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Wirtschaft: Netzagentur verschärft Kontrollen

Sieben Netzbetreiber müssen Kosten offenlegen / 75 weitere Versorger heben Preise an

Berlin - Der Druck auf die Versorger und Netzbetreiber steigt weiter. Die Bundesnetzagentur verschärft angesichts steigender Gaspreise die Kontrollen auf dem Gasmarkt. Mattias Kurth, der Präsident der Regulierungsbehörde, kündigte am Dienstag in Bonn an, dass sieben weitere Ferngasnetzbetreiber künftig der Aufsicht der Agentur unterworfen sind. Die Unternehmen müssten innerhalb von zwei Monaten ihre Kosten offenlegen und sich ihre Entgelte genehmigen lassen, die sie Wettbewerbern für die Nutzung der Leitungen in Rechnung stellen wollen. „Diese Netzbetreiber verfügen über eine dominierende Marktmacht und besitzen daher nicht durch den Wettbewerb kontrollierte Verhaltensspielräume“, sagte Kurth.

Betroffen sind die Unternehmen Dong Energy Pipelines, Eni Gas Transport Deutschland, Erdgas Münster Transport, Gaz de France Deutschland Transport, Ontras – VNG Transport, RWE Transportnetz sowie Statoil Hydro Deutschland.

Anders als die regionalen Gasnetze waren die Betreiber der großen Pipelines bislang von der Regulierung ausgenommen. Allerdings war der neue Schritt erwartet worden, nachdem die Netzagentur bereits im September die Kostenüberprüfung der Ferngasnetze von Eon, dem niederländischen Gasunie-Konzern und Wingas (einem Konsortium der BASF- Tochter Wintershall und der russischen Gasprom) veranlasst hatte.

Mit der Forderung nach Offenlegung der Kosten bereitet die Netzagentur die sogenannte Anreizregulierung vor, der die Unternehmen ab Anfang 2010 unterliegen werden. Diese soll die Versorger dazu zwingen, sich in ihrer Preisgestaltung am wettbewerbsfähigsten Konkurrenten zu orientieren. Die Netzgebühren machen etwa 18 Prozent des Gaspreises für Haushaltskunden aus.

Derweil planen 75 Versorger eine Preiserhöhung in den kommenden Monaten um bis zu 23 Prozent. Das errechnete das Verbraucherportal Toptarif. Bereits im September und Oktober hatten fast 500 Anbieter ihre Preise angehoben – darunter auch die Berliner Gasag. Für eine vierköpfige Modellfamilie mit einem Jahresverbrauch von 20 000 Kilowattstunden bedeute die jüngste Preisrunde von durchschnittlich elf Prozent Mehrkosten von rund 167 Euro im Jahr, sagte Torsten Bohg, Tarifexperte des Portals. Im Vergleich zum Vorjahr seien die Kosten für Gaskunden im Schnitt gar um mehr als 23 Prozent gestiegen. „Mit Blick auf die aktuelle Entwicklung bleibt Gas vorerst einer der größten Inflationstreiber“, sagte er.

Der Gaspreis orientiert sich traditionell am Ölpreis. Wegen langfristiger Lieferverträge folgt die Entwicklung beim Gas der des Öls aber mit etwa einem halben Jahr Verzögerung. Folglich begründen die Versorger ihre Anhebungen mit dem Rekordölpreis im Juni. Derzeit ist Rohöl nur noch knapp halb so teuer. Daher stellten Versorger wie die Gasag für das Frühjahr Tarifsenkungen in Aussicht – wenn die Heizperiode vorbei ist.

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