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Wirtschaft: Nicht jeden Hasen jagen

Psychologen geben Tipps zum Stressabbau

In unserer Gesellschaft ist der Druck, gute Leistungen zu bringen, enorm. „Die Anforderungen steigen immer mehr. Viele gönnen sich kaum noch Pausen, sind ständig verfügbar“, sagt die Psychologin Claudia Schmeink aus Darmstadt. Das führe in manchen Fällen bis zu einem Burnout. „Wie und ab welchem Level Leistungsdruck empfunden wird, ist sehr individuell“, sagt der Offenbacher Psychologe Werner Gross, der das Buch „Aber nicht um jeden Preis – Karriere und Lebensglück“ geschrieben hat (Kreuz Verlag, 17,95 Euro).

Die Hamburger Karriereberaterin Svenja Hofert glaubt, dass das Empfinden von Leistungsdruck oftmals ein Ausdruck fehlender Anerkennung ist. „Natürlich hat das Wort Leistungsdruck eine negative Konnotation. Denn wenn es eine Herausforderung ist, empfinde ich das nicht als Druck, sondern als Motivation“, sagt sie. Und Werner Gross fügt hinzu: „Fordern ist gut, überfordern ist nicht gut.“ Allerdings ist es gerade in unserer Leistungsgesellschaft extrem schwierig, die Balance zwischen beidem zu erlangen. „Zu sagen, 'Ich schaff das nicht', führt in vielen Branchen zu einem enormen Imageverlust“, sagt der Offenbacher Psychologe. Das sei oft sogar im Privaten schwierig.

Wichtig ist, dagegen zu steuern. Das ist leichter gesagt als getan. „Es sind ja oft die eigenen Glaubenssätze, die man als Kind mitbekommen hat, die einen zur Leistung anleiten“, gibt Schmeink zu bedenken. Sie rät dazu, die „Antreiber“ des eigenen Handelns zu erkunden und zu hinterfragen. „Warum glaube ich, das eine oder andere schaffen zu müssen? Wie wichtig ist es mir wirklich und warum?“ Da helfe es, das eigene Leben aus der Distanz zu betrachten.

„Wichtig ist, sich zu fragen, wo die Quelle für den empfundenen Leistungsdruck liegt“, sagt Karriereberaterin Hofert. Dann gelte es, nach Lösungsansätzen zu suchen. „Man muss sich überlegen, ob man tatsächlich den Job wechselt oder sich entscheiden, nur noch Dienst nach Vorschrift zu machen.“ Einig sind sich die Psychologen, dass der Mensch nur begrenzt belastbar ist. „Es ist ein frommer Wunsch, aber eine Entschleunigung des Lebens täte unserer angstmotivierten Gesellschaft sehr gut“, sagt Gross. Er rät Stressgeplagten, sich positive Scheuklappen anzulegen und nicht jedem Hasen nachzujagen. Doch auch der Psychologe weiß, dass das in der Praxis gar nicht so leicht ist.

Ein Indiz für Überforderung seien Schlafstörungen, sagt Psychologe Werner Gross. Da sei es wichtig, sich Ruhepausen zu schaffen. Bei manchen reiche es schon aus, vorübergehend das Handy auszuschalten. „Den körperlichen Prozessen ist oft mit Sport beizukommen, um erstmal die Stresshormone abzubauen“, sagt Karriereexpertin Claudia Schmeink. Langfristig sei es aber oft sinnvoll, professionelle Hilfe zu suchen. dpa

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