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Trendsetterin. Zum öffentlichen Auftritt von Catherine, Herzogin von Cambridge, gehört das Kleidungsstück unbedingt dazu. Foto: Reuters

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Wirtschaft: Nicht ohne meinen Hut

Die royalen Hochzeiten bescheren den Hutmachern viel Arbeit. Schicke Kopfbedeckungen sind wieder gefragt. Das Handwerk erfordert viel Kreativität und Nachwuchs ist rar.

Für viele modebewusste Frauen sind sie das Sahnehäubchen der Garderobe: kunstvoll von Hand gefertigte Hüte. Ob bunt, einfarbig, schrill, dezent, groß, klein oder klassisch: Für den richtigen Hut braucht es einen kreativen Kopf, nämlich den des Hutmachers. Modisten geben den Garderoben der Damen mit ihren Kreationen den letzten Schliff.

Waren die Kopfbedeckungen lange eher die Stiefkinder unter den Accessoires, so haben die royalen Hochzeiten der vergangenen Jahre rund um den Globus der Hutbranche durchaus Auftrieb gegeben. „Viele Hochzeitspaare wünschen sich mittlerweile, dass ihre weiblichen Gäste einen Hut tragen. Daher lassen sich immer mehr Damen eine schicke Kopfbedeckung machen“, sagt Kornelia Edelmann vom Landesinnungsverband der Modisten in Baden-Württemberg.

Dabei seien die Kundinnen durchaus pflegeleicht. Die meisten hätten zwar eine gewisse Vorstellung von der Farbe, ließen dem Hutmacher aber ansonsten freie Hand. Oft wisse der Hutmacher selbst zunächst gar nicht, was am Ende herauskommt. Vielmehr lasse auch er sich von seiner Kreation überraschen. Das Schönste dabei: „Jeder Hut erzählt dann seine eigene Geschichte, das ist schon etwas Tolles“, sagt Edelmann.

Die Kreativität des Berufs ist auch einer der entscheidenden Punkte, weshalb sich junge Menschen für die Ausbildung entscheiden. Wer den Beruf des Modisten wählt, sollte handwerkliches Geschick mitbringen, gerne mit Textilien arbeiten und in Sachen Mode auf dem Laufenden sein. Angehende Modisten sollten in der Schule vor allem gute Noten in Mathematik und Werken mitbringen. Rechenkenntnisse werden gebraucht, um das nötige Material für die Hüte berechnen zu können.

Die Ausbildung zum Modisten dauert laut der Bundesagentur für Arbeit drei Jahre. Im ersten Lehrjahr liegt die Ausbildungsvergütung zwischen 260 und 610 Euro brutto, im zweiten zwischen 300 und 670 Euro und im dritten Lehrjahr zwischen 350 und 770 Euro.

Der Markt wird von Auszubildenden nicht gerade überflutet. In Baden-Württemberg werden pro Jahr etwa zehn angehende Modisten ausgebildet.

„Viel mehr dürften es auch nicht sein“, sagt Kornelia Edelmann. „Das verträgt der Markt nicht.“ Die von Modistenhand gefertigten Kreationen kommen aus einem der bundesweit etwa 200 existierenden Kammerbetriebe. Diese seien klein und meist mit einem Meister und einem Angestellten besetzt, sagt Kornelia Edelmann.

Ein Problem bei den Hutabteilungen etwa in großen Kaufhäusern sei fehlende Beratung. „Dem Fachhandel fehlen die kompetenten Fachkräfte, das ist ein Problem in unserer Branche“, sagt Gerlinde Götte vom Bundesinnungsverband für das Modistenhandwerk in Essen.

Und auch wenn es noch genügend kreative Nachwuchskräfte gebe, zähle der Beruf der Modisten zu den absoluten Nischenberufen. Dabei sind die rund 60 Auszubildenden recht unregelmäßig über das Bundesgebiet verteilt. „In Baden-Württemberg werden pro Jahr etwa zehn ausgebildet, während es in Nordrhein-Westfalen allein an der Berufsfachschule in Essen schon zehn sind“, erzählt Bundesinnungsmeisterin Götte.

Frauke Samtleben hat für ihren Traumberuf sogar vor rund 30 Jahren ihr Jurastudium an den Nagel gehängt. „Ich habe damals gemerkt, dass ich im Handwerk besser aufgehoben bin“, sagt die 47-Jährige. Zwar habe ihre Großmutter, die selbst Modistin war, sie vor dem Beruf gewarnt. „Da müsste ich mir einen reichen Mann suchen, hat sie gesagt.“ Immerhin gehört ein ausgebildeter Modist je nach Betrieb und Einsatzort nicht gerade zu den Großverdienern. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit verdienen Modisten rund 11,50 Euro brutto pro Stunde.

Pro Hut braucht sie etwa fünf Stunden, bei ausgefallenen Stücken kann es auch schon mehr Zeit sein, die sie investiert. Ein handgemachtes Stück ist ab etwa 200 Euro zu haben. Sie selbst gehe fast nie ohne Kopfbedeckung aus dem Haus und empfinde Hüte und Mützen als echte Bereicherung im Straßenbild. „Eine Frau, die einen Hut trägt, hat ein ganz anderes Selbstbewusstsein, man bewegt sich einfach ganz anders.“ dpa

Claudia Bell

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