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Arbeit für Tennessee. In seinem ersten US-Werk im Süden der USA will Volkswagen künftig rund 2000 Mitarbeiter beschäftigen.

© dpa

Neues Werk: VW greift in den USA an

Zwei Jahre Bauzeit, eine Milliarde Dollar: Das neue VW-Werk in Chattanooga nimmt die Arbeit auf. Das Fernziel von einer Million verkauften Autos in den USA ist dennoch ehrgeizig.

Berlin - Baustellen gibt es genug im VW-Konzern. Da ist es gut, wenn eine fertig wird. Ein besonders teures und wichtiges Bauvorhaben wird VW-Chef Martin Winterkorn an diesem Dienstag in Chattanooga, im US-Bundesstaat Tennessee, feierlich abschließen: Europas größter Autohersteller nimmt im Süden der USA sein neues Produktionswerk offiziell in Betrieb. Eine gute Milliarde Dollar hat es gekostet, zwei Jahre lange wurde gebaut.

„In den USA greift Volkswagen endlich wieder an“, hatte Winterkorn Anfang des Monats auf der Hauptversammlung in Hamburg gesagt. Bis 2018 werde der Konzernabsatz auf dem wichtigen US- Markt auf eine Million Fahrzeuge jährlich steigen. Soll dies gelingen, muss VW allerdings Gas geben. Denn im vergangenen Jahr setzten die Wolfsburger nur rund 250 000 Fahrzeuge in den USA ab. Binnen knapp sieben Jahren müssten sich die Verkaufszahlen also vervierfachen.

Aber Martin Winterkorn und sein Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch haben ohnehin große Ziele. Gerade wird an einem Lkw-Konzern mit MAN und Scania unter dem VW-Dach gebaut, Porsche muss in die Zehn-Marken-Strategie des VW-Konzerns eingepasst werden. Und: Toyota soll von der Weltspitze verdrängt werden, bis 2018 oder schon früher. Hinzu kommt nun die Aufholjagd in den USA, wo VW den US-Herstellern GM, Ford und Chrysler zeigen will, dass auf ihrem Heimatmarkt ein neuer, starker Wettbewerber auf Kundenjagd geht.

Letzteres soll mit Modellen gelingen, die ganz auf den Geschmack der amerikanischen Autokäufer zugeschnitten sind: Gebaut wird in Chattanooga der zu Jahresbeginn auf der Detroit Auto Show vorgestellte US-Passat. Er ist extralang, extramager ausgestattet – und extrabillig. Mit seinem Grundpreis von 20 000 Dollar plus Steuern soll er vor allem die beliebte Mittelklasse-Limousine Camry von Toyota angreifen, die genauso viel kostet. Der alte Passat, der noch aus Deutschland rübergeschifft wurde, kostete etwa 6000 Dollar mehr und verkaufte sich entsprechend schleppend. Die Amerikaner sind billige Autos gewohnt, das Preisniveau ist allgemein niedrig, und VW stellt sich darauf ein. Schon seit einigen Monaten ist der Jetta aus Mexiko im Angebot zu Preisen ab 16 000 Dollar plus Abgaben. Für das gleiche Geld gibt es den kompakten Corolla von Toyota.

VW fährt eine riskante Strategie. Ihr Qualitätsversprechen müssen die Deutschen auch in den USA einhalten – sonst stürzen sie wie Toyota ab. Schon jetzt kritisieren Verbraucherschützer, der amerikanische Jetta, den Popstar Katy Perry bei der Premiere auf dem Times Square in Manhattan enthüllt hatte, sei auch qualitativ ein Sparmodell. VW-Landeschef Jonathan Browning konterte, das Auto sei ein Hit. Tatsächlich verkaufte sich der Jetta im April fast doppelt so häufig wie im Vorjahreszeitraum. VW rührt die PR-Trommel wie sonst nirgendwo. Der Spot mit einer Miniausgabe von Darth Vader ist Kult. Am Montag gab sich Konzernchef Winterkorn kunstsinnig, als er eine Partnerschaft mit dem Museum of Modern Art in New York besiegelte.

Die Ziele für Chattanooga sind profaner. Die lokale Produktion mit künftig rund 2000 Mitarbeitern soll VW vor allem unabhängiger von schwankenden Dollarkursen machen. Rund 85 Prozent der Teile des US-Passat kommen aus der Region, damit es künftig heißen kann: Volkswagen – made in USA. (mit dpa)

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