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Sooo riesig können Ideen sein, gestikuliert Microsoft-Chef Ballmer.

© dpa

Neue Microsoft-Repräsentanz: Steve Ballmer sagt Hello und Goodbye in Berlin

Microsoft-Chef Ballmer eröffnet die neue Repräsentanz des Konzerns in Berlin – und macht Gründern Mut. Für ihn ist es eine Abschiedsvorstellung.

Mit einer Hand schließt er den Knopf am Jacket seines grauen Anzugs. Ein professionelles Lächeln entblößt seine Zähne, die Augen beginnen zu leuchten. Dann kniet der Mann plötzlich nieder. Beifall. Steve Ballmer, 57 Jahre alt, Microsoft-Chef weiß, wie man sich auf einer Abschiedstour in Szene setzt. An diesem Donnerstag steht seine Bühne dafür in Berlin, Unter den Linden, beste Adresse. Hier eröffnet der scheidende Chef des Technologiekonzerns die neue Hauptstadtvertretung – „das weltweit erste Microsoft Center“, wie es in der Einladung heißt. Hier will Microsoft Kontakte knüpfen und halten – zu Privat- und Geschäftskunden, zu Entscheidungsträgern in der Politik und zu den neuen Ideen in der Branche. Dazu kann jeder im Café im Erdgeschoss die neuesten Microsoft-Produkte ausprobieren. Dahinter gibt es einen Veranstaltungsbereich. Die erste Etage wiederum ist für die Geschäftskunden reserviert, darüber haben die Lobbyisten ihre Büros.

Über die will Ballmer nicht sprechen. Er redet lieber über Ideen. Auf die komme es an, wenn man ein Start-up gründen wolle. „Huge“ könnten sie sein, brüllt er den Zuhörern entgegen und breitet die Arme aus. „Riesig“ also, oder auch „big“ (groß) und „small“ (klein). Wichtig sei in erster Linie, dass die Idee Menschen bewege. „Find an idea that matters“, poltert er. Die Jungunternehmer vor der Bühne applaudieren. Er erinnert an die Anfänge von Microsoft Mitte der 1970er Jahre. Auch der Tech-Konzern, mit dem Gründer Bill Gates später zum Multimilliardär wurde, habe klein angefangen. „Microsoft war auch mal ein Start-up“, sagt Ballmer, der Gates beim Studium in Harvard kennenlernte und vor 33 Jahren Manager bei dem damals kleinen Softwareunternehmen wurde. Tausend Dollar Startkapital und die Idee, Programme für die Arbeit mit Mikroprozessoren zu entwickeln. Damit sei Microsoft im Studentenwohnheim gestartet.

So spartanisch sollen es die Start-ups in Berlin nicht haben. Unterm Dach des 1902 als Hotel erbauten Hauses hat Microsoft eine ganze Etage für Gründer eingerichtet. Die Unternehmer in spe haben hier vier Monate Zeit, ihre Geschäftsidee so weit zu entwickeln, dass sie danach Geldgeber finden. Microsoft will sie intensiv betreuen und arbeitet dabei unter anderem mit dem Hightech-Gründerfonds und Seedcamp zusammen. Neun Gründer haben sich im Auswahlprozess am Ende gegen 350 andere Bewerber durchgesetzt.

Ballmer lässt sie alle auf die Bühne, einen nach dem anderen. Händeschütteln, Schulterklopfen, Umarmen. Der Manager zieht Grimassen, die Begeisterung transportieren sollen. Auch Microsofts Gründungsidee sei keine kleine gewesen. Aber mit dieser allein wäre das Unternehmen niemals so groß geworden, doziert Ballmer. „Es braucht immer eine zweite Idee“, bei Microsoft eben die, Betriebssysteme zu programmieren. Tech-Unternehmen müssten in gewisser Weise Start-ups bleiben: um immer wieder neue Produkte und Ideen zu entwickeln. Und wenn die Investoren mit dem Ergebnis nicht zufrieden sind, muss manchmal auch neues Personal her. Bei Microsoft suchen sie einen Nachfolger für Ballmer. Dazu kein Wort. „Zeigt Leidenschaft. Seid hartnäckig“, sagt er, bevor er zum Gruppenbild auf die Knie geht.

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