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Klassenprimus. Rund um den Times Square in New York haben sich viele Banken angesiedelt. Aber von Krise keine Spur, die USA sind wieder obenauf. Foto: dpa

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Neuer Schwung: Amerika schafft das Comeback

Die USA sind wieder das wettbewerbsfähigste Land der Welt – die Euro-Zone dagegen fällt zurück.

Berlin - Es ist paradox: Immer wenn die Statistiker  gute Nachrichten über die Konjunktur in den USA in die Welt senden, steigen die Aktien im Dow-Jones-Index nicht etwa. Nein – sie fallen. So war es oft, als zuletzt die Firmen mehr Aufträge bekamen, die Häuserpreise stiegen, die Arbeitslosigkeit stärker als erwartet sank. Und auch als am Donnerstag gute Zahlen von der Wirtschaftsleistung zu Jahresbeginn bekannt wurden, hielt sich der Dow Jones nur mit Mühe im Plus.

Dass die US-Wirtschaft im ersten Quartal auf das Jahr hochgerechnet um 2,4 Prozent gewachsen ist, erfüllt die Börsianer mit Sorge. Denn jeder Hinweis darauf, dass Amerika das Tal der Tränen allmählich verlässt, lässt das Ende der ultraexpansiven Geldpolitik durch die Notenbank Fed näher rücken. Und das bedeutet sinkende Kurse – weil die Anleger ihr Geld aus Aktien abziehen.

Doch viele, die nicht mit Aktien zu tun haben, sind von der Entwicklung der USA beeindruckt. „Eine eindrucksvolle Rückkehr der USA an die Spitze der Rankings“ hat etwa Stéphane Garelli ausgemacht. Er ist Direktor des World Competitiveness Center an der Schweizer Wirtschaftshochschule IMD und hat untersucht, wie konkurrenzfähig die 60 wichtigsten Volkswirtschaften der Welt sind. Ergebnis: Die Vereinigten Staaten haben Hongkong wieder von Platz eins verdrängt. Die meisten Länder der Euro-Zone fallen dagegen zurück. Deutschland bleibt auf dem neunten Rang. Staaten, die über eine eigene nationale Währung verfügen, konnten sich dagegen verbessern: Die Schweiz stieg von Platz drei auf zwei, Schweden von fünf auf vier, Norwegen von acht auf sechs.

„Das ist der Preis der Sparmaßnahmen“, urteilte Garelli beinahe schadenfroh. Trotz ihrer Reformanstrengungen landeten Europas Krisenstaaten Italien (44.), Spanien (45.), Portugal (46.) und Griechenland (54.) nur auf den hinteren Plätzen. Frankreich schaffte Rang 28. Das IMD zieht 333 Daten und Kriterien für den Vergleich heran. Die USA eroberten die Spitze zum einen wegen ihres wieder erstarkten Finanzsektors zurück. Zum anderen sinken angesichts der umstrittenen Fracking-Fördermethoden die Energiepreise deutlich. 2015 werde das Land mehr Gas als Russland fördern, 2020 mehr Öl als Saudi-Arabien, erwarten die Wissenschaftler des IMD.

Weil es neben den USA auch Japan dank seiner lockeren Geld- und Fiskalpolitik wieder besser geht, sieht IMD-Mann Garelli „die Debatte um die Sparpolitik neu belebt“. In manchen Euro-Ländern hätten zu heftige Spar- und Reformaktionen die wirtschaftlichen Probleme noch verschärft. „Strukturreformen sind zwar unumgänglich, aber Wachstum bleibt eine Grundvoraussetzung“, belehrte Garelli.

Mit der Studie bekommt die Debatte um die Euro-Krisenpolitik neue Nahrung. Am Mittwoch hatte die EU-Kommission einer Reihe von Ländern mehr Zeit für das Erreichen ihrer Sparziele eingeräumt. Kritiker sehen damit aber den Plan gefährdet, die Euro-Zone wieder wettbewerbsfähig zu machen. EU-Kommissar Günther Oettinger hatte Europa zuvor als „Sanierungsfall“ bezeichnet. Insbesondere Frankreich sei „null vorbereitet auf das, was nötig ist“. Unterstützung bekam er von Altkanzler Helmut Schmidt (SPD). Er sagte am Mittwochabend in Paris, es gebe eine Krise der „europäischen Institutionen“. Die einzige, die derzeit noch funktioniere, sei die Europäische Zentralbank.

Allerdings gibt es auch Lichtblicke für Europa. Das Wirtschaftsklima in der Währungsunion hat sich im Mai stärker aufgehellt als erwartet. Vor allem in Portugal, Griechenland und Italien besserte sich die Stimmung, wie die EU-Kommission mitteilte. Der durch Umfragen unter Managern erhobene Indikator lag bei 89,4 Punkten (plus 0,8) – der langfristige Durchschnitt liegt bei 100. Die Industrieländer-Vereinigung OECD rechnet für die Euro-Zone mit einer um 0,6 Prozent zurückgehenden Wirtschaftsleistung.

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