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Wirtschaft: Neues Unternehmen, alte Sorgen

Handyverkäufe vermiesen Nokia die Bilanz.

Berlin - Mit dem Verkauf des verlustreichen Handygeschäfts an Microsoft hat Nokia einen mutigen Schritt getan. Doch damit ist das finnische Unternehmen nicht alle Probleme los. Im künftigen Kerngeschäft, das hauptsächlich aus der Netzwerksparte NSN besteht, musste Nokia im vierten Quartal einen Rückschlag hinnehmen. Angesichts des immer härter werdenden Wettbewerbs mit dem Marktführer Ericsson aus Schweden und der Billigkonkurrenz aus China brach hier der Umsatz im vierten Quartal um rund ein Fünftel auf 3,48 Milliarden Euro ein. Beobachter drängen darauf, dass sich Nokia stärker um Großkunden bemüht und halten auch einen Zusammenschluss mit dem französischen Konkurrenten Alcatel-Lucent für möglich. Derzeit investieren viele Telefongesellschaften in den Ausbau ihrer schnellen Mobilfunknetze.

Nokia hatte im vergangenen September den Verkauf seiner Handysparte an den Partner Microsoft angekündigt. Der ehemalige Weltmarktführer hatte die Marktentwicklung für Mobiltelefone falsch eingeschätzt und konnte bei den boomenden Smartphones zu lange kein konkurrenzfähiges Angebot im Vergleich zu Apple und Samsung machen. Während der Verkauf der Sparte noch von den Behörden geprüft wird, legte Nokia am Donnerstag Zahlen für das verbliebene Unternehmen vor. Der Verlust aus der Handysparte, die als „nicht fortgeführter Bereich“ ausgewiesen wird, drückte dabei auch das „neue“ Nokia ins Minus.

Während Nokia beim Umsatz der fortgeführten Geschäfte enttäuschte, fiel die operative Marge mit 11,2 Prozent im Schlussquartal ausgesprochen stark aus. Im Vorquartal hatten lediglich 8,4 Prozent in der Bilanz gestanden. Doch diese positive Entwicklung half dem Gewinn auch nicht auf die Sprünge. Das operative Ergebnis ging im vierten Quartal um 39 Prozent auf 408 Millionen Euro zurück. Erst im vergangenen Jahr hatten die Finnen dem Münchner Siemens-Konzern den Anteil an dem früheren Gemeinschaftsunternehmen NSN abgekauft.

In der Sparte Here, die Kartendienste unter anderem für die Automobilindustrie entwickelt, lief es im vierten Quartal auch nicht rund. Hier schrumpfte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um neun Prozent auf 254 Millionen Euro. Allerdings konnte Here den externen Umsatz, also abzüglich der internen Umsätze für Handys und Smartphones, um zehn Prozent auf 225 Millionen Euro steigern. Here verkaufte im vierten Quartal 3,2 Millionen Lizenzen für Navigationssysteme in Autos. Im Vorjahresquartal waren es 2,4 Millionen gewesen. Here hat einen wichtigen Standort in Berlin mit rund 700 Mitarbeitern.

Erstmals wies Nokia seine Handysparte, deren Verkauf an Microsoft im Frühjahr abgeschlossen wird, getrennt aus. Der US-Softwarekonzern will die Sparte für 5,4 Milliarden Euro erwerben. Der Umsatz der Handy-Sparte gab um 29 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro nach. Operativ fiel ein Verlust von 198 Millionen Euro an. Der Absatz einfacher Handys sei zurückgegangen, erklärte Nokia, in geringerem Maße auch der Smartphones. Das kam für viele Experten überraschend, denn Lumia-Smartphones mit dem Microsoft-System Windows Phone schienen zuletzt Fuß im Markt zu fassen und verkauften sich von Quartal zu Quartal besser. vis/rtr/dpa

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