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Alles Gute! Der alte Lufthansa-Chef Christoph Franz (links) beglückwünscht seinen Nachfolger Carsten Spohr.

© dpa

Neuer Chef für die Lufhansa: Einer von uns

Der neue Vorstandsvorsitzende Carsten Spohr gilt als Sympathieträger. Er ist seit 20 Jahren im Unternehmen und hat sogar einen Pilotenschein. Es gibt viel zu tun bei der stolzen Fluggesellschaft.

Die erste akute Herausforderung ist noch nicht bewältigt. Wenn Carsten Spohr am 1. Mai als Nachfolger von Christoph Franz sein Amt als Vorstandschef der Lufthansa antritt, ist der Konflikt mit den rund 5400 Piloten noch nicht vom Tisch. Seit dem Streik der Flugzeugführer Anfang April hat es zwar diverse Gespräche gegeben. Aber die Beteiligten haben Stillschweigen vereinbart. Spohr weiß natürlich mehr. Und er hat keine Zweifel, dass eine Lösung gefunden wird, schließlich ist der 47-Jährige Optimist.

Seit 20 Jahren arbeitet Spohr für das Unternehmen. Wichtig mit Blick auf den Konflikt mit den Beschäftigten im Cockpit: Wirtschaftsingenieur Spohr ist selbst Pilot, auch wenn er nicht mehr fliegt. Generell scheint der zweifache Familienvater gerade in der aktuellen Phase der richtige Mann für den Top-Job, nicht nur weil er der erste Pilot auf dem Chefsessel ist. Spohr ist – im Gegensatz zu seinem spröden Vorgänger Franz, der mit seinem nicht selten harschen Ton viele Lufthanseaten verärgert hat – Sympathieträger, hat als Chef der Frachtsparte und seit drei Jahren als erster Mann des Passagiergeschäfts, das für 70 Prozent des Lufthansa-Umsatzes steht, bewiesen, dass er sein Metier versteht. So gab es denn auch vielfach Unverständnis über Aufsichtsratschef Wolfgang Mayrhuber, der einige externe Kandidaten für die Vorstandsspitze in Erwägung gezogen hatte.

Spohrs neuer Job ist alles andere als einfach, nicht nur weil er ein Unternehmen mit 117 000 Mitarbeitern und 30 Milliarden Euro Umsatz führt. Sondern auch weil Lufthansa nach wie vor zu wenig Geld verdient und in einem knallharten Wettbewerb steckt. Billigfliegern wie Ryanair, Easyjet oder der spanischen Vueling stellt sie sich mit der Tochter Germanwings zwar erfolgreich entgegen. Spohr will diesen Ansatz dem Vernehmen nach stärken und andere Lufthansa-Gesellschaften einbeziehen. Aber die arabischen Fluggesellschaften Emirates, Etihad, Qatar und mittlerweile auch Turkish Airlines machen der Lufthansa auf den lukrativen Strecken nach Asien erheblich zu schaffen, vor allem mit attraktiven Angeboten für Geschäftsreisende, mit denen die Deutschen den größten Anteil ihres Gewinns einfliegen.

Ex-Chef Franz hat Allianzen oder Kooperationen mit arabischen Airlines immer ausgeschlossen – nach dem Motto: Wir schaffen das selbst. Die Zweifel daran sind größer geworden. Jetzt machen Spekulationen die Runde, die Lufthansa könne sich enger mit einem Wettbewerber in Asien zusammentun und so den Drehkreuzen von Emirates und Etihad am Golf ausweichen. Direktflüge von Europa nach Asien und umgekehrt sind immer noch attraktiver als das Umsteigen in Dubai oder Abu Dhabi.

Spohr selbst wollte sich am Dienstag auf der Lufthansa-Hauptversammlung in Hamburg nicht zu seinen Plänen äußern, er will dies aber noch vor der Sommerpause tun. Ob dazu ein weiteres Sparprogramm wie das bis 2015 laufende „Score“ gehört, ist unwahrscheinlich. Der neue Chef will eher investieren – in die Ausstattung der Flugzeuge und in den Service. Die Lufthansa soll wie die Wettbewerber in Asien zur „Fünf-Sterne-Airline“ aufsteigen und damit auch die relativ hohen Preise rechtfertigen. Bislang kommt sie nur auf vier Sterne. Unter anderem, weil, wie Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Union Investment spöttisch bemerkt, die Airline in ältere Boeing 737 neue und in neue A 380 alte Sitze einbaue. Die 2013 gestartete Modernisierung ist überfällig und wird von Mitarbeitern ausdrücklich begrüßt. Viele sind die Sparprogramme leid, auch wenn ihnen die schwierige Lage bewusst ist und Spohr ein Auge auf Effizienz und Kosten richten wird. „Score“ trägt er voll mit, in der von ihm geführten Passagiersparte hat es deutliche Einschnitte gegeben. So wird denn auch der neue Chef nicht immer freundlich lächeln, sondern zur Not scharfe Töne anschlagen.

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