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Zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Der ADAC bietet eine unüberschaubare Fülle von Dienstleistungen und Produkten an. Bei genauerem Hinschauen entpuppt sich mancher Vorteil für Mitglieder als gewöhnliches Angebot.

© Andreas Klaer

Neues aus dem Prüfbericht: ADAC schummelte schon seit Jahren

Es war kein Einzelfall. Beim Autopreis "Gelber Engel" hat der ADAC schon seit 2009 geschummelt. Dem Verein laufen die Mitglieder davon.

Vielfalt ist nicht alles – und im Fall des ADAC kann falsch verstandene Vielfalt sogar zum Verhängnis werden. Der Autoclub teilte am Montag mit, dass bei der Vergabe des Autopreises „Gelber Engel“ seit 2009 die Reihenfolge der Preisträger gefälscht wurde – „um eine größere Markenvielfalt in den Top-5-Ergebnissen“ zu erreichen.

Dies ergaben die Untersuchungen der externen Beraterfirma Deloitte, die bereits mitgeteilt hatte, dass der ADAC die Teilnehmerzahl des Wettbewerbs zum „Lieblingsauto der Deutschen“ manipuliert hatte. Der Autoclub hatte Deloitte beauftragt, nachdem die Tricks des ehemaligen ADAC-Kommunikationschefs Michael Ramstetter bekannt geworden waren. Nun ist es amtlich: Um allen deutschen Autoherstellern, denen sich der ADAC verbunden fühlt, gerecht zu werden, verschob der Club Marken und Modelle nach Gutdünken, um mal den einen, mal den anderen Hersteller zu bevorzugen. Ob dies auch in den Jahren vor 2009 geschah, wird noch untersucht. Hier ist die Datenlage offenbar dünn. In der kommenden Woche will der ADAC weitere Informationen veröffentlichen. Autohersteller wie Daimler, BMW, Porsche und VW haben angekündigt, ihre Auszeichnungen zurückzugeben.

„Die Ergebnisse lassen vermuten, dass einzelne Personen offenbar bereits seit Jahren bei der Preisverleihung die Hersteller und die Öffentlichkeit systematisch getäuscht haben“, erklärte ADAC- Geschäftsführer Karl Obermair. Wenn der Autoclub mit 19 Millionen Mitgliedern seine Glaubwürdigkeit wiederherstellen wolle, müssten alle Preiskategorien „so umfassend wie möglich“ auf Manipulationen untersucht werden.

Der Auto Club Europa (ACE) profitiert offenbar von der Krise des skandalgeschüttelten ADAC. "Die Zahl der Neuzugänge ist deutlich, um knapp ein Drittel gestiegen", sagte der ACE-Vorsitzende Wolfgang Rose dem Tagesspiegel. Normalerweise werbe der Autoclub, mit 580.00 Mitgliedern die Nummer drei in Deutschland, pro Woche zwischen 600 und 700 neue Mitglieder. „Aktuell sind es mehr als 1000“, sagte Rose.

Während Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) dem Verein am Montag riet, sich auf seine Kernkompetenzen zu besinnen, griff der Duisburger Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer ADAC-Geschäftsführer Obermair an. Dieser sei operativ für die Durchführung des „Gelber Engel“-Preises verantwortlich gewesen. „Dass er dieser Verantwortung über Jahre nicht gerecht geworden ist, dürfte das Deloitte-Gutachten zeigen“, erklärte Dudenhöffer. Da Obermair auch künftig die operativen Geschicke des ADAC lenken solle, „stellt sich schon die Frage, wie neu tatsächlich die Neuausrichtung des ADAC ist“. Zwar werde beteuert, dass ein Reformprozess eingeleitet werde. „Aber der scheint nicht für die Verantwortungsträger beim ADAC zu gelten“, so Dudenhöffer.

Mitte Februar war ADAC-Präsident Peter Meyer zurückgetreten. Weitere personelle Konsequenzen lehnte der Club bis dato ab und verwies auf seine Hauptversammlung im Mai und auf einen Zehn- Punkte-Plan, mit dem der Neuanfang gelingen soll. Zudem holte sich der Automobilclub mit bundesweit rund 19 Millionen Mitgliedern prominente Unterstützung: Neben dem Unicef-Deutschland-Chef Jürgen Heraeus ist nun auch Hans-Jürgen Papier, ehemaliger Bundesverfassungsgerichtspräsident, als Berater tätig.

Verkehrsminister Dobrindt sagte, es sei notwendig, dass der ADAC zu seiner eigentlichen Aufgabe zurückkehrt: „Eine Interessenvertretung der Autofahrer“ zu sein. Die neuen Ergebnisse bestätigten alle Befürchtungen der vergangenen Wochen.

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