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Wirtschaft: Neuer Skandal um die Berliner Volksbank

BERLIN (uwe/fbs/hej).Die Festnahme ihres Vorstandschefs, Ulrich Misgeld, hat die Berliner Volksbank erneut in die Schlagzeilen gebracht.

BERLIN (uwe/fbs/hej).Die Festnahme ihres Vorstandschefs, Ulrich Misgeld, hat die Berliner Volksbank erneut in die Schlagzeilen gebracht.Die Zusammenarbeit mit der Euwo-Gruppe des ebenfalls inhaftierten Peter Schiansky soll Bank und Anleger Millionen gekostet haben.Die Volksbank will mit der Grundkreditbank-Köpenicker Bank fusionieren, die im vergangenen Jahr erst nach einer aufwendigen Rettungsaktion vor der Pleite bewahrt werden konnte.Die Bankenaufsicht prüft derzeit, wie es mit der Risikovorsorge bei der Volksbank bestellt ist.

Die Verhaftung Misgelds berühre die geplante Fusion der Institute nicht, heißt es aus beiden Häusern.Welche Konsequenzen der Skandal haben wird, wollte am Donnerstag weder der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken noch das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen abschätzen.Die Aufsichtsbehörde prüft seit kurzem außerplanmäßig die Geschäftslage bei der Berliner Volksbank, besonders die Risikovorsorge der Bank.

Anfang Juni hatte Misgeld für die Fusionsgespräche eine Verhandlungslinie vorgegeben.Man lasse sich von der Grundkreditbank weder Fahrplan noch Struktur für die Fusion der Institute vorschreiben, hatte der Bankenchef gesagt.Es sei mit der Grundkreditbank (GKB) ein Fusionsplan über drei Jahre vereinbart worden.Die Unterredungen hatte GKB-Chef Kauermann beschleunigen wollen, indem er zuvor ein rasches Zusammengehen gefordert hatte.In der Volksbank dagegen kursieren längst Fusionsvorstellungen, nach denen von der GKB nach einem Zusammengehen nicht mehr viel übrigbleiben soll.Danach soll die GKB nur noch das Fondsgeschäft behalten, das Mengengeschäft dagegen von der Volksbank übernommen werden.Die maroden Immobiliengeschäfte der GKB wollen die Genossen nach Möglichkeit an die genossenschaftlichen Zentralbanken, zum Beispiel an die DG Bank, abtreten.Dort sollen, so kolportieren erbitterte Genossen, auch die überzähligen Mitarbeiter der GKB geparkt werden.Kein Geheimnis ist, daß die Volksbank ihre neue Unternehmenszentrale am Potsdamer Platz sehr großzügig dimensioniert hat.

In Haft genommen wurden am Mittwoch auch der ehemalige Volksbank-Vorstand Vogl, der bereits im vergangenen Jahr wegen dubioser Immobilienprojekte zurückgetreten war und ein weiterer Mitarbeiter der Volksbank.Aus der ehemaligen Euwo-Gruppe wurden neben Schiansky zwei weitere führende Mitarbeiter verhaftet, außerdem der Steuerberater der Gruppe.Bis auf Misgeld und Schiansky befinden sich alle wieder auf freiem Fuß.Ein Haftprüfungstermin am Mittwoch brachte nicht die erhoffte Freilassung Misgelds gegen Kaution.Die Volksbank will Beschwerde gegen den Haftbefehl einlegen.

Die drei Berliner Genossenschaftsinstitute leiden besonders unter der wirtschaftlichen Flaute in Berlin und Brandenburg.Bei der Berliner Volksbank mußte die Risikovorsorge 1997 um 8,2 Prozent auf 82,1 Mill.DM angehoben werden.Bei der im April dieses Jahres fusionierten Grundkreditbank-Köpenicker Bank wurde gar eine der größten Rettungsaktionen in der Geschichte des Sicherungsfonds der Volksbanken und Raiffeisenbanken gestartet.Die Solidargemeinschaft der Genossenschaftsbanken mußte den beiden Berliner Instituten mit insgesamt 452 Mill.DM unter die Arme greifen, damit die Bilanzen geschlossen werden konnten.

Bei der GKB bestehe das Problem, daß die Genossen in der Vergangenheit das Bankgeheimnis ein bißchen zu ernst genommen hätten, monieren die Volksbanker.Immer noch sei nicht bekannt, mit welchen Immobilienrisiken die GKB in die Fusion gehen will.So seien weder Risikorückstellungen noch Wertbereinigungen auf den neuesten Stand gebracht worden.Die Risikosicherungsfonds der Volksbanken haben längst reagiert.Im Frühsommer vervierfachten sie die fälligen Einzahlungen in den Risikosicherungsfonds der Nord-Genossenschaftsbanken von 0,5 auf zwei Prozent der Ausleihungen: Mehr läßt das Genossenschaftsgesetz nicht zu.Vor allem ausleihungen in den neuen Ländern seien notleidend, ließ Misgeld damals wissen.

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