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Am Wochenende haben in Berlin einige tausend Menschen in Berlin gegen Fluglärm und Nachtflüge demonstriert.

© dpa

Neue Studie: Berliner Industrie braucht keine Nachtflüge

Lediglich zwei von 20 großen Industriebetrieben würde ein Nachtflugverbot am Hauptstadtflughafen BER stören, behauptet ein Logistik-Professor.

Für die meisten großen Industriebetriebe in der Region Berlin spielt der Export per Flugzeug nur eine Nebenrolle. Überdies sehen sie durch das Nachtflugverbot zwischen 0 und 5 Uhr am Flughafen BER kaum wirtschaftliche Einbußen. Das geht aus einer Studie des Logistik-Professors Richard Vahrenkamp hervor. „Wahrscheinlich hätte eine Ausweitung des Nachtflugverbots auf die Zeit zwischen 22 und 6 Uhr daher auch keine negativen Folgen für die Unternehmen“, schließt er daraus.

Von den 20 größten Industriebetrieben mit mehr als 500 Beschäftigten haben der Erhebung zufolge nur sieben überhaupt Interesse an Luftfracht. Fünf davon sehen entsprechend keine Nachteile durch ein nächtliches Flugverbot. Eine Firma gab an, in zwei bis fünf Fällen pro Jahr Einbußen zu erleiden. Der Studien-Autor Vahrenkamp war bis März Professor für Produktionswirtschaft und Logistik an der Universität Kassel, wurde dann emeritiert und arbeitet nun als Berater.

Die Studie spielt eine Rolle, weil in Brandenburg noch bis zum 3. Dezember ein Volksbegehren gegen Nachtflüge am BER zwischen 0 und 5 Uhr läuft. Für einen Erfolg sind 80 000 Unterschriften notwendig. In Berlin war ein ähnliches Begehren kürzlich gescheitert. Die Befürworter eines Verbots verlangen einen völligen Verzicht auf Starts und Landungen zwischen 22 und 6 Uhr. Die Wirtschaft, etwa die Industrie- und Handelskammer Berlin, warnt dagegen vor Gefahren für den Standort. Nur wenn es Flüge in den sogenannten Randzeiten gebe, würden Fluggesellschaften Maschinen hier stationieren und Arbeitsplätze schaffen.

Vahrenkamp hat für die Studie nur Industrieunternehmen befragt, weil diese auch exportieren – für die Branchen Handel und Dienstleistungen gilt dies in der Regel nicht. Unter den großen Firmen aus Berlin und Brandenburg sind allerdings viele, deren Produkte sich für den Transport per Flugzeug kaum eignen wie BMW, Bombardier oder Daimler. Ob auch nächtliche Lieferungen per Jet für die Wirtschaft, also auch für Händler oder Dienstleister, eine Rolle spielen, untersuchte Vahrenkamp nicht.

Seiner Ansicht nach stehen in erster Linie Chartergesellschaften hinter der Forderung nach Nachtflügen. „Vor allem Charterflieger wie Condor oder Tuifly haben Interesse, dann können sie ihre Flugzeuge besser auslasten.“ Es gehe am Ende um die Flugpreise. „Die Berliner müssen sich entscheiden: Wollen sie Nachtflüge, oder wollen sie 20 Euro mehr pro Flugticket zahlen?“

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