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Nextdoor gegen Nebenan.de: Neue Netzwerke kämpfen um Nachbarn

Das US-Portal Nextdoor startet in Deutschland. Das "Facebook für Nachbarn" hat aber schon starke Konkurrenz aus Berlin.

Wenn Sarah Leary wie in diesen Tagen in Europa unterwegs ist, weiß sie trotzdem jederzeit, was in ihrem Viertel in San Francisco los ist. Dazu öffnet Leary eine App auf ihrem Handy und liest nun, dass es eine Schießerei gab und ein Nachbar als Bürgermeister kandidieren will. Andere haben eine Abstimmung gestartet, um den Verlauf einer Buslinie zu ändern. Außerdem liefert die App zahlreiche Angebote und Gesuche, vom Babysitter über Italienischunterricht bis hin zu einer gefundenen Sonnenbrille.

Veröffentlicht wird all das in dem sozialen Netzwerk Nextdoor, das Leary 2011 mit gegründet hat. Es soll eine Ergänzung zu Facebook sein, denn dort fehlte Leary etwas. „Wir haben durch soziale Netzwerke die Möglichkeit, mit Leuten auf dem ganzen Globus zu kommunizieren“, sagt die Managerin. Trotzdem kennen gerade in den Städten viele Menschen ihre Nachbarn kaum. Das will Nextdoor ändern und startet dazu nun auch in Deutschland.

Wer Mitglied werden möchte, muss seine Adresse angeben und erhält dann eine Postkarte mit einem Zugangscode. So soll sichergestellt werden, dass auch wirklich nur Nachbarn miteinander in Kontakt treten können. In den USA hat Nextdoor so mehr als 140.000 Nachbarschaften vernetzt, seit dem Vorjahr ist das Unternehmen zudem auch in den Niederlanden und Großbritannien aktiv. Genaue Nutzerzahlen nennt Nextdoor nicht, laut Leary liegen sie im zweistelligen Millionenbereich.

In Berlin sind schon 71 Nachbarschaften aktiv

Hierzulande baut der frühere StudiVZ-Chef Marcus Riecke seit Jahresbeginn das Netzwerk auf, dadurch sind zum Start in Berlin schon 71 Nachbarschaften aktiv, wie etwa im Boxhagener Kiez oder am Bundesplatz. Einfach wird es für Nextdoor jedoch nicht, denn mit Nebenan.de gibt es bereits einen starken lokalen Wettbewerber. „Wir sind der Platzhirsch“, sagt Gründer Christian Vollmann und gibt sich optimistisch, dass dies auch so bleibe. Denn im Gegensatz zu anderen sozialen Netzwerken bringt die größere Reichweite globaler Anbieter nicht per se einen Vorteil.

„Wenn eine Nachbarschaft erst einmal auf einer Plattform vernetzt ist, gibt es keinen Grund zum Wechseln“, sagt Vollmann. Und Nebenan.de habe seit dem Start 2015 mehr als 500.000 aktive Nutzer. Zudem haben die Berliner gerade den kleineren deutschen Wettbewerber WirNachbarn übernommen. Diesen Weg ist Nextdoor in Großbritannien auch gegangen: dort haben die Amerikaner Streetlife für einen Millionenbetrag übernommen. Ein Kauf der Deutschen sei derzeit aber kein Thema, sagt Leary. Und auch Vollmann will davon nicht wissen: „Wir wollen nicht verkaufen sondern dauerhaft eine deutsche Plattform aufbauen.“

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