zum Hauptinhalt
Die Telekom könnte ihren E-Mail-Dienst auch im Falle des Verkaufs von T-Online behalten wollen.

© dpa

Nachrichtenportale: T-Online bald Bild.de?

Die Telekom könnte ihr Portal an Springer verkaufen. Für den Berliner Medienkonzern wäre der Erwerb ein logischer Schritt - wenn die Wettbewerbshüter nichts dagegen hätten.

Jeder zweite Internetnutzer in Deutschland steuert die Seite zumindest einmal im Monat an. Millionen Menschen haben ihre E-Mail-Adresse dort. Nun könnte die Deutsche Telekom ihr Internetportal T-Online verkaufen. Ernsthafter Bewerber ist Medienberichten zufolge der Axel-Springer-Verlag, zu dem unter anderem Bild.de, Welt.de und eine Reihe von Job-, Immobilien- und anderen Anzeigenportalen im deutschsprachigen Netz gehören. Die Verhandlungen zwischen den Bonnern und den Berlinern seien aber noch in einem sehr frühen Stadium, schreibt die „Wirtschaftswoche“ und beruft sich dabei auf Unternehmenskreise. Weder Springer noch Telekom wollten das kommentieren.

In einem weiteren Magazinbericht schreibt „Der Spiegel“ unter Verweis auf Telekom-Kreise, dass der ehemalige Staatskonzern allerdings keinerlei Druck habe, das Geschäft zu verkaufen. T-Online erwirtschaftet demnach rund 100 Millionen Euro Umsatz und einen ein- bis zweistelligen Millionengewinn. Der Verkauf der Scout24-Gruppe – Immoscout, Autoscout – werde innerhalb des Telekom-Konzerns als Maßstab gesehen. Zum Billigstpreis werde man T-Online deshalb sicher nicht. Zu den Interessenten an Scout24 hatte zwischenzeitlich ebenfalls Axel Springer gehört.

Tomorrow Focus soll aus dem Rennen sein

T-Online ist nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Online Forschung (Agof) mit 27,5 Millionen Besuchern im Monat das reichweitenstärkste Online-Medium hierzulande. Rund 374 Millionen Besuche monatlich zählt die Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) auf dem Portal. Beide Kennziffern sind wichtig für die Werbevermarktung von Internetseiten. Je mehr Menschen über ein Angebot erreicht werden, umso attraktiver ist es auch für Werbetreibende. Hinter Ebay (314 Millionen Besuche) folgt Bild.de (295 Millionen Besuche) auf Rang drei.

Zu den Interessenten an T-Online habe auch Tomorrow Focus gehört, berichtet „Der Spiegel“ weiter. Der Betreiber von Portalen wie Focus Online und Elitepartner sei vor allem am Werbevermarkter Interactive Media interessiert gewesen. Inzwischen sei der Tomorrow-Konzern aber aus dem Kreis der Kandidaten ausgeschieden.

Mehr Reichweite, mehr Umsatz

Eine Übernahme von T-Online würde nach Einschätzung von Branchenbeobachtern in das Konzept von Springer passen. Mit einem Umsatz von 2,8 Milliarden Euro im Jahr 2013 ist er der zweitgrößte deutsche Medienkonzern hinter Bertelsmann. Die Berliner konzentrieren sich zunehmend auf den Online-Bereich und wollen zum weltweit führenden „digitalen Verlag“ werden. Im vergangenen Jahr wurde bereits die Hälfte des Umsatzes im Online-Bereich erwirtschaftet.

Eine Verbindung der besonders reichweitenstarken Portale T-Online und Bild.de unter einem unternehmerischen Dach könnte durchaus Bedenken beim Bundeskartellamt hervorrufen. Ungewiss ist dem Bericht zufolge noch, ob neben dem Portal weitere zu T-Online gehörende Aktivitäten veräußert werden, zum Beispiel der E-Mail-Dienst.

Anders als noch unter René Obermann will sich die Telekom mit dem seit Jahresbeginn amtierenden Chef Tim Höttges offenbar aus dem Geschäft mit Webdiensten zurückziehen. Ursprünglich sollte der Umsatz mit webbasierten Produkten für Privatkunden kommendes Jahr rund zwei Milliarden Euro betragen. Nach dem Verkauf der Scout24-Gruppe dürfte der Konzern im laufenden Geschäftsjahr nun nicht mehr als 700 Millionen erlösen. (mit AFP/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false