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Wirtschaft: Neue Dax-Gewichtung: Änderung der Berechnungsverfahren für die Gewichtung der Indizes erst in zwei Jahren

Der Deutsche Aktienindex Dax und die anderen Kursbarometer der Deutschen Börse stehen vor einer einschneidenden Umgestaltung. Ab Juni 2002 soll das Berechnungsverfahren für die Gewichtung der Indizes geändert werden, wie die Deutsche Börse in der Nacht zum Mittwoch in Frankfurt (Main) beschloss.

Der Deutsche Aktienindex Dax und die anderen Kursbarometer der Deutschen Börse stehen vor einer einschneidenden Umgestaltung. Ab Juni 2002 soll das Berechnungsverfahren für die Gewichtung der Indizes geändert werden, wie die Deutsche Börse in der Nacht zum Mittwoch in Frankfurt (Main) beschloss. Demnach wird der Börsenwert der notierten Gesellschaften künftig nicht mehr auf Grundlage aller, sondern nur noch der im Streubesitz befindlichen und damit frei handelbaren Aktien der Unternehmen ermittelt. Zugleich wurde entschieden, die Zusammensetzung des Dax vorerst unverändert zu lassen. Aufatmen können damit vor allem der Sportartikelhersteller Adidas-Salomon und der Handelsriese Karstadt-Quelle, die als Wackelkandidaten galten. Dagegen büßte der Dax-Kandidat MLP am Mittwoch kräftig ein. Bis zum Mittag verloren die Vorzugstitel des Finanzdienstleisters über zehn Prozent auf 150,20 Euro. Vereitelt wurden die Dax-Ambitionen von MLP offenbar vom anstehenden Börsengang der Post.

Änderungen gab es im Nebenwerte-Index M-Dax. Neu aufgenommen wurden die Unternehmen Techem, Tecis Holding und die Wedeco. Sie ersetzen Gerresheimer Glas, Kiekert und Schmalbach-Lubeca. In den Neue-Markt-Index Nemax 50 rücken Balda, D.Logistics, IM International Media, Kontron embedded computers und Thiel Logistic nach. Für sie fallen Cybernet Internet Services, FortuneCity.com, Infor business solutions, Nemetschek und Utimaco Safeware heraus. Maßgeblich für die Zugehörigkeit zu einem Index sind Börsenwert und -umsatz einer Gesellschaft. Über die Zusammensetzung des Dax wird in der Regel einmal im Jahr, über die von M-Dax und Nemax 50 halbjährlich entschieden.

Mit der von der Deutschen Börse geplanten Umstellung auf Streubesitz-Gewichtung werden Firmen, deren Anteile sich zum großen Teil in fester Hand befinden, in den Indizes an Gewicht verlieren. Dies würde vor allem die Deutsche Telekom, Infineon und die Allianz betreffen. Vorteilhaft ist die Neuregelung demgegenüber für Gesellschaften mit relativ hohem Streubesitz. Dazu zählen aktuell Bayer, Siemens, DaimlerChrysler und die Deutsche Bank. Da institutionelle Anleger und Fondsmanager sich in ihren Aktienkäufen an den Indizes orientieren, müssen Unternehmen, die herausfallen, zumindest kurzfristig mit einem fallenden Aktienkurs rechnen. Da die Umstellung auf Streubesitz-Gewichtung aber nun nicht wie erwartet im September erfolgt, konnten Telekom- (plus fünf Prozent) und Infineon-Aktien (plus sieben Prozent) bis Mittwochmittag kräftig zulegen.

Die Umstellung auf Streubesitz-Gewichtung, die nach Experten-Meinung als das gerechtere Verfahren gilt, wurde zuvor für die europäische Index-Familie Stoxx von der zuständigen Anbieter-Gesellschaft bereits für September beschlossen. Beobachter waren daraufhin davon ausgegangen, dass die Deutsche Börse ebenfalls noch in diesem Jahr nachziehen werde. Diese begründete demgegenüber ihre Zeitwahl mit der von der Bundesregierung geplanten Steuerbefreiung von Einnahmen aus Beteiligungsverkäufen im Zuge der Steuerreform. Die Deutsche Börse geht davon aus, dass sich die erwartete Bereinigung der Beteiligungsverhältnisse im Unternehmenssektor bis Mitte 2002 vollzogen haben wird.

Als Festbesitz sollen nach den Plänen der Deutschen Börse die beim Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BaWe) meldepflichtigen Aktienpakete von mehr als fünf Prozent berücksichtigt werden. Für das Zulassungssegment des Geregelten Marktes werde man in Zusammenarbeit mit den notierten Gesellschaften, Banken und Informationsanbietern die notwendige Datenqualität sicherstellen, hieß es.

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