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Wirtschaft: Neue Runde im Übernahmepoker der Telefon-Giganten

ROM/LONDON/MAILAND (rtr/AP).Die Vorbereitungen für die Fusion der Deutschen Telekom mit der Telecom Italia sind am Dienstag in ihre entscheidende Phase gegangen.

ROM/LONDON/MAILAND (rtr/AP).Die Vorbereitungen für die Fusion der Deutschen Telekom mit der Telecom Italia sind am Dienstag in ihre entscheidende Phase gegangen.In Mailand trat am Nachmittag erneut der Verwaltungsrat der Telecom Italia (TI) zusammen, um abschließend über das Bündnis zu beraten.Damit würde eine der größten Telefongesellschaften der Welt mit rund 300 000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 115 Mrd.DM entstehen.

Bedenken kamen inzwischen von der EU-Kommission, die den Zusammenschluß kartellrechtlich prüfen muß.Der EU-Wettbewerbskommissar Karel van Miert sagte am Montag abend in Wien: "Ohne erhebliche Auflagen wird das wohl nicht gehen." Das Vorhaben sei ein "komplizierter Fall", sagte er mit Hinweis auf bestehende Auslandsengagements der Telekom.Prinzipiell könne man aber nicht gegen solche Fusionen sein, da immer mehr Telefongesellschaften global operierten.

Der Aufsichtsrat der Deutschen Telekom hatte bereits am Montag der Geschäftsleitung das Mandat für weitere Gespräche über eine "industrielle Partnerschaft" mit Telecom Italia erteilt.Bonner Telekom-Kreise erwarten, daß die beiden Konzernchefs Ron Sommer und Franco Bernabé am heutigen Mittwoch vormittag in London ihre Pläne der Öffentlichkeit vorstellen werden.Der Termin war intern schon für diesen Dienstag geplant, wurde am späten Montag abend aber nach dem ergebnislosen Ende der Sitzung des TI-Verwaltungsrates abgesagt.

Nach italienischen Agenturberichten wollte der Verwaltungsrat wegen komplexer technischer und finanzieller Fragen noch weiter über die Fusion beraten.Dabei steht die Befürchtung im Vordergrund, die Deutsche Telekom könnte in der neuen Gesellschaft ein zu großes Gewicht haben.

Die "Financial Times" berichtete am Dienstag, die Telekom beanspruche 56 Prozent der Anteile.Die italienische Regierung bestehe jedoch auf einer Parität und wolle verhindern, daß die Telecom Italia durch den Zusammenschluß mit der überwiegend öffentlichen Deutschen Telekom wieder verstaatlicht werde: Rund 74 Prozent der Anteile der Deutschen Telekom befinden sich direkt oder indirekt in Bundesbesitz.Telecom Italia selbst betonte in einer knappen Pressemitteilung, bei der Fusion gehe es "in der Substanz um einen Zusammenschluß von Gleichen".

Nach Angaben aus Unternehmenskreisen wird die Fusion wahrscheinlich so vollzogen, daß beide Konzerne auf ein neues Unternehmen verschmolzen würden.Dies hätte aus steuerlicher Sicht Vorteile und könnte Bedenken von Aufsichtsbehörden, Regierungen und Aktionären ausräumen.Die Entscheidungen über das Top-Management seien bereits getroffen.Der Name der neuen Gesellschaft müsse noch festgelegt werden.

Die Börse reagierte auf die aktuelle Entwicklung relativ unbeeindruckt.Während der Handel mit Aktien der Telecom Italia und ihrer Mobilfunktochter TIM auch am Dienstag an der Mailänder Börse ausgesetzt blieb, gab die T-Aktie in Frankfurt im Rahmen des allgemeinen Trends bis zum Nachmittag um knapp 2,7 Prozent auf 36,70 Euro nach.Überdurchschnittlich verlor allerdings die Aktie des Mannesmann-Konzerns, der in Italien gemeinsam mit Olivetti im Telefongeschäft engagiert ist.Mannesmann-Vorstand Georg Acker übte an den Fusionsplänen scharfe Kritik."Dies ist aus unserer Sicht keine glückliche Lösung, sondern eher ein Thema, das in Italien gelöst werden müßte."

An der Frankfurter Börse hieß es dazu, Mannesmann könne kaum noch die Olivetti-Mobilfunktochter Omnitel übernehmen, wenn die Deutsche Telekom und Telecom Italia fusionierten.So wolle Olivetti Omnitel nur verkaufen, wenn dem Konzern eine feindliche Übernahme der Telecom Italia gelinge.Auf Kritik stoßen die Fusionspläne auch bei der France Télécom.Sie sieht dadurch ihre enge Partnerschaft mit der Telekom gefährdet, die beide Unternehmen erst im vergangenen Jahr durch eine zweiprozentige Überkreuzbeteiligung untermauert hatten.

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