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Wirtschaft: Neue Steuerquelle: Der Freiberufler

Fast 800000 Ärzte, Apotheker, Anwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer sollen künftig Gewerbesteuer zahlen

Was ist geplant?

Die Gewerbesteuer wird zur GemeindeWirtschaftssteuer. Zahlten bisher nur echte Gewerbe wie Handel, Handwerk und Industrie die Steuer, werden nun auch alle Selbstständigen in den freien Berufen, so genannte Freiberufler, zur Kasse gebeten.

Wer sind Freiberufler?

Ber Bundesverband freier Berufe (BFB) vertritt fast 790000 Mitglieder. Ärzte und Apotheker stellen etwa ein Drittel aller Freiberufler. Hinzu kommen etwa 87000 Anwälte und Notare sowie rund 52000 Architekten und Ingenieure. Auch zählen fast 70000 Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Unternehmensberater dazu.

Was sollen sie künftig zahlen?

Freiberufler mit einem Einkommen von mehr als 24500 Euro im Jahr sollen künftig Gewerbesteuer bezahlen. Sie können diese allerdings dann mit ihrer Einkommensteuer verrechnen. Die Bundesregierung betont deshalb, auf Freiberufler komme keine höhere Belastung zu. Ganz anders sieht dies der BFB. Die Rechnung gehe nur auf, wenn der kommunale Hebesatz für die Gewerbesteuer 360 Prozent nicht überschreite. Mit dem Hebesatz können die Gemeinden eigenverantwortlich die Höhe der Gewerbesteuer in ihrem Gebiet festlegen. Die Mehrzahl der Freiberufler arbeitete aber in größeren Städten mit deutlich höheren Sätzen. In Berlin beispielsweise beträgt er 410, in Potsdam 450 Prozent. Das Ergebnis des Bundesverbandes: 70 bis 80 Prozent der Freiberufler zahlen drauf.

Womit muss der Einzelne rechnen?

Nach der Modellrechnung des BFB kann einem Anwalt, Arzt, Architekt, Steuerberater oder Notar, der einen steuerpflichtigen Gewinn von 100000 Euro im Jahr verbucht, eine jährliche Zusatzlast von bis zu 3300 Euro drohen, wenn er in einer Gemeinde mit einem Hebesatz von 490 Prozent arbeitet (Frankfurt, München). Dies bedeutet eine Steurerhöhung um 8,55 Prozent. Befindet sich die Praxis des Modell-Freiberuflers in einem Ort, der einen Hebesatz von 400 Prozent hat, etwa Freiburg, Frankfurt (Oder) oder Stralsund, liegt die Zusatzbelastung noch bei 600 Euro jährlich. In diesem Fall beträgt die Erhöhung immerhin noch 1,55 Prozent.

Erhöhen Freiberufler nun ihre Preise?

Im Prinzip ja, denn die Steuer stellt einen Kostenfaktor für die Betroffenen dar. Die Freiberufler werden deshalb versuchen, die höheren Kosten an ihre Kunden weiterzugeben. Aber: Die Heilberufe müssen sich gegebenenfalls mit den Krankenkassen über ihre Honorare einigen. Für Anwälte, Notare und Architekten gilt eine Gebührenordnung. Sie muss vom Justizministerium beziehungsweise Wirtschaftsministerium genehmigt werden. Die Anwälte verhandeln darüber mit Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD). Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) denkt an die Abschaffung der Gebührenordnung für Architekten und Ingenieure.

Was würde die neue Steuer den Kommunen bringen?

Im Bundesfinanzministerium geht man davon aus, dass die neue Steuer den Gemeinden insgesamt rund 4,5 Milliarden Euro einbringen könnte. Etwa 1,3 Milliarden Euro soll die Besteuerung der Freiberufler bringen. Weiter sollen die Gemeinden stärker an der Mehrwertsteuer partizipieren und schließlich von der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe profitieren. dr/HB

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