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Wirtschaft: Neuer Preisrutsch auf dem Telefonmarkt

BERLIN (pys/dw/wei).Der Preiskampf der Telefonanbieter nimmt dramatische Züge an.

BERLIN (pys/dw/wei).Der Preiskampf der Telefonanbieter nimmt dramatische Züge an.Am Donnerstag versprach Telekom-Herausforderer Mannesmann seinen fünf Millionen Mobilfunk-Kunden, daß sie am nächsten Sonntag ganztägig kostenlos telefonieren können.Der Billiganbieter Mobilcom kündigte Handy-Tarife unter 30 Pfennig pro Minute an.Selbst die Telefon-Auskünfte wetteifern um das beste Angebot: Telegate will unter der Nummer 11 88 0 künftig auch Telefonauskünfte in türkischer Sprache geben.Nach einem Bericht der Wirtschaftswoche könnte die Tiefstpreis-Zeit jedoch bald vorbei sein: Danach will die SPD bei einem Wahlsieg den Wettbewerb auf dem Telefonmarkt einschränken.

Die Deutsche Telekom meldete unterdessen für das erste Halbjahr 1998 einen Gewinnsprung von 18 Prozent.Im ersten halben Jahr des Wettbewerbs habe das Unternehmen in seinem Kerngeschäft Umsatz und Gewinn weiter gesteigert, teilte Vorstandschef Ron Sommer am Donnerstag in Bonn mit.Das Umsatzwachstum fiel mit 4,5 Prozent allerdings niedriger aus als in der gesamten Branche (7 Prozent).Die Preise für das Telefonieren bei der Telekom gingen gegenüber dem ersten Halbjahr 97 im Durchschnitt um 1,5 auf 16 Pfennig pro Minute zurück.Die Telekom habe ihr Ziel erreicht, die Umsatzeinbußen aufgrund des Wettbewerbs durch Wachstum an anderer Stelle mehr als auszugleichen, sagte Sommer.Der Konzerngewinn stieg um 18 Prozent auf 1,95 Mrd.DM.Sommer warnte davor, daraus Rückschlüsse auf das gesamte Jahresergebnis zu ziehen.Der Vorstand sei mit dem zweiten Halbjahr zwar bislang zufrieden, wichtige Marktentwicklungen, darunter die Entscheidungen der Regulierungsbehörde zu den Gebühren für Kabel- und Teilnehmeranschlüsse, seien aber noch nicht absehbar.Ziel des Vorstandes sei es, den Aktionären auch für 1998 eine Dividende von 1,20 DM zu zahlen.

Unterdessen mutierte der scharfe Telefon-Wettbewerb auch zum Wahlkampfthema: Namhafte SPD-Politiker wollen nach Angaben der "Wirtschaftswoche" im Falle eines Wahlsieges Telekom-Chef Ron Sommer sowie den Chef der Regulierungsbehörde Klaus-Dieter Scheurle ihrer Ämter entheben.Außerdem solle das Telekommunikationsgesetz, auf das die Behörde ihre Arbeit stütze, zugunsten der Telekom geändert werden, heißt es in dem Blatt am Donnerstag.Dort heißt es wörtlich: "Nebenbei will die SPD, im Verein mit einer Clique sozialdemokratischer Telekom-Manager, auch noch Telekom-Chef Ron Sommer chassen." Koalitionspolitiker wie Wirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) nannten es unverantwortlich, wenn die SPD die Reformen in der Telekommunikation zurückdrehen und die Regulierungsbehörde entmachten wolle.Sommer warnte auf einer Pressekonferenz der Telekom vor einem "parteipolitischen Selbstbedienungsladen, dessen Management man so besetzen kann, wie einen Fußballverein in Hintertupfingen".Der SPD- Telekommunikationsexperte Martin Bury, der laut "Wirtschaftswoche" zu der genannten "Clique" von SPD-Politikern gezählt wird, wies den Bericht als "unseriös und tendenziös" zurück.Die SPD sei nicht gegen Wettbewerb und wolle nicht die Liberalisierung des Telefonmarktes zurücknehmen, sagte Bury.Nötig seien aber "faire Bedingungen", bei denen sich die Telekom-Konkurrenten nicht nur die Rosinen herauspicken dürften.Daher sollten sie mehr zu eigenen Investitionen gezwungen werden.

Der Präsident des Bundeskartellamtes, Dieter Wolf, warnte gegenüber dem Tagesspiegel davor, die Regulierungsbehörde zum Objekt des Parteienstreites zu machen: "Wenn der Chef der Regulierungsbehörde zur Disposition steht, bloß weil sich die Regierung ändert, spricht das nicht für die Unabhängigkeit der Behörde." Gerade diese Unabhängigkeit sei für den freien Wettbewerb jedoch entscheidend.Auch wenn das Telekom-Gesetz zum Vorteil der Telekom geändert würde, wäre dies "ein essentieller Verlust für die Attraktivität des Standortes."

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