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Navigationssystem: Bremer OHB erhält Zuschlag für Galileo-Satelliten

Großauftrag für ein deutsches Familienunternehmen: Der Raumfahrtkonzern OHB soll die ersten 14 der insgesamt 32 Satelliten des europäischen Navigationssystems bauen.

Die EU-Kommission hat dem Bremer Unternehmen OHB den größten Einzelauftrag der Firmengeschichte beschert: Die Brüsseler Behörde erteilte dem Raumfahrtkonzern den Auftrag für die 14 ersten Satelliten des Navigationssystems Galileo. Das Volumen beträgt rund 570 Millionen Euro.

Auch die restlichen Satelliten sollen in Deutschland gebaut werden: Die EU-Kommission teilte mit, dass bei der zweiten Tranche wieder OHB oder aber der deutsche Konkurrent Astrium, eine Tocher des Luftfahrtkonzerns EADS, zum Zug zu kämen. "Das ist ein großer Erfolg für unsere Industrie", sagte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer.

Galileo soll im All bis auf zehn Zentimeter genaue Ortsbestimmungen ermöglichen. Den bisherigen Plänen zufolge werden die Signale des Systems etwa für Navigationsgeräte in Autos gratis zur Verfügung stehen. Auch für Rettungseinsätze ist eine kostenlose Verfügbarkeit angedacht, möglicherweise auch für die zivile Luftfahrt. Andere Dienste müssten dagegen bezahlt werden, sagte ein Kommissionsexperte. Dazu gehörten etwa Kartografie, Bergbau und Landwirtschaft. Zudem sei eine militärische Nutzung nicht ausgeschlossen.

Die von OHB gebauten Satelliten werden das Rückgrat des Systems bilden. Insgesamt sollen 30 Satelliten in mehr als 23.000 Kilometern Höhe die Erde umkreisen und Signale senden. Zudem werden zwei Ersatzsatelliten gebaut. Mit Galileo wollen die EU und die Europäische Weltraumorganisation ESA die Vormachtstellung des US-Dienstes GPS (Global Positioning System) brechen. Allerdings soll Galileo mit GPS sowie mit den Systemen Russlands und Chinas kompatibel sein, sagte EU-Verkehrskommissar Antonio Tajani.

Nach jahrelanger Verzögerung soll das Projekt jetzt Anfang 2014 an den Start gehen. Tajani räumte jedoch ein, dass Galileo insgesamt teurer werden könne als die bisher veranschlagten 3,4 Milliarden Euro aus EU-Mitteln. "Um ehrlich zu sein – wir können in der Zukunft Probleme bekommen, im Moment halten wir das Budget aber ein", sagte der Verkehrskommissar. Die Trägerraketen seien der größte Unsicherheitsfaktor. Dabei schlagen zum Beispiel die Treibstoffkosten besonders zu Buche, wenn die Träger nur mit zwei statt mit vier Satelliten bestückt werden könnten.

Eine Herausforderung für Arianespace: Der französische Konzern soll den Start der insgesamt fünf Sojus-Trägerraketen übernehmen. Dieser Auftrag hat der EU-Kommission zufolge ein Volumen von rund 400 Millionen Euro. Der erste Start sei für Oktober 2012 vorgesehen. Die italienisch-französische Firma ThalesAleniaSpace erhielt den Zuschlag für die Systemunterstützung, drei weitere Aufträge, unter anderem für die Bodenkontrolle, sollen bis Mitte des Jahres vergeben werden.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, Reuters, AFP

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