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Wirtschaft: Neue Blamage für Adtranz

DÜSSELDORF (ek/HB).Der von tiefroten Zahlen und Restrukturierungsnöten geplagte Schienenfahrzeughersteller ABB Daimler-Benz Transportation (Adtranz) gerät weiter schwer unter Druck.

DÜSSELDORF (ek/HB).Der von tiefroten Zahlen und Restrukturierungsnöten geplagte Schienenfahrzeughersteller ABB Daimler-Benz Transportation (Adtranz) gerät weiter schwer unter Druck.Wie berichtet, hat am Wochenende das Eisenbahnbundesamt die seit ihrer Inbetriebnahme vor zwei Jahren von zahlreichen Pannen überschattete Neigetechnik-Triebzugserie VT 611 nach weiteren Fahrzeugausfällen vollständig stillgelegt.Nach Darstellung der Aufsichtsbehörde haben sich bei zwei weiteren Zwischenfällen in den letzten Tagen bisher unerklärliche gefährliche Mängel gezeigt, die möglicherweise die Laufsicherheit der Fahrzeuge beeinträchtigen.

Ein "Armutszeugnis für die deutsche Eisenbahnindustrie" nannte der rheinland-pfälzische Verkehrsminister Rainer Brüderle (FDP) die Stillegung der Zugserie.Das Land hatte sich an der Beschaffung von 29 Zügen mit 55 Mill.DM beteiligt und bei der Bahn Regreß in Höhe von 1,8 Mill.DM gefordert, als sich der fahrplanmäßige Einsatz durch die technischen Mängel verzögerte.

Der Bahn-Vorstand will sich am heutigen Montag mit dem Totalausfall "und der bisherigen ungenügenden Mängelbeseitigung durch Adtranz intensiv befassen", erklärte ein Sprecher.Den Hersteller treffe die "volle Verantwortung".

Technische Probleme an den Laufwerken hatten den Einsatz der Neigetechnik-Züge, die überwiegend in Südwestdeutschland und auf der Strecke Köln - Trier - Saarbrücken fahren, in den letzten Monaten ohnehin eingeschränkt.Ihre zulässige Höchstgeschwindigkeit war von 160 km/h auf 120 km/h herabgesetzt worden, was täglich zu erheblichen Verspätungen führte.Der vorläufige Höhepunkt in der Pannenserie um den Neigetechnikzug zeigt schlaglichtartig die erheblichen Strukturprobleme auf, die das aus den Bahnindustrie-Aktivitäten von ABB Henschel und der Daimler-Benz-Tochter AEG hervorgegangene Joint-venture, das mit dicken Auftragspolstern und weltweiter Präsenz zu den großen Global Playern zählt, immer noch nicht gelöst hat.Während Auftraggeber wie die Bahn früher die Entstehung neuer Fahrzeugtypen technisch mitbegleitet hatten, sollte Adtranz erstmals völlig eigenständig einen Zug bis zur vollständigen Einsatzreife auf die Schienen stellen.An dieser Herausforderung sei man bisher gescheitert.Wie das Unternehmen unumwunden zugibt, war die zweijährige Entwicklungs- und Produktionszeit für den völlig neuen Zugtyp zu knapp bemessen.Diese sei von der Vorgängergesellschaft AEG Schienenfahrzeuge, die den Auftrag erhalten hatte, "sehr optimistisch eingeschätzt" worden, sagte der Firmensprecher.Man müsse darüber nachdenken, ob künftig nicht wieder vor dem Bau einer Fahrzeugserie Prototypen gefertigt würden.

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