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Wirtschaft: Neue Panne am Bohrloch von BP

Auffangglocke für auslaufendes Öl entfernt

Houston/New Orleans - Die Bemühungen des britischen Ölkonzerns BP, die Ölpest im Golf von Mexiko einzudämmen, haben erneut einen schweren Rückschlag erlitten: Die Absaugglocke, die zum Abpumpen des Öls über das lecke Bohrloch gestülpt worden war, musste nach Behördenangaben am Mittwoch entfernt werden. Dies sei nach einem Zusammenstoß eines Unterseeroboters mit einem der Absaugventile notwendig geworden, sagte der Krisenkoordinator der US-Regierung, Admiral Thad Allen. Nach dem Zwischenfall sei „eine Art Gas aufgestiegen“. Die Absaugglocke werde nun überprüft und möglicherweise noch am Mittwoch wieder angebracht, sagte Allen. Die Reaktivierung des Abpumpsystems werde aber sicher deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen.

Zugleich gab Allen den Tod von zwei Einsatzkräften bekannt, die an der Eindämmung der Umweltkatastrophe beteiligt waren. Ein Helfer sei bei einem Unfall in einem Schwimmbad ums Leben gekommen. Der andere Helfer habe an der Küste des Bundesstaates Mississippi ein an den Reinigungsarbeiten beteiligtes Boot gesteuert, sagte Allen. Zu den Todesumständen sagte der Krisenkoordinator nichts, die Polizei ermittele. Dem US- Fernsehsender CNN zufolge gibt es Berichte, nach denen der Helfer in dem Boot durch einen Schuss ums Leben kam.

Die von BP betriebene Ölplattform Deepwater Horizon war am 20. April explodiert und zwei Tage später gesunken. Seitdem sprudeln Millionen Liter Rohöl aus dem lecken Bohrloch ins Meer und verschmutzen die Küsten.

US-Präsident Barack Obama hatte mit einem sechsmonatigen Bohrstopp auf die Ölpest im Golf von Mexiko reagiert. An dem befristeten Verbot von Tiefseebohrungen will die US-Regierung nun festhalten, obwohl ein US-Gericht das Moratorium am Dienstag aufgehoben hatte. Er werde eine erneute Anweisung erteilen, um den Bohrstopp durchzusetzen, sagte US-Innenminister Ken Salazar. Ein Bundesgericht in New Orleans hatte einer Klage von 32 Ölfirmen stattgegeben und das Moratorium für rechtswidrig erklärt.

Das Weiße Haus kündigte nach dem Gerichtsurteil an, Berufung einzulegen. Sprecher Robert Gibbs sagte, Obama sowie das Innen- und das Justizministerium seien grundsätzlich davon überzeugt, dass Tiefseebohrungen ohne angemessenes Wissen über die Risiken „keinen Sinn“ hätten. Die Bohrungen „bedrohen die Sicherheit der Arbeiter auf den Bohrinseln und die Umwelt am Golf“.

Auch Salazar bezeichnete das Moratorium als „richtige Entscheidung“. Jeder Tag, an dem das Öl weiter ungehindert aus dem Bohrleck am Grund des Golfs ins Meer ströme, führe mit „aller Deutlichkeit“ die „Notwendigkeit einer Pause der Tiefseebohrungen“ vor Augen. Die Ölindustrie müsse zunächst für Sicherheit sorgen.

Richter Martin Feldman schrieb dagegen in seiner Urteilsbegründung zur Aufhebung des Moratoriums, die Kläger könnten „ohne Zweifel“ beweisen, dass die Entscheidung der US-Behörden „willkürlich“ gewesen sei. Der Bohrstopp sei daher „ungültig“.

BP hat inzwischen Robert Dudley das Krisenmanagement im Kampf gegen die Ölpest übertragen. Der Manager übernehme die Aufgabe „sofort“ von BP-Chef Tony Hayward, teilte der Konzern am Mittwoch in London mit. Hayward war in die Kritik geraten, weil er die Folgen der Katastrophe zunächst herunterspielte und klagte, er wolle „sein altes Leben wiederhaben“. Dudley, bisher geschäftsführender Direktor des Ölkonzerns, ist in Mississippi aufgewachsen. AFP

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