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Wirtschaft: Neuer Wind vom Sket-Gelände

Vierte Auffanggesellschaft des einstigen Vorzeigekombinats ist privatisiert MAGDEBURG (löb).Der Ausverkauf des einstigen Vorzeige-Kombinats im DDR-Schwermaschinenbau neigt sich seinem Ende zu.

Vierte Auffanggesellschaft des einstigen Vorzeigekombinats ist privatisiert

MAGDEBURG (löb).Der Ausverkauf des einstigen Vorzeige-Kombinats im DDR-Schwermaschinenbau neigt sich seinem Ende zu.Gestern meldeten der BvS-Vorstand und die rot-grüne Landesregierung übereinstimmend und freudig die Vermählung der Sket Maschinen- und Anlagenbau GmbH mit den mittelständischen Investoren Alois Wobben und Heinz Buse.Die noch vorhandenen 180 Arbeitsplätze seien durch die Zweitprivatisierung gesichert, innerhalb der kommenden zwei Jahre wolle insbesondere Wobben auf dem Sket-Gelände rund 200 neue Arbeitsplätze schaffen, hieß es. Der Stolz, mit dem die Nachricht aus Berlin und Magdeburg verkündet wurde, hatte einen bitteren Beigeschmack.Mehr als 30 000 Menschen hatten zu DDR-Zeiten im Schwermaschinenbau-Kombinat Ernst Thälmann Lohn und Brot.Nur noch rund 2000 Sket-Werker standen auf der Lohnliste, als Anfang 1997 über das Unternehmen das Konkursverfahren eröffnet wurde. Die nach der gescheiterten Erstprivatisierung an das niedersächsische Investorenduo Carsten Oestmann und Helmut Bochert von der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) eingesetzte Geschäftsführung unter Werner Kirchgässer hatte die Gesamtvollstreckung beantragt, weil die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat einem neuen Sanierungskonzept mit einem weiteren drastischen Arbeitsplatzabbau nicht zugestimmt hatte. Die BvS gründete nach Eröffnung des Konkursverfahrens fünf Auffanggesellchaften, die schließlich nur noch 420 Sket-Werkern einen Arbeitsplatz boten.Nahezu die Hälfte davon ist bei der jetzt privatisierten Maschinen- und Anlagenbau GmbH beschäftigt.Auch drei andere Gesellschaften, die vom einstigen Großkombinat übriggeblieben waren, haben mittlerweile neue Inhaber gefunden.Lediglich die Sket-Walzwerktechnik GmbH steht nach wie vor im Protefeuille der BvS. Zumindest für die noch bei der Maschinen- und Anlagenbau GmbH beschäftigten 180 Mitarbeiter gibt es jetzt wieder eine Perspektive.Während sich Heinz Buse für die Fortführung der klassischen Geschäftsfelder, nämlich dem Walzwerks-, Verseilmaschinen- und Ölmaschinenbau sowie dem allgemeinen Maschinen-und Anlagenbau zuwenden will, plant Wobben völlig Neues in Magdeburg.Er bringt nämlich nicht nur Know-how mit an die Elbe, sondern ein weltweit wettbewerbsfähiges Produkt in einem Zukunftsmarkt, dessen Grenzen derzeit noch gar nicht absehbar sind.Wobben ist nämlich Inhaber der 1984 im ostfriesischen Aurich gegründeten Enercon GmbH, dem deutschen Marktführer in der Windkraft-Technologie.Die getriebelosen Windenergieanlagen haben einen guten Ruf.Über 1700 solcher Kraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 720 Megawatt hat die Enercon bereits weltweit installiert.Das Unternehmen sieht sich einer steigenden Nachfrage gegenüber und war darauf angewiesen, seine Produktionskapazitäten zu erweitern.Das soll nun in Magdeburg geschehen. "Ich bin über diese Ansiedlung ganz besonders froh, weil wir uns seit Jahren für die Ansiedlung zukunftsträchtiger Technologien zur regenerativen Energiegewinnung einsetzen", freute sich gestern die stellvertretende Regierungschefin und Umweltministerin Sachsen-Anhalts, Heidrun Heideêke.Tatsächlich hat die Windenergie bei der rotgrünen Landesregierung einen recht hohen Stellenwert.Zur Zeit des Regierungswechsels existierten in Sachsen-Anhalt gerade mal 13 Windkraftanlagen mit einer Gesamtkapazität von knapp 1,4 Megawatt.Inzwischen liegt Sachsen-Anhalt nicht zuletzt durch kräftige Zuschüsse aus der Landeskasse mit 120 Windkraftanlagen und einer Gesamtleistung von mehr als 47 Megawatt auf Platz zwei der deutschen Binnenländer hinter Hessen."Ich bin überzeugt davon, daß Sachsen-Anhalt den angestrebten Anteil von Windenergie von sieben Prozent am Gesamtenergiebedarf schon deutlich vor dem Jahr 2005 erreichen wird", sagte die Ministerin gestern stolz.Die BvS und das Land haben den beiden Mittelständlern aus dem Ostfriesischen die Übernahme der Sket-Maschinen- und Anlagenbau GmbH sicherlich versüßt.Genaue Zahlen wurden nicht bekannt, aber da die beiden neuen Eigner dieser Sket-Auffangesellschaft Mittelständler sind, sind bis zu 50 Prozent der Investitionskosten förderfähig.

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