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Der Hoffnungsträger. Hans-Walter Peters, Chef der Hamburger Berenberg Bank, soll das Image der Branche aufpolieren. Jetzt steht sein Institut selbst in der Kritik.

© picture alliance / dpa

Neuer Chef für den Bankenverband: Panama Papers belasten Cheflobbyisten Peters

Hans-Walter Peters löst am Montag Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen als Präsident des Bankenverbands ab. Doch sein Start wird durch die "Panama Papers" belastet.

Von Carla Neuhaus

Wenn Robbie Williams im Radio läuft, dreht er auf: „Let me entertain you“, „Feel“ oder „Angels“, Hans-Walter Peters singt mit – heute noch mehr als früher. Denn im vergangenen Jahr hat der Privatbankier Robbie Williams persönlich kennengelernt. „Ein beeindruckender Mann“, sagte Peters später. Der Chef der Berenberg Bank hatte den britischen Popstar als Überraschungsgast zum Firmenjubiläum geladen. Gekostet haben soll ihn der Privatauftritt einen einstelligen Millionenbetrag. Etwas großspurig, meinten manche. Doch Peters fand, es sei genau das Richtige, um den Mitarbeitern zu danken. Er hätte ihnen auch einen Bonus zahlen können. Doch der sei irgendwann vergessen gewesen. Ein Robbie-Williams-Konzert nicht. „Davon spricht man noch in zehn Jahren“, sagte Peters.

Peters spricht für mehr als 200 Geldhäuser

Sein Empfang am Montag in Berlin dürfte dagegen bescheidener ausfallen. Peters übernimmt dann offiziell das Amt als Präsident des Bankenverbands. In den nächsten drei Jahren vertritt er gegenüber Öffentlichkeit und Politik die Interessen von Großbanken wie der Deutschen Bank und der Commerzbank, aber auch von kleineren Privatbanken wie seiner eigenen. Insgesamt spricht er für über 200 Geldhäuser. Peters, den bis vor Kurzem außerhalb der Branche kaum jemand kannte, wird damit zu einem der wichtigsten Banker Deutschlands. Von ihm hängt ab, ob sich das Image der Branche nach den Krisen und Skandalen der Vergangenheit endlich zum Positiven wandelt.

Peters hat man für diesen Job wohl deshalb auserkoren, weil er als unbescholten galt. Dass er bislang auf Bundesebene so wenig in Erscheinung getreten ist, schien dabei fast sogar von Vorteil zu sein. Lieber ein Banker, den wenige kennen, als einer, der von einem Skandal in den nächsten rutscht. So hatte Peters Vorgänger Jürgen Fitschen, Co-Chef der Deutschen Bank, sich zwar redlich bemüht, das Image der Branche aufzupolieren. Doch als bei der Deutschen Bank ein Skandal nach dem anderen ans Licht kam, erschienen seine Reden vom Kulturwandel der Banken immer weniger glaubhaft. Mittlerweile steht Fitschen im Zuge des Kirch-Prozesses sogar selbst vor Gericht. Mit Peters hoffte man daher wohl, jemanden gefunden zu haben, der mit den Tricksereien seiner Kollegen nichts zu tun hat. Und bis Anfang dieser Woche schien es tatsächlich so, als sei Peters genau der Richtige für den Job.

Die Berenberg Bank taucht in den "Panama Papers" an prominenter Stelle auf

Doch dann kamen die Panama Papers. Und in denen taucht die Berenberg Bank an prominenter Stelle auf. Auch Peters Institut soll demnach in das Geschäft mit Briefkastenfirmen verwickelt sein. Der NDR berichtet, die Bank habe sogar „besonders eng“ mit der Kanzlei Mossack Fonseca in Panama zusammengearbeitet, die im Fokus der Recherchen steht. So soll der Sohn einer der beiden Kanzlei-Gründer zum Beispiel ein Jahr lang ein Praktikum bei der Berenberg Bank gemacht haben. Der Schweizer Ableger des Instituts soll zudem 76 Konten für Briefkastenfirmen bereitgestellt haben, 13 Briefkastenfirmen konnten die Rechercheure der Bank direkt zuordnen.

„Wir haben keine Briefkastenfirmen eröffnet“

Einen Teil der Anschuldigungen weist die Berenberg Bank zurück. „Wir haben keine Briefkastenfirmen eröffnet“, sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel. „Das ist nicht unser Geschäftsmodell.“ Allerdings räumte er ein, dass die Schweizer Tochtergesellschaft „wie viele andere Banken auch, Konten für Offshore-Gesellschaften“ führt. Dabei halte sie sich aber an alle gesetzlichen Regelungen. Auch der Verband nahm seinen neuen Präsidenten sogleich in Schutz. Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer sagte: „Briefkastenfirmen mögen anrüchig sein, doch sie sind weder verboten noch prinzipiell illegitim.“

Damit ist der Bankenverband wieder mal in der Verteidigungsrolle. Ein guter Neustart sieht anders aus. Grünen-Politiker Gerhard Schick meint sogar: „Der Bankenverband sollte die Entscheidung, Herrn Peters zum Präsidenten zu machen, noch einmal überdenken.“ Er habe Zweifel daran, ob der Berenberg-Banker angesichts der Verwicklung in die Panama-Affäre „tatsächlich der richtige Repräsentant für die Branche ist“. Er kann sich nicht vorstellen, dass Peters von den Machenschaften der Schweizer Tochterbank nichts gewusst hat. „Wahrscheinlicher ist, dass er fragwürdige Geschäfte bewusst hat über die Schweiz laufen lassen, um das Mutterhaus nicht zu belasten.“

„Es gibt zu wenige Institute, die nicht vorbelastet sind“

Dass der Bankenverband deshalb aber tatsächlich noch in letzter Minute von Peters Abstand nimmt, ist unwahrscheinlich. Er sei schließlich längst gewählt, hieß es von Verbandsseite. Zumal es vermutlich ohnehin für ihn so schnell gar keinen Ersatz gäbe. „Es gibt zu wenige Institute, die nicht vorbelastet sind“, sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

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