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Wirtschaft: Neue Fusionswelle nimmt Aufschwung vorweg

Experten erwarten 2004 weitere milliardenschwere Übernahmen in fast allen Branchen

Berlin (pet). Die neue Fusionswelle in den USA und Deutschland werten Branchenbeobachter als Hinweis darauf, dass das Vertrauen in den wirtschaftlichen Aufschwung steigt. „Wir sehen in diesem Jahr einen langsamen Anstieg der Fusionen und erwarten für das nächste Jahr eine vitale Transaktionstätigkeit“, sagte Jochen Winter, Fusionsexperte und Partner bei der internationalen Anwaltskanzlei Linklaters Oppenhoff & Rädler. „Den Optimismus kann man auch mit der Erholung der Kapitalmärkte begründen.“

In den USA sind in dieser Woche gleich drei Milliarden-Fusionen bekannt gegeben worden, darunter der größte Bankenzusammenschluss aller Zeiten: So will der drittgrößte US-Finanzkonzern Bank of America für 47 Milliarden Dollar den Konkurrenten Fleet-Boston Financial übernehmen. Den US-Lebensversicherern steht mit der Übernahme von Well-Point durch Anthem für den Preis von 15,2 Milliarden Dollar ebenfalls eine gigantische Marktveränderung bevor. Und auch die Tabakindustrie ist vom Fusionsfieber gepackt: Mit R. J. Reynolds Tobacco („Camel“) und der British American Tobacco („Lucky Strike“) haben sich in der Nacht zum Dienstag der zweitgrößte und der drittgrößte Tabakkonzern der USA vereint, um ihre Marktposition auf dem wichtigsten Zigarettenmarkt der Welt zu stärken. Die Fusion, die 2004 abgeschlossen sein soll, kostet Reynolds 2,6 Milliarden Dollar.

Die jüngsten Übernahmen auf dem deutschen Markt müssen sich dahinter nicht verstecken: Procter & Gamble schluckte den Haarpflegekonzern Wella für 6,6 Milliarden Euro, Tchibo zahlte der Allianz für deren Beiersdorf-Anteile 4,4 Milliarden Euro.

Doch das war nach Meinung von Branchenbeobachtern erst der Anfang. „Wir bereiten Transaktionen in Milliardenhöhe bei Finanzdienstleistern und in der Chemiebranche vor“, sagt Fusions-Experte Winter, der den Tiefpunkt nach drei Jahren der Flaute durchschritten sieht. Das Umfeld sei jetzt günstig, weil die Unternehmen durch die niedrigen Börsenkurse zu vernünftigen Preisen zu haben seien. „Es ist viel Potenzial da.“ Auch Axel Bauer, Partner bei der Kanzlei White & Case, erwartet größere Übernahmen. „Der Druck auf Unternehmen, sich klarer zu positionieren, wächst.“ Im ersten Halbjahr 2003 war das Übernahmevolumen noch auf 32 Milliarden Euro abgesackt, nach 112 Milliarden Euro im Vorjahr. Fusionsberater Arno Burckhardt von M & A International sieht seit Mitte des Jahres eine Trendwende: „Wenn die Konjunktur hält, wird sich der Übernahme-Markt 2004 bewegen“, sagt er.

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