragenen Sinne nicht schon gemeistert hätte“, sagt die 53-Jährige. Wer Kinder habe, müsse beispielsweise stets viele Dinge gleichzeitig machen und damit rechnen, dass noch etwas unerwartet dazukomme. Schnell gelte es Prioritäten zu setzen, praktikable Lösungen zu finden und bei Konflikten zu vermitteln. Statt seine Leistungen für Familie und Haushalt zu verstecken sollte man immer offen mit einem Arbeitgeber darüber sprechen, rät Karriereexperte Jürgen Hesse vom Büro für Berufsstrategie Hesse/Schrader. Dabei komme es natürlich zum einen darauf an, was man im Familienleben im einzelnen geleistet hat, zum Beispiel wie viele Kinder „zu managen“ waren, ob Haus und Personal dazugehörten oder ob es zusätzlich noch eine ehrenamtliche Arbeit gab.

„Zum anderen kommt es auf eine angemessene Wortwahl an, also ein gutes Selbstmarketing“, so Hesse. Vielen falle das schwer. Darum sollte man sich vorher in Ruhe überlegen, was die wichtigen Kompetenzen und dafür die richtigen Worte seien. Zum Beispiel seien viele Frauen für die Haushaltskasse zuständig. „Sie könnten daher formulieren: Im Haushalt bin ich für die finanziellen Angelegenheiten allein zuständig und kann daher sehr gut mit Etatthemen umgehen.“

Hesse weiß aber auch, dass es mitunter an den Unternehmen liegt, warum Frauen mit Familie und Haushalt keinen angemessenen Arbeitsplatz bekommen. Vielen Arbeitgebern werde erst so langsam bewusst, welche Parallelen und dadurch Vorteile sich für ein Unternehmen ergeben können. „Darum darf man sich keiner Illusion hingeben: Obwohl schon viel darüber gesprochen wird, in der Praxis lassen sich viele Arbeitgeber damit noch nicht beeindrucken und erkennen es nicht als berufliche Stärke an.“

Gute Erfahrungen in diesem Zusammenhang hat wiederum Silke Reichmann de Salas gemacht. Sie arbeitet seit gut neun Jahren als Kundenbetreuerin bei Valentin Software, einem Berliner Unternehmen aus der Solarbranche. Als zweifache Mutter ist sie dort heute in Teilzeit angestellt. Für ihre Kinder nahm sie sich jeweils eine kurze Elternzeit, und konnte jedes Mal wieder ohne Probleme zu ihrem Arbeitgeber zurückkehren. „Dabei habe ich von meinen Kollegen gespiegelt bekommen, dass ich mich durch die Familienzeit deutlich weiterentwickelt habe“, berichtet die Mitte 40-Jährige.

Als Mitglied bei Hypatia, dem Frauennetzwerk Erneuerbare Energien und Cleantech, setzt sie sich unter anderem für die Familienfreundlichkeit und Unterstützung von Müttern in der Branche ein. Viele Solar-Unternehmen zeigten sich heute immer offener für die Themen, um auch für weibliche Fachkräfte attraktiv zu sein. Das gilt auch für Berliner Unternehmen anderer Branchen.

Bei der BVG gibt es für Frauen einen speziellen Förderplan 2010-2016. Demnach können im Auswahlverfahren für eine Stelle solche Fähigkeiten berücksichtigt werden, die man sich im Rahmen der Familienarbeit aneignet, wie beispielsweise „Motivationsfähigkeit, Problemlösungskompetenz, Flexibilität und besonderes Organisationsvermögen.“

„Wir gehen davon aus, dass sich im Rahmen des Zusammenlebens in der Familie vor allem soziale Kompetenzen entwickeln, die gut im Berufsleben eingesetzt werden können. Unternehmen können davon durchaus profitieren“, sagt Bettina Janovsky, Leiterin der Abteilung Strategieentwicklung, Personal und Organisation. Auch die Degewo zeigt sich offen für das Thema Familienmanagement und Beruf. „Insgesamt fördert die Erziehung eines Kindes die soziale Kompetenz“, sagt Tom Goerke, Leiter des Personal- und Betriebsmanagements. „Frauen, die nach der Elternzeit in den Beruf zurückkehren, setzen in der Regel die neu erlernten Fähigkeiten gewinnbringend für die Degewo ein.“

Arbeitsweg: Fahrgemeinschaften sind gesetzlich unfallversichert

Kommen Beschäftigte in Fahrgemeinschaften zur Arbeit, sind sie unterwegs gesetzlich unfallversichert. Das gilt auch dann, wenn sie zum Abholen von Kollegen einen Umweg fahren. Darauf weist die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung in ihrer Zeitschrift Arbeit und Gesundheit (Ausgabe 1/2013) hin. Allerdings sollten die Mitglieder der Fahrgemeinschaft so eingesammelt werden, dass die Route so kurz wie möglich ist. Nicht erforderlich ist, dass die Arbeitnehmer von einem gemeinsamen Startpunkt aus starten. Weichen Beschäftigte aus sonstigen Gründen vom direkten Weg zur Arbeit ab, entfällt der Versicherungsschutz. Wer also morgens noch schnell zum Bäcker oder abends zum Schwimmen fährt, ist gesetzlich nicht mehr versichert. dpa

Umfrage: Selbst an Weihnachten sind viele für den Chef erreichbar

Viele Berufstätige bleiben auch an Weihnachten für ihren Vorgesetzten und die Kollegen erreichbar. Das hat eine repräsentative Aris-Umfrage ergeben. So sagten 78 Prozent der Befragten, sie seien an Weihnachten, zwischen den Jahren und an Silvester auch dann zu erreichen, wenn sie Urlaub haben. 2011 machten bei der gleichen Umfrage nur 71 Prozent diese Aussage. Rund jeder Fünfte (22 Prozent) ist für die Arbeit nicht zu erreichen. Männer sind häufiger unerreichbar als Frauen. Bei den Männern schaltet rund jeder Vierte (26 Prozent) das Telefon und den Computer aus. Bei den Frauen ist es nur rund jeder Fünfte (19 Prozent). Im Auftrag des Branchenverbands Bitkom wurden 1005 Personen ab 14 Jahren befragt, darunter 439 Berufstätige. Von ihnen haben 380 an den Feiertagen Urlaub. dpa

Kleiderordnung: Missachtung kann zur Kündigung führen

Missachtet ein Arbeitnehmer die Kleidervorschriften im Betrieb, kann das zur Kündigung führen. Denn er verstößt damit gegen seine arbeitsvertraglichen Pflichten. Das hat das Arbeitsgericht Cottbus (Az.: 6 Ca 1554/11) entschieden. Auf das Urteil weist der Deutsche Anwaltverein hin. In dem Fall sollten die Mitarbeiter eines Möbelhauses während der Arbeit einheitliche Kleidung tragen. Eine Arbeitnehmerin weigerte sich, der neuen Kleiderordnung nachzukommen – und zog wie bisher ihre eigenen Sachen an. Daraufhin mahnte der Arbeitgeber die Frau zweimal ab. Dann kündigte er ihr fristgemäß. Die Mitarbeiterin klagte – ohne Erfolg. Die Frau habe ihre arbeitsvertraglichen Pflichten verletzt, so die Richter. Die Frage der Dienstkleidung unterliege grundsätzlich dem Weisungsrecht des Arbeitgebers. Die Kleiderordnung im Betrieb diene dazu, das Personal während der Arbeit erkennbar zu machen. Zwar werde dem Arbeitnehmer dadurch die Möglichkeit genommen, seiner Kleidung eine persönliche Note zu geben. Diese Beschränkung der freien Entscheidung sei jedoch vom Weisungsrecht gedeckt und hier auch angemessen. dpa

Asthma: Klimaanlage im Büro ausschalten

Arbeitnehmer mit Asthma sollten möglichst nicht bei laufender Klimaanlage arbeiten. Oft stoßen die Geräte trockene Luft aus und können Schafstoffe im Raum verteilen. Beides reizt die Atemwege von Patienten unnötig. Sie lüften daher besser täglich mehrfach und nutzen einen Luftbefeuchter. Das empfiehlt Lungenfacharzt Andreas Hellmann, Vorsitzender des Bundesverbands der Pneumologen (BdP). Das Gerät müsse regelmäßig gesäubert werden, um Schimmelbildung zu verhindern. dpa

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