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Festlich gestimmt. Eric Schweitzer übernimmt die Führung des DIHK.

© dapd

Neuer DIHK-Präsident: Die Wirtschaft ist ein Berliner

Alba-Mitinhaber Eric Schweitzer wird Präsident des DIHK. Bis zu seiner Wahl dauert es aber noch ein bisschen. Beim BDI vollzieht sich der Wechsel an der Spitze schneller.

Berlin/Datteln – Es dauert noch vier Monate, bis er es wirklich ist. Aber die entscheidende Hürde hat Eric Schweitzer am Donnerstag in Dresden genommen: Der Präsident der Berliner IHK soll im März zum Präsidenten des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) gewählt werden. Eine Kommission unter Leitung von Amtsinhaber Hans Heinrich Driftmann hat den 47-Jährigen auf der Vollversammlung des Verbands einstimmig empfohlen, damit ist die Sache klar.

Etwas schneller vollzieht sich der Führungswechsel bei einem weiteren der vier Spitzenverbände der Wirtschaft: Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) wählt übernächste Woche den 53-jährigen Unternehmer Ulrich Grillo zu seinem Präsidenten. Er löst dann zum Jahreswechsel Hans-Peter Keitel in dem Ehrenamt ab. Damit rücken zwei jüngere Familienunternehmer und Machertypen ohne Parteibuch auf zentrale Posten der Wirtschaft vor.

„Ich fühle mich sehr geehrt“, sagte Schweitzer dem Tagesspiegel nach der Nominierung. Der Mitinhaber des Entsorgungskonzerns Alba mit 9000 Beschäftigten hatte sich lange bedeckt gehalten und noch vor zwei Monaten gesagt, er habe sich „wirklich noch nicht entschieden, ob ich wollen würde“. Gerade ist er wieder an die Spitze der Berliner IHK gewählt worden, die er bereits seit acht Jahren führt. Für das neue Ehrenamt gibt er weder diese Rolle noch seine unternehmerische Verantwortung ab. Und auch das Privatleben soll künftig nicht zu kurz kommen, darauf legt Schweitzer – er ist verheiratet und hat zwei Kinder – Wert.

Wie Schweitzer seine neue Rolle ausfüllen will, lässt er noch offen, da der Dachverband von 80 Kammern und damit aller Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft mit Driftmann, Unternehmer aus Elmshorn („Kölln-Flocken“), bis März einen amtierenden Präsidenten hat. „Das gebietet der Respekt – ich schätze Herrn Driftmann als Mensch und als Unternehmerpersönlichkeit“, sagte Schweitzer. Ein radikaler inhaltlicher Schwenk ist von ihm nicht zu erwarten, aber der Anspruch, den DIHK schlagkräftiger zu machen. Gut vernetzt ist er bereits: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den promovierten Betriebswirt vor zwei Jahren in ihren Rat für Nachhaltige Entwicklung berufen, regelmäßig sind führende Bundespolitiker zu Gast bei der Berliner IHK.

Anders als Schweitzer macht Grillo bereits deutlich, wie er sich die inhaltliche Ausrichtung des BDI vorstellt. In der Europapolitik stellt er sich hinter die bisherige BDI-Linie der Unterstützung für Merkel. „Wir können uns nicht leisten, dass der Euro auseinanderbricht. Wir müssen uns Zeit geben, das wird auch nicht ganz billig“, sagte er vor Journalisten in Datteln bei Dortmund. Dort steht das Walzwerk von Rheinzink, ein wichtiger Teil der Grillo-Werke. Der Familienkonzern für Zinkblech und Schwefelchemie, der seinen Ursprung auf das Jahr 1842 datiert, erzielt mit 1600 Beschäftigten rund 600 Millionen Euro Jahresumsatz.

Die deutsche Wirtschaft insgesamt beurteilt Grillo positiver, als offizielle Prognosen es nahelegen. „Ich würde nicht ausschließen, dass die Konjunkturschwäche nicht ganz so schlimm kommt wie befürchtet.“ Im Zweifel müssten die Möglichkeiten der Kurzarbeit erneut ausgedehnt werden, um die schlechtere wirtschaftliche Lage abzufedern. Bei der Umsetzung der Energiewende sieht er dagegen durchaus Anlass zur Sorge und wünscht sich ein besseres Projektmanagement. Und auch das Thema Rohstoffe – er hat die Rohstoffallianz, ein gemeinsames Unternehmen mehrerer deutscher Konzerne, ins Leben gerufen – sieht Grillo, seit 2011 bereits BDI-Vize, weit oben auf seiner Agenda. Er nennt aber auch Demografie, Krankenversicherung und Rentenpolitik als Themen, bisher eher bei der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) angesiedelt.

Seine anstehende Wahl beim BDI und Schweitzers Nominierung beim DIHK sieht Grillo als Generationswechsel. „Mit dem Herrn Schweitzer kommt einer, der ist noch jünger als ich“, hebt er hervor. Doch während Schweitzer lange keine Ambitionen erkennen ließ, gibt Grillo zu, dass ihn das Amt des BDI-Präsidenten schon länger reizte. „Ich habe immer mal gedacht: Könnte ich das auch?“, sagte er dem Tagesspiegel. Moritz Döbler

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