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Wirtschaft: Neue Spekulationen um die Commerzbank Großaktionär WCM treibt den Börsenkurs

(ro). Die Commerzbank steht nach der Bereinigung ihrer Bilanz im Fokus heftiger Übernahmespekulationen.

(ro). Die Commerzbank steht nach der Bereinigung ihrer Bilanz im Fokus heftiger Übernahmespekulationen. Der Kurs der Aktie kletterte am Dienstag zeitweise um mehr als sechs Prozent. Angeheizt wurde der Kurs durch die angeschlagene Frankfurter WCM Immobilien und Beteiligungs AG, die 4,9 Prozent der Commerzbank-Aktien hält, und offenbar händeringend nach einem Käufer für dieses Paket sucht. WCM liegt nach den Worten seines Vorstandschefs Roland Flach ein Angebot vor – angeblich aus den USA.

Die Commerzbank wies die Spekulationen zurück. Vorstandschef Klaus-Peter Müller sagte der „Bild“-Zeitung: „Da werden nur Gerüchte gestreut.“ Sein Haus habe keine Kenntnis von Fusions-Anbahnungen, sagte Müller dem Blatt: „Wir stehen mit niemandem in Verhandlung, bleiben eigenständig, solange es geht.“ Allerdings schloss Müller nicht aus, dass es längerfristig zu Veränderungen in den Eigentumsverhältnissen komme könnte. „Bild“ zitiert Müller mit den Worten: „Ich würde es spannend finden, wenn sich vier Häuser aus vier Ländern zu einer starken Europa-Bank vereinen würden.“

In Frankfurter Bankenkreisen gelten die Gerüchte um eine Übernahme als nicht besonders seriös, weil WCM dahinter stehe. Aufgrund milliardenschwerer Bankschulden und des Wertverfalls der Beteiligungen sucht WCM einen Investor – auch für die Commerzbank-Aktien. Nach Angaben des WCM-Vorstands liege ein Angebot für die Commerzbank-Aktien vor, das mehr wert sei als der eigene Kaufpreis. Die Verkaufsspekulationen werden in Frankfurt auch mit WCM-Großaktionär Karl Ehlerding in Zusammenhang gebracht, der ein bis zwei Prozent der Commerzbank-Aktien halten soll. Auch Klaus-Peter Schneidewind und Clemens Vedder, Ex-Eigner der Investmentgesellschaft Cobra, die vor drei Jahren zeitweise knapp neun Prozent der Commerzbank-Anteile hielt und auf eine Fusion mit einer anderen Bank drängte, werden dahinter vermutet.

WCM genießt in Finanzkreisen einen zweifelhaften Ruf. Seit Anfang November pochen die Banken auf die Rückzahlung eines Kredites von 600 Millionen Euro. Wegen der Börsenflaute hat WCM mit Beteiligungen unter anderem an der Commerzbank, an dem Bonner Immobilienentwickler IVG und an Klöckner in den letzten Monaten Probleme bekommen. Hohe Abschreibungen auf diese Beteiligungen waren fällig. Auch die Insolvenz der IG Farben, seit einer Woche in Abwicklung, gilt als Indiz für die Probleme von WCM. Das Unternehmen hatte IG Farben den Geldhahn zugedreht.

Generell rechnet kaum jemand in Frankfurt mit einer bevorstehenden Übernahme der Commerzbank, auch wenn sie gerade erst durch die Abschreibung von 2,3 Milliarden Euro auf ihre Beteiligungen wieder interessanter geworden ist. Frühestens Ende 2004 halten Beobachter eine Übernahme der Commerzbank oder eine Kooperation oder Fusion mit einem anderen Institut – genannt wird immer wieder die Hypo-Vereinsbank – für wahrscheinlich.

Unterdessen machte am Dienstag in Frankfurt eine Studie die Runde, die ungewohnt scharf vom Kauf der Commerzbank-Aktien abrät. Der unabhängige Bank-Analyst Dieter Hein wirft dem Vorstand vor, seit 2000 rund 43 Prozent des Eigenkapitals vernichtet zu haben. Seit zwei Jahren habe die Bank keinen Gewinn erwirtschaftet, die Buchführung sei „kreativ“ und „nicht kalkulierbar“. Die Übernahmespekulationen bezeichnete Hein als „bizarr“.

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