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Wirtschaft: Napster wird nicht mehr gebraucht

Es schien ein geniales Geschäft. Der Medienriese Bertelsmann steigt bei den Musikpiraten von Napster ein.

Es schien ein geniales Geschäft. Der Medienriese Bertelsmann steigt bei den Musikpiraten von Napster ein. Das Ziel: Aus der illegalen Tauschbörse sollte ein kommerzieller Musikvertrieb über das Internet werden. Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff lockten die gigantische Zahl von rund 70 Millionen Nutzern und die Strahlkraft der Marke Napster. Das war im Oktober 2000. Danach ging es bergab. Amerikanische Richter nahmen Napster wegen Urheberrechtsverletzung vom Netz. Bertelsmann pumpte rund 86 Millionen Dollar in das Unternehmen, doch der mehrmals angekündigte Neustart musste immer wieder verschoben werden.

Mit der geplanten Komplettübernahme von Napster will Middelhoff Klarheit schaffen. Er glaubt offenbar immer noch an einen Erfolg der Tauschbörse, wenn sie denn mal ans Netz geht. Dabei ist das grundsätzliche Problem von Napster bis heute nicht gelöst. Die Tauschbörse macht nur Sinn, wenn zukünftige Abonnenten auf die Songs aller großen Musiklabels zugreifen können. Doch die stellen sich quer. Sony Music oder Universal wollen ihre Musik nicht an Napster lizensieren und bauen stattdessen einen eigenen Online-Vertrieb auf. Die Bertelsmann Music Group selbst ist an dem Internet-Vertriebssystem Musicnet beteiligt - ein Konkurrenzprodukt zu Napster. Beide Angebote gelten bislang als Flop. Das Musikangebot ist dürftig und teuer, die Nutzungsbedingungen sind restriktiv. Gegen die illegalen Tauschbörsen wie Gnutella oder Morpheus kommen die Labels damit nicht an. Mit Musicnet könnten Bertelsmann und seine Partner Warner Music und Emi eigentlich zeigen, wie erfolgreicher Musikvertrieb im Internet funktioniert - mit einem umfassenden Angebot und fairen Preisen. Dafür wird Napster nicht mehr gebraucht.

Maurice Shahd

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