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Nichts zu holen. Wer seine Ersparnisse auf dem Sparbuch hat, darf kaum Zinsen erwarten.

© dpa

Niedrigzinsen: Der Staat spart Milliarden

Seit der Finanzkrise sind die Zinsen auf ein historisch niedriges Niveau gesunken. Was Sparer ärgert, freut den Staat - er hat schätzungsweise 120 Milliarden Euro eingespart.

Der deutsche Staat hat nach Bundesbank-Zahlen dank der extrem niedrigen Zinsen seit der Finanzkrise 2007 rein rechnerisch rund 120 Milliarden Euro eingespart. Seit Jahren sei die durchschnittliche Verzinsung der deutschen Staatsschuld stark rückläufig, erklärte die Notenbank am Montag in Frankfurt. Das lasse sich jedoch „nicht unbedingt in voller Höhe mit einer Haushaltsentlastung gleichsetzen“.
Musste der deutsche Staat Anfang der 1990er Jahre im Schnitt noch acht Prozent Zinsen für seine Schulden zahlen, sank die Durchschnittsverzinsung auf 4,3 Prozent im Jahr 2007. Im Jahr 2012 lag die Verzinsung laut Bundesbank bei gut 3,0 Prozent, 2013 nur noch bei gut 2,6 Prozent.
Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) - aktuell liegt der Leitzins im Euroraum auf dem Rekordtief von 0,15 Prozent - drückte den Wert ebenso wie hohe Nachfrage nach als sicher geltenden deutschen Staatspapieren in der Krise. Über das Thema hatte zuvor die „Welt am Sonntag“ berichtet.

Der Finanzminister will 2015 keine neuen Schulden machen

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hatte bereits im November 2013 in einer Rede vorgerechnet: „Nimmt man den durchschnittlichen Zins von 2007 als Vergleichsmaßstab, spart der deutsche Fiskus jährlich mehr als 26 Milliarden Euro.“ Die exakten Zahlen lieferte nun die Bundesbank: Rein rechnerisch betrage die gesamtstaatliche Entlastung gegenüber dem Durchschnittszins des Jahres 2007: zwei Milliarden Euro (2008), gut zehn Milliarden Euro (2009), gut 19 Milliarden Euro (2010), 24 Milliarden Euro (2011), gut 28 Milliarden Euro (2012), fast 37 Milliarden Euro (2013) - macht zusammen rund 120 Milliarden Euro. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) will für den Bund im kommenden Jahr erstmals seit 1969 keine neuen Schulden machen.

„Die sogenannte finanzielle Repression, also die Entschuldung des Staates auf Kosten der Sparer und Anleger, ist weiter in vollem Gange“, beklagte dagegen am Montag Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Anleger sollten sich gerade in Sachen Altersvorsorge neu orientieren. dpa

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