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Wirtschaft: Neue Mobilfunkgeneration: UMTS-Geschäft lockt die Medienkonzerne

Deutschlands Medienkonzerne bereiten sich eifrig auf ein Geschäftsfeld der Zukunft vor: Der Verkauf von Inhalten über Handys. Mit der Einführung der neuen Mobilfunkgeneration UMTS eröffnen sich vollkommen neue Möglichkeiten, auch bewegte Bilder über Handys und tragbare Kleinstcomputer zu vertreiben.

Deutschlands Medienkonzerne bereiten sich eifrig auf ein Geschäftsfeld der Zukunft vor: Der Verkauf von Inhalten über Handys. Mit der Einführung der neuen Mobilfunkgeneration UMTS eröffnen sich vollkommen neue Möglichkeiten, auch bewegte Bilder über Handys und tragbare Kleinstcomputer zu vertreiben. Wie künftig am besten mit UMTS Geld zu verdienen ist, darüber gehen jedoch die Pläne der Anbieter zum Teil weit auseinander.

Die Kirch-Gruppe (Pro Sieben, Sat 1, Kabel 1, N24) will beispielsweise als reiner Inhaltelieferent auftreten. Dieter Hahn, stellvertretender Vorsitzende der Kirch-Holding zeigte sich im Gespräch mit dem Handelsblatt überzeugt, dass der Bedarf nach audiovisuellen Inhalten für die dritte Handy-Generation groß sein werde. Kirch wird seine Inhalte - egal ob Fußball, Börse oder Spielfilm - grundsätzlich allen Netzbetreibern anbieten. Wie die technische Umsetzbarkeit aussehen könnte, erprobt derzeit Kirch über "Worldzap", ein Joint Venture mit Fantastic Corporation. In Zusammenarbeit mit dem finnischen Mobilfunkbetreiber Sonera wurde bereits die Übertragung von Spielen der Fußball-Bundesliga erprobt. "Worldzap" gehört dem Kirch-Tochterunternehmen Prisma iVentures AG, einem kürzlich gegründeten Serviceunternehmen für digitale Dienste und Neue Medien. Prisma iVentures, zu 90 Prozent im Besitz von Kirch Media GmbH & Co. KGaA, mit Niederlassung in Großbritannien und USA, testet vor allem verschiedene Aspekte der digitalen Übertragung von Sport- und Entertainmentinhalten.

Im Gegensatz zu Kirch geht die Bertelsmann AG einen ganz anderen Weg. Andreas Schmidt, Chef der Bertelsmann E-Commerce-Group (BeCG) denkt jenseit der Lieferung von Medienangeboten über einen Einstieg als so genannter virtueller Netzbetreiber nach. Dann würde der Konzern Übertragungskapazitäten von den UMTS-Betreibern kaufen und sie in Eigenregie wieder verkaufen. Das habe den Vorteil, dem Kunden alles aus einer Hand anzubieten. Die Bertelsmann E-Commerce-Group hat sich nach den Worten Schmidt das Ziel gesteckt, einer der führenden Anbieter für Entertainment im Mobilfunkmarkt der neuen Generation zu werden. Im Kern geht es darum, auf dieser Plattform Information, Unterhaltung und interaktiven Handel anzubieten. Bertelsmann plant, dafür ein neues Portal aufzubauen, wie Schmidt versichert, das neben Lycos Europe, das ebenfalls zu Bertelsmann gehört, stehen soll. Derzeit befindet sich Schmidt in Sondierungsgesprächen mit fünf der sechs UMTS-Lizenzbetreiber. Vodafone (Mannesmann D2) ist nicht dabei. Der Mobilfunkkonzern baut bereits gemeinsam mit den französischen Medienkonzern Vivendi das Internet- und Mobilfunkportal Vizzavi in Europa auf. Der Deutsche Telekom gefallen die Pläne der BeCG, als virtueller Netzbetreiber aufzutreten, nicht. "Das würden wir als Konkurrenz empfinden und damit wäre eine Content-Partnerschaft ausgeschlossen", so ein Sprecher zum Handelsblatt.

Auch die Tommorow Internet AG macht sich Gedanken darüber, wie sie im Zeitalter von UMTS Geld verdienen kann. Neben der Lieferung von Informationen wird laut Unternehmenssprecher Kay Overbeck verstärkt über mobile Services nachgedacht, die personalisiert auf den Kunden zugeschnitten werden sollen. Ein Beispiel von vielen sei der City-Guide. Das Informationsangebot über Städte wird künftig dank der schnelleren und verbesserten UMTS-Übertragung mit farbigen Bewegtbildern über Hotels und Clubs und individuell zusammengestellten Freizeittips verfügbar sein, so die Pläne.

Für den Burda-Konzern ist es ebenfalls klar, dass er die Inhalte seiner erfolgreichen Internetangebote wie Focus.de auch über die Handys der dritten Generation verfügbar machen will. Allerdings warnt Jean-Paul Schmetz, Geschäftsführer der Focus Digital AG vor allzu großer UMTS-Euphorie. Der Konsument hätte schließlich nur ein begrenztes Zeitbudget auch für die mobile Kommunikation. Schmetz, der zugleich Chef der Burda-Tochter Cyberlab ist, arbeitet seit einiger Zeit gemeinsam mit Mannesmann Arcor an den Projekt des so genannten "Talking Web". Das sprechende Internet im Wortsinn ermöglicht es Nutzern, einfach mit gesprochenen Anweisungen Informationen aus dem Internet abzurufen, sprich abzuhören.

hps, tel

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