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Nachholbedarf. Nach der Krise investieren Firmen verstärkt in Großcomputer. Foto: ddp

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Wirtschaft: Neustart in der Computerindustrie

Hewlett Packard und Dell verkaufen wieder mehr an Firmen und Verbraucher – trotz interner Probleme

Berlin - Unternehmen und private Haushalte kaufen weltweit neue Computer. Die großen Hersteller Hewlett-Packard und Dell registrieren wieder eine lebhafte Nachfrage und haben im vergangenen Quartal gut verdient. Nach der Krise, in der vor allem Unternehmen nicht mehr in ihre IT-Infrastruktur investiert hatten, sei der Nachholbedarf groß und noch lange nicht gestillt. Dell geht davon aus, dass die Unternehmen noch „mehrere Quartale“ lang ihre Informationstechnologie modernisieren werden.

Der Optimismus der beiden US-Konzerne überrascht. Zum einen kämpfen beide Unternehmen mit internen Problemen. HP-Chef Mark Hurd musste wegen eines Sex-Skandals abtreten. Bei Dell rebellieren die Aktionäre gegen die lange Zeit erfolgreiche Strategie des Firmengründers und -chefs Michael Dell. Zum anderen erwarten Analysten für die zweite Jahreshälfte weltweit Dämpfer für den Aufschwung. Die US-Wirtschaft, die größte Volkswirtschaft der Welt, kommt nur sehr schleppend in Gang. Die hohe Arbeitslosigkeit bremst die Konsumnachfrage, die wichtigste Stütze der amerikanischen Wirtschaft. Auch der weltgrößte Netzwerkausrüster Cisco hatte unlängst ganz anders als HP und Dell geklungen und eine „ungewöhnliche Unsicherheit“ unter seinen Kunden festgestellt.

Doch HP und Dell können sich auf optimistische Prognosen der Computerbranche insgesamt stützen. Die Marktforschungsfirma Gartner rechnet etwa damit, dass der Absatz von PCs (Notebooks, Desktops, Netbooks und Tablet-PCs) im laufenden Jahr weltweit um 22 Prozent auf 376,6 Millionen Rechner wächst. Der entsprechende Umsatz klettert demnach um zwölf Prozent auf 245,4 Millionen Dollar.

„Das ist diesmal ein ziemlich langer Zyklus, der auch noch in den kommenden Quartalen anhalten wird“, sagte Dell-Finanzchef Brian Gladden nach Vorlage der Zahlen am Donnerstag (Ortszeit) nach Börsenschluss. Ein Grund für die Technologienachfrage dürfte auch die verstärkte Umstellung der Unternehmen auf Microsofts Betriebssystem „Windows 7“ sein, in deren Zuge viele Firmen auch gleich neue IT anschaffen. Dell schnitt mit Umsatz und Gewinn besser ab als von Experten erwartet. Der weltweit Branchendritte nach HP und Acer erzielte unter dem Strich ein Plus von 15 Prozent auf 545 Millionen Dollar. Der Umsatz stieg um gut ein Fünftel auf 15,5 Milliarden Dollar. Dell hatte vor einigen Jahren den Niedergang der Marke mit einer stärkeren Öffnung hin zu Privatkunden zunächst gestoppt, zuletzt erodierte Dells Marktanteil aber wieder.

Bei HP wuchs der Überschuss im vergangenen Quartal um sechs Prozent auf fast 1,8 Milliarden Dollar. Der Umsatz stieg um elf Prozent auf 30,7 Milliarden Dollar. Dabei wuchs kein anderer Bereich so schnell wie das Geschäft mit den teuren und leistungsstarken Großrechnern, die als Firmenserver oder für den weltweiten Datenverkehr eingesetzt werden. Zu der Sparte gehören auch die immer wichtiger werdenden Speichersysteme, auf denen etwa Kundendaten lagern. Zur Produktpalette des Konzerns gehören PCs, Laptops, Drucker, Server und Scanner. HP hatte sich in den vergangenen Jahren verstärkt auf Servicedienstleistungen und Rechenzentren ausgerichtet und IBM als weltweit größten Server- Hersteller abgelöst. Die HP-Strategie gehe auf, betonte Interimschefin Cathie Lesjak. Unter ihrem Vorgänger Hurd hatte Hewlett-Packard unter anderem den IT-Dienstleister EDS gekauft, der dem Konzern half, durch die Durststrecke der Wirtschaftskrise zu kommen. Mit den Dienstleistungen für seine Firmenkunden verdient HP das mit Abstand meiste Geld. Verstärkt hat sich das Unternehmen kürzlich bei mobilen Rechnern mit der Übernahme des Taschencomputer-Pioniers Palm. Nachlegen müssen sowohl HP als auch Dell auf dem Markt für Tablet-PCs, den Apple mit seinem iPad erst geschaffen hat. mit dpa, rtr

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