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Wirtschaft: Niedriger Euro-Kurs schafft Arbeitsplätze

Ifo-Institut: Exporteure verbessern ihre Margen / Zinssenkung im Euroraum wird unwahrscheinlicher

Berlin - Der sinkende Euro-Wechselkurs gibt der deutschen Exportwirtschaft neuen Auftrieb. „Die Situation für die deutschen Exporteure hat sich deutlich entspannt“, sagte Reinhard Kudiß, Konjunkturexperte des Bundesverbands der deutschen Industrie (BDI), dem Tagesspiegel. Dem stimmt auch Gernot Nerb vom Münchner Ifo-Institut zu: „In der Exportwirtschaft könnten durch den derzeitigen Eurokurs sogar neue Arbeitsplätze entstehen.“

Am Dienstag befand sich der Euro weiter im Sinkflug: Mit einem Kurs von 1,1867 Dollar notierte er am Vormittag so niedrig wie seit Mai vorigen Jahres nicht mehr. Auch im weiteren Verlauf des Tages konnte sich die europäische Währung gegenüber dem Dollar nur leicht verbessern. Vor allem die andauernden Spekulationen auf steigende US-Zinsen setzten den Euro unter Druck. Noch vor sechs Monaten hatte der Euro bei 1,3620 Dollar sein Allzeit-Hoch erreicht und damit die deutsche Exportwirtschaft massiv unter Druck gesetzt.

Doch nun werden Exportgüter aus Deutschland durch den günstigen Euro wieder billiger. Davon profitiert die hiesige Ausfuhrwirtschaft, die bei gleichen Preisen höhere Gewinnmargen erzielen kann. Gleichzeitig verteuern sich zwar Importe aus dem Dollarraum – vor allem Mineralölprodukte, die in der Regel in Dollar abgerechnet werden. Insgesamt jedoch ist der Saldo für die deutsche Konjunktur Experten zufolge positiv. „Die Vorteile überwiegen“, sagte Ifo-Experte Nerb. Für genaue Zahlen sei es allerdings noch zu früh.

Auch Karsten Junius, Währungsexperte bei der Deka-Bank, bestätigt: „Deutschland stellt sich durch die aktuelle Wechselkursentwicklung eindeutig besser.“ Der durch den starken Dollar gestiegene Ölpreis schade der Konjunktur weit weniger, als die Exporteure profitierten.

BDI-Mann Kudiß warnte jedoch, dass die Stärke des Dollar nur von kurzer Dauer sein könnte. „Das hohe Handelsbilanzdefizit der USA spricht gegen eine langfristige Erholung.“ Die deutschen Unternehmen könnten daher vorerst nur ihre Margen verbessern – „neue Exportstrategien legen sie aber noch nicht auf“.

Auch für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) ist die Wechselkursentwicklung von Bedeutung. „Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung ist geringer geworden“, sagte Deka-Experte Junius. Schließlich steige durch den teuren Dollar die Gefahr einer importierten Inflation – und sinkende Zinsen würden diese Entwicklung noch beschleunigen. Mit Zinserhöhungen rechnet Junius allerdings auch nicht: „Das wäre angesichts der schwachen Konjunktur in Europa nicht angebracht.“ Das sieht auch Ifo-Experte Nerb so: „Bevor die EZB die Zinsen anheben kann, müsste der Eurokurs deutlich unter 1,10 Dollar sinken“, sagte er.

Am Donnerstag wird sich EZB-Präsident Jean-Claude Trichet zur Zinspolitik äußern. Beobachter gehen davon aus, dass er den bisherigen Kurs bestätigt – das heißt, der europäische Leitzins bliebe bei 2,00 Prozent.

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