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Wirtschaft: Neue Speisekarte bei Air Berlin

Transfair-Kaffee gratis und Spargel zum Aufpreis

Berlin - Das Image muss stimmen, wenn man an die Börse geht. Das weiß auch Air-Berlin-Chef Joachim Hunold. „Als Unternehmer hat man auch soziale Verpflichtungen“, sagte der nicht eben als gewerkschaftsfreundlich geltende Chef der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft am Mittwoch in Berlin. Ab sofort gibt es bei Air Berlin deshalb fair gehandelten Kaffee an Bord. Das heißt, dass der Kaffee Kleinbauern in Südamerika zu Mindestpreisen abgekauft wird, so dass sich ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen verbessern. Kinderarbeit ist tabu. In Deutschland wird Air Berlin von den Gewerkschaften häufig wegen schlechter Arbeitsbedingungen kritisiert. Bei der Präsentation der neuen Kaffeesorte will Hunold davon am Mittwoch nichts wissen. Die Aktion habe mit Imageverbesserung nichts zu tun. „Soziale Verpflichtungen sind für mich eine Selbstverständlichkeit. Vieles davon gelangt gar nicht an die Öffentlichkeit.“

Der fair gehandelte Kaffee, den der Hamburger Kaffeeröster Darboven liefert, trägt das Siegel der „Transfair“-Organisation. Er kostet Air Berlin mehr Geld – die prozentuale Steigerung befinde sich im „zweistelligen Bereich“, sagt Thomas Ney, Geschäftsführer der Air-Berlin-Tochtergesellschaft für das fliegende Personal „Crew Handling Services“ . Umsonst ist das Heißgetränk für die Passagiere trotzdem noch. Dafür muss woanders gespart werden: „Die Kosten sind wichtig für uns“, sagte Hunold. Air Berlin will an die Börse, möglicherweise noch in diesem Sommer, da müssen nicht nur das Image, sondern auch die Zahlen stimmen. Die Passagierzahlen hat Air Berlin im ersten Quartal um 8,5 Prozent auf 2,7 Millionen gesteigert. Aber im Wettbewerb mit den anderen Billigfliegern müssen vor allem die Ausgaben gering bleiben.

Ab dem 1. Mai gibt es bei Air Berlin deshalb auch eine neue Speisekarte. Es werde weiter einen gratis „Basisservice“ geben, sagt Ney. Also ein Sandwich auf den Städteverbindungen und ein warmes Essen auf den Urlaubsstrecken. Jedoch werde der Umfang der Mahlzeiten reduziert, „wir nehmen bestimmte Sachen heraus“, sagt Ney. Dafür könne man künftig ganze Menüs an Bord kaufen, frisch zubereitet vom Caterer „Do & Co“, der mit Spitzenküchen zusammenarbeitet. Die Basis-Menüs kämen weiterhin aus der Tiefkühltruhe, mit dem neuen Konzept könnten die Passagiere aber auch frischen Spargel im Flugzeug bestellen, sagt Ney. Zu welchen Preisen sei noch nicht klar. Die meisten Billigflieger verkaufen bereits Essen – als wichtige Zusatzeinnahme.

Für den Kaffeeröster Darboven und Transfair ist Air Berlin ein attraktiver Partner, weil Millionen Kunden direkt erreicht werden. Erst letzte Woche hatte Transfair eine Kooperation mit dem Lebensmitteldiscounter Lidl gestartet – ein Unternehmen, das ebenfalls von den Gewerkschaften kritisiert wird. „Wir hoffen, dass wir indirekt auch Druck für bessere Arbeitsbedingungen in Deutschland ausüben können“, sagt Dieter Overath, Transfair-Geschäftsführer. Kaffeeröster Arthur E. Darboven hat nur noch einen Wunsch: Er will einen Werbefilm für die Air-Berlin-Flüge drehen, in dem er mit Joachim Hunold über eine Kaffeeplantage in Peru schreitet. Der hat noch nicht zugestimmt.

Flora Wisdorff

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