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Wirtschaft: Nichts fließt

Die Kommunen kämpfen mit kaputten Kabeln und Rohren

Ob geborstene Wasserleitungen, herausgerissene Strom- und TV-Kabel, übergelaufene Kläranlagen oder abgesoffene Schulen: In den Dörfern und Städten hat die Flut riesige Schäden an der Infrastruktur hinterlassen. Wie hoch sie sind, konnte bislang noch niemand berechnen. Zu den vielen städtischen Trägern kommt eine Reihe privater Betreiber, die nun ihre – immer noch wachsenden – Verluste erfassen müssen. „Wir können keine Zahlen für die Infrastruktur nennen, die Schadensermittlung läuft noch“, sagt Christian Maul, Referent im Bundesumweltministerium. In Sachsen seien im Moment 600 Architekten und Bauingenieure dabei, das Ausmaß der Zerstörung zu erfassen.

Das Beispiel des sächsischen Grimma zeigt, wie stark Infrastruktur und Betreiber in den Überschwemmungsgebieten leiden: Im dortigen St.-Augustin-Gymnasium hat das Wasser drei Meter hoch gestanden, Keller und 20 Klassenzimmer sind unbrauchbar. Schulleiter Klaus-Dieter Tschiche fürchtet einen Schaden von bis zu sechs Millionen Euro, zur Sanierung der anderen Schulen im Ort werden weitere drei Millionen Euro benötigt. Die Landesregierung schätzt den Schaden an Sachsens Schulen auf 30 Millionen Euro, für den Wiederaufbau sozialer Einrichtungen veranschlagt sie das Dreifache.

Auch Grimmas Wasserwirtschaft ist unter den Fluten zusammengebrochen. Die Mulde überflutete die Kläranlage und vernichtete ihre Elektronik. Im Notbetrieb schafft die Anlage derzeit 80 Prozent der normalen Reinigung. Der Schaden beläuft sich auf 1,5 Millionen Euro. Der Kommunale Zweckverband und die Betreiberfirma Oewa hoffen jetzt, dass Bund und Länder so viel wie möglich davon erstatten. Die Oewa kümmert sich auch um die Trinkwasserversorgung von Grimma – im Moment also auch um Tankwagen und Wasserflaschen: Obwohl Wasserleitungen weniger betroffen waren, wurden in vielen Häusern die Installationen aus den Wänden gerissen. Im Überschwemmungsgebiet betreibt die Oewa fünf Wasserwerke und drei Kläranlagen. Schaden: zehn Millionen Euro.

Etwa 1,6 Millionen Euro wird der Wiederaufbau der Stromversorgung im Raum Grimma kosten. „Durch die Kraft des Wassers wurden Kabel ausgespült, die sonst einen Meter unter der Erde liegen“, erklärt Michael Petras vom Versorger Envia Mitteldeutsche Energie AG. 3000 Kunden seien in Brandenburg und Sachsen-Anhalt noch ohne Strom. Sein Unternehmen befürchtet einen Gesamtschaden von sieben Millionen Euro. Die Mitgas Mitteldeutsche Gasversorgung rechnet mit drei Millionen Euro. Während Mitgas wie die meisten Betreiber in Grimma die Hochwasserfolgen nur regional begrenzt zu spüren bekommt, hat die Telekom das volle Ausmaß in mehreren Bundesländern zu tragen. „Das Telefonnetz haben wir zwar ständig stabil gehalten“, erklärt ein Sprecher. „Probleme gab es aber in den Häusern und bei Kabelverteilern in überfluteten Straßen.“ Bundesweit geht der Konzern von Zerstörungen im Wert von rund 100 Millionen Euro aus. Susanne Herr

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