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Wirtschaft: Nike kauft sich die Sportschuh-Legende Converse

Der amerikanische Freizeitartikel-Konzern übernimmt die Kult-Marke und baut seine weltweite Spitzenposition weiter aus

Berlin (vis/jojo/HB). Der amerikanische Sportartikelkonzern Nike kauft eine Legende. Für 305 Millionen Dollar (269 Millionen Euro) übernimmt Nike den Sportschuhanbieter Converse. Für Nike ist die Firma Converse, die im vergangenen Jahr 205 Millionen Dollar umsetzte, nur ein kleines Engagement. Für Converse ist die Nummer eins auf dem Sportartikelmarkt jedoch der dringend gesuchte Geldgeber. Denn auch wenn der für das Neugeschäft bei Nike zuständige Präsident Tom Clarke den bisherigen Wettbewerber Converse als „eine der stärksten Schuhmarken der Welt mit einem großen Erbe und einer langen Erfolgsgeschichte“ bezeichnete – die traditionsreiche Sportschuhfirma steckt mitten im Insolvenzverfahren.

Starke Konkurrenz

Gerade Firmen wie Nike, Reebok und andere Sportschuhhersteller hatten Converse in den 80er und 90er Jahren so starke Konkurrenz gemacht, dass das 1908 als „Converse Rubber Shoe Company“ gegründete Traditionsunternehmen 1991 und dann noch einmal im Jahr 2001 Gläubigerschutz nach dem amerikanischen Insolvenzrecht beantragen musste. Private Investoren haben die Firma anschließend übernommen und saniert. Noch im Jahre 2001 wurden die Fabriken in den USA und Mexiko verkauft. Heute macht Converse noch das Design, den Vertrieb und das Marketing.

Der angesagte RetroLook der vergangenen Jahre bescherte Converse ein erstaunliches Comeback. Die Firma hat 42 Lizenznehmer in mehr als 100 Ländern. Der Großhandelsumsatz aller unter dem Markennamen Converse weltweit verkauften Produkte lag 2002 bei insgesamt 390 Millionen Dollar. Nike will daher das aktuelle Management unter Vorstandschef Jack Boys behalten.

Und das Nike-Imperium um eine wertvolle Marke ergänzen: Converse war für die längste Zeit im 20. Jahrhundert „der einzig legitime Basketballschuh auf dem Spielfeld“, schreibt Converse über sich selbst. „Beim Öffnen knistert das Papier, und der Schachtel entströmt der Duft nach frischem Gummi. Wer sie dann trägt, erntet die wissenden Blicke derer, die das Geheimnis von Converse ebenfalls kennen: Es mögen neue Schuhe sein, aber sie haben eine alte Seele.“ So beschreibt Converse auf seiner Homepage die Faszination, die dafür sorgte, dass Generationen von amerikanischen Sportlern in den Schuhen herumturnten, die von ihren Fans liebevoll „Chucks“, „Cons“ oder „Connies“ genannt werden. Offiziell tragen die legendären Schuhe Namen wie „Chuck Taylor“ – nach einem Basketballspieler aus den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts – und „All Star“. Die Liste berühmter Leute, die ihre Füße in den Schuh mit dem blauen Stern als Markenzeichen steckten, ist lang: Bereits in den 40er Jahren war es schick, Converse nicht nur beim Basketball zu tragen.

In den 50ern tat es James Dean. Später spielten Converse in Filmen wie „Westside Story“ oder „ET“ mit. Stolz verweist Converse auf eine lange Liste von Hollywoodstars wie Ben Affleck, Bruce Willis oder Julia Roberts, die zu den Converse-Trägern gehören. Auch in Deutschland sind die berühmten Treter seit Generationen ein Muss. Sehr zum Ärger vieler Mütter gelten Converse aber meist erst dann als richtig schön, wenn sie abgetragen und löchrig sind – eben dann, wenn man ihnen ihre alte Seele auch so richtig ansieht.

Converse gilt als gute Ergänzung für Nike, weil das Unternehmen seine Schuhe eher im unteren Preissegment anbietet. Einfache Chucks kosten um die 35 Dollar. Nike setzt dagegen auf teure, innovative Ausrüstung. In Branchenkreisen hieß es am Donnerstag, die Übernahme sei ein Eingeständnis, dass Nike unter eigenem Namen nicht mehr wachsen könne. Nike-Manager Tom Clarke sagte hingegen, der Kauf starker Marken sei ein Teil der Expansionsstrategie.

Mit einem Umsatz von 10,7 Milliarden Dollar ist Nike die unangefochtene Nummer eins auf dem Sportartikelmarkt. Zuletzt mussten die Amerikaner aber auf dem Heimatmarkt kräftige Einbußen hinnehmen. Der US-Konzern wird nach der Übernahme mehr als ein Drittel des Weltmarkts für Sportschuhe beherrschen. Adidas-Salomon kommt nicht einmal auf die Hälfte des Marktanteils von Nike.

Dennoch gibt sich Adidas, die weltweite Nummer zwei der Sportartikelbranche, gelassen. „Das hat keinen Einfluss auf unsere Ziele in Amerika“, sagte ein Unternehmenssprecher am Donnerstag.

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