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Wirtschaft: Neustart für Brau und Brunnen

Hypo-Vereinsbank lässt Verkauf platzen – Interessenten hatten sich abgesprochen

Berlin (dr). Der Getränkekonzern Brau und Brunnen wird nicht verkauft und folglich auch nicht zerschlagen. Die Gespräche des Mehrheitsaktionärs HypoVereinsbank mit Kaufinteressenten seien am Wochenende ergebnislos abgebrochen worden, teilte der Vorstandsvorsitzende Michael Hollmann von Brau und Brunnen am Dienstag in Dortmund mit. Die Hypo-Vereinsbank, die knapp 56 Prozent der Anteile hält, bleibe Partner des Bierherstellers. Brau und Brunnen habe nun Zeit, sich zu entwickeln. Viele Anleger hatten offenbar auf einen Verkauf gehofft. Der Aktienkurs des Getränkekonzerns brach an der Börse um 18,76 Prozent auf 65,60 Euro ein.

Grund für den Abbruch der Verkaufsverhandlungen ist laut Hollmann nicht der Preis, sondern das Vorgehen der Interessenten gewesen. Zuletzt hatte die Münchener Bank mit dem US-Finanzinvestor One Equity Partners (OEP) und der zum Oetker-Konzern gehörenden Radeberger-Gruppe verhandelt. Dann hatten die Münchener aber offenbar erfahren, dass bereits Gespräche zwischen OEP und Radeberger stattgefunden hatten.

Brau-und-Brunnen-Chef Hollmann erklärte am Dienstag, es habe sich herausgestellt, dass die Verhandlungspartner die Gespräche nicht offen und fair genug geführt hätten. Es sei versucht worden, das Fell zu verteilen, ehe der Bär erlegt worden war.

Jetzt könne Brau und Brunnen beweisen, dass mit dem Konzernkonzept Gewinne zu erzielen seien. Bei Bier werde Brau und Brunnen auf Platz drei vorrücken. Das Unternehmen ist bislang die Nummer vier auf dem deutschen Biermarkt nach Interbrew Deutschland, Holsten und der Radeberger-Gruppe. Zum Brau-und-Brunnen-Konzern gehören insgesamt 18 Biermarken und sechs Mineralbrunnen-Marken. Flaggschiff des viertgrößten deutschen Brauerei-Unternehmens ist die Marke Jever. In Berlin gehören Schultheiss, Berliner Pilsner und Spreequell zu dem Konzern.

Der Vorstandsvorsitzende kündigte weitere strategische Zukäufe zur Abrundung und Ergänzung des Sortiments und zur zielgerichteten Ausweitung des nationalen Vertriebsnetzes an. Brau und Brunnen werde im kommenden Jahr erstmals seit rund drei Jahrzehnten einen operativen Gewinn ausweisen und sei stark genug, eigenständig zu agieren. „Wir sind auf dem absolut richtigen Weg“, betonte der Konzernchef. Im auslaufenden Geschäftsjahr zeichne sich ein überschaubarer operativer Verlust von vier bis sechs Millionen Euro ab. Dabei sei aber zu berücksichtigen, dass der Konzern für 33 Millionen Euro neue Flaschen und Kästen gekauft habe. Im kommenden Jahr sei ein operativer Gewinn von mehr als 25 Millionen Euro geplant. Für das Geschäftsjahr 2004 werde Brau und Brunnen im Jahr 2005 deshalb eine Dividende zahlen können. Standortschließungen seien nicht geplant.

Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) sprach von einer erfreulichen Nachricht. Bei einem Verkauf an die Radeberger-Gruppe wäre Brau und Brunnen sicherlich zerschlagen worden, was auch in Berlin Arbeitsplätze gekostet hätte. Auch wären die Kleinaktionäre mit einem Abfindungsangebot wohl aus dem Konzern herausgedrängt worden und somit nicht in den Genuss der angekündigten Dividende gekommen, sagte Kunert weiter. Er vertraue dem neuen Management.

Bei der Radeberger-Gruppe wollte man sich zu den Vorwürfen, Absprachen mit One Equity Partners getroffen zu haben, nicht äußern. „Wir halten uns an die vereinbarte Vertraulichkeit“, erklärte ein Sprecher auf Anfrage. Die Gruppe werde aber weiterhin eine aktive Rolle bei der Neuordnung des deutschen Biermarktes spielen. Radeberger bleibe auf „Einkaufstour“.

Für die von Schließung bedrohte Oderland-Brauerei in Frankfurt (Oder) kündigte Hollmann an, in der kommenden Woche sollten Kaufverträge unterzeichnet werden. Rund 40 der gegenwärtig 150 Arbeitsplätze müssten gestrichen werden. Die Berliner Beteiligungsgesellschaft TCB und die belgische Martens-Brauerei als potenzielle Investoren hatten angekündigt, eine Pet-Abfüllanlage für 20 Millionen Euro errichten zu wollen.

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