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Wirtschaft: Neuer Wünsche-Chef tritt mit Visionen an

Peter Littmann will einen lupenreinen Textilkonzern schaffenVON ECKART GIENKE HAMBURG.Wohl selten hat der neue Vorstandschef einer deutschen Aktiengesellschaft an der Börse so viele Vorschußlorbeeren ernten können wie Peter Littmann.

Peter Littmann will einen lupenreinen Textilkonzern schaffenVON ECKART GIENKE

HAMBURG.Wohl selten hat der neue Vorstandschef einer deutschen Aktiengesellschaft an der Börse so viele Vorschußlorbeeren ernten können wie Peter Littmann.Kaum war im Mai bekannt geworden, daß Littmann beim Hamburger Wünsche-Konzern das Ruder übernimmt, verdoppelte sich der Aktienkurs.Banken und Anleger reagierten euphorisch."Mit Littmann, dem Macher von Boss, scheint der ideale Mann für die Zukunft gefunden", jubelte die Research-Abteilung der Dresdner-Bank-Tochter Kleinwort Benson und prophezeite den nächsten Kurssprung.Der ehemalige Chef des Herrenausstatters Hugo Boss hatte andere lukrative Angebote ausgeschlagen und sich selbst Optionen auf zehn Prozent der Wünsche-Aktien gesichert. Nach Jahren der Unsicherheit und des Mißtrauens gegen den Großaktionär und früheren Vorstandsvorsitzenden Kai Wünsche schien Littmann den enttäuschten Anlegern wie der Retter in der Not, auch wenn das Unternehmen nie ein Sanierungsfall war.Schon kurz nach seinem Amtsantritt am 1.August nutzte der 49jährige Spitzenmanager am Donnerstag die Welle des Wohlwollens für einen ersten Auftritt vor Journalisten in Hamburg und sparte dabei nicht mit deutlichen Aussagen: Ehrlichkeit und Transparenz sollen unter seiner Führung bei Wünsche Leitlinien des Unternehmens werden. Aus dem ehemaligen Mischkonzern Wünsche, der mit Konserven und Futtermitteln handelte, eine Bank, eine Reederei und eine Leasingfirma betrieb, soll nun ein lupenreiner Textilkonzern werden.Littmann ging sogar noch einen Schritt weiter: Ihm schwebt eine internationale "Lifestyle"-Gruppe vor, die zwei bis drei Mrd.DM umsetzt und Geschäfte von Bekleidung bis zu Kosmetik macht."Das wächst nicht in einem oder zwei Jahren", sagte der gebürtige Prager.Er sehe sein Engagement langfristig."Meine Beteiligung an Wünsche ist ein Signal, daß ich kein Funktionär bin, sondern Mitunternehmer." Littmann suchte Aufbruchstimmung zu verbreiten und dachte dabei wohl nicht zuletzt an die Wünsche-Mitarbeiter, die in den vergangenen Jahren zahlreiche Kurswechsel in der Unternehmenspolitik zu verkraften hatten. "Es reicht nicht, genauso gut zu sein wie die anderen; man muß eine halbe Sekunde schneller oder einen halben Meter weiter sein", lautete sein Credo.Um einen großen Konzern aus dem Unternehmen zu formen, das jetzt mit Textilien 800 bis 900 Mill.DM umsetzt, muß Littmann eine internationale Modemarke dazu kaufen."Es laufen hochinteressante Gespräche", deutete er vorsichtig an. Zu den Aufräumarbeiten zählt der Verkauf des Bau-Vereins zu Hamburg, in dem die Wünsche-Immobilien zusammengefaßt sind.Mit der Aufgabe ist Kai Wünsche als Berater des Vorstandes beschäftigt, um sich anschließend mit der Rolle eines Aufsichtsratsmitgliedes zu begnügen.Der Mann, den die Anleger für die jahrelange Stagnation der Wünsche-Aktie verantwortlich machen, bleibt als größter Einzelaktionär mit 30 Prozent der Anteile aber ein wichtiger Faktor im Konzern.

ECKART GIENKE

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