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Pumpen ist out. Vor allem in Kanada wird das Öl aus Sand extrahiert. Mit erheblichen Folgen für die Umwelt.

© dapd

Neue Fördermethoden in Amerika: Ölsand für den Tank

Die Erde wird großflächig umgepflügt, riesige Gebiete werden mit giftigen Abwassern verseucht. Aber die neuen Fördermethoden in Nordamerika könnten den Ölpreis weltweit drücken.

Als im Sommer 2008 das Öl so teuer wurde wie nie zuvor, hatte das einen Effekt, von dem in den kommenden Jahren auch die Autofahrer hierzulande profitieren könnten: Die USA und vor allem Kanada forcierten die Ausbeutung von Ölsand. Allein der Sand in der kanadischen Provinz Alberta birgt (nach Saudi-Arabien) die zweitgrößten Ölvorkommen der Welt: 174 Milliarden Barrel, verteilt auf einer Fläche doppelt so groß wie Bayern. An 365 Tagen im Jahr wird rund um die Uhr abgebaut. Ein gigantisches Geschäft mit Folgen, wie man sie aus dem deutschen Braunkohletagebau kennt. Die Erde wird großflächig umgepflügt, riesige Gebiete werden mit giftigen Abwassern verseucht. Und die Welt bekommt mehr Öl.

Nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur in Paris (IEA) führt der Angebotsschub aus Nordamerika in den kommenden Jahren zu tendenziell sinkenden Öl- und damit auch Spritpreisen. Multis wie Shell und BP haben bereits Anträge bei der US-Regierung gestellt, um künftig mehr Rohöl aus den USA exportieren zu dürfen. Aufgrund der langjährigen Abhängigkeit der USA von Ölimporten ist für die Ausfuhr noch immer eine Genehmigung erforderlich.

Ölexporte aus den USA könnten eine ähnliche Auswirkung haben wie ein Strategiewechsel der Amerikaner auf dem Gasmarkt. Vor ein paar Jahren forcierten sie die Fördertätigkeit im eigenen Land und wurden gleichsam Selbstversorger. Das Gas, das früher in die USA geliefert wurde, führte dann ab 2009 zu einer „Gasschwemme“ in Europa. In der Folge fielen die Preise.

Das kann sich jetzt beim Öl wiederholen. Am Freitag, kurz nachdem die Energieagentur IAE ihre Studie vorgelegt hatte, geriet der Preis unter Druck. Ein Barrel der Nordseesorte Brent (159 Liter) war mit gut 114 Dollar immerhin einen guten Dollar günstiger als am Donnerstag. In fünf Jahren, so schätzt die IAE, könnte das Barrel sogar etwas weniger als 90 Dollar kosten. Das hätte gravierende Folgen für die Autofahrer: Eine Preissenkung um zehn Dollar je Barrel drückt den Literpreis an der Tankstelle um rund sechs Cent. Bis es so weit kommt, wenn überhaupt, wird noch viel Geld im Tank verschwinden. Zwar gibt es aktuell schon eine leichte Entspannung bei den Benzin- und Dieselpreisen, doch der vergangene September war der teuerste Tankmonat aller Zeiten.

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