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Wirtschaft: Nike: Shox für den Sprint zur U-Bahn

Ganz und gar futuristisch sieht es aus, und das soll es auch sein. Mit dem Turnschuhmodell "Shox" zeigt der amerikanische Sportartikelhersteller Nike, seines Zeichens größter Sportkonzern der Welt, wie er sich die Zukunft vorstellt: Vier unter der Ferse verteilte Stoßdämpfer sollen dem Träger des modernen Turnschuhs Aufprallschutz bieten und gleichzeitig einen leichten Trampolineffekt ausüben.

Ganz und gar futuristisch sieht es aus, und das soll es auch sein. Mit dem Turnschuhmodell "Shox" zeigt der amerikanische Sportartikelhersteller Nike, seines Zeichens größter Sportkonzern der Welt, wie er sich die Zukunft vorstellt: Vier unter der Ferse verteilte Stoßdämpfer sollen dem Träger des modernen Turnschuhs Aufprallschutz bieten und gleichzeitig einen leichten Trampolineffekt ausüben. Im Februar führte Nike den Schuh in Europa ein, in diesem Monat kommt ein weiterentwickeltes Modell auf den Markt.

Alles wird immer schneller, Zeit ist bekanntlich Geld. Doch während Autos, Züge und Flugzeuge immer höhere Geschwindigkeitsrekorde aufstellen, ist der Mensch an seiner Leistungskapazität nahezu angekommen. Da ist es an der Ausrüstung, die ihn besser und stärker macht - oder machen soll. Das amerikanische Unternehmen Nike verspricht, Sportlern mit dem Shox-Turnschuh Sprungfedern zu verleihen, damit sie "höher springen" und "schneller laufen" können.

Höher und schneller - für Nike selbst heißt das, mehr Umsatz und mehr Gewinn. Um dieses Ziel auch in Zukunft erreichen zu können, hat Nike den Shox entwickelt und spricht von einem "Durchbruch im Bereich leistungsstarker Sportschuhtechnologie"; ähnlich der Aufsehen erregenden Nike-Entwicklung "Air". Die Sohle mit dem Luftpolster veränderte den Sportmarkt bei der Einführung 1979 radikal und ist im Laufe der Zeit zu einem Milliarden schweren Umsatzträger für das Unternehmen geworden, das die Hälfte seines Umsatz von rund 9,5 Milliarden Dollar (20,3 Milliarden Mark/10,4 Milliarden Euro) im Schuhbereich erwirtschaftet.

Doch der Sportartikelmarkt ist in den vergangenen Jahren schwieriger geworden. Nur noch geringfügiges Wachstum sei hier möglich, sagt Michael Winkler, Analyst der Westdeutschen Landesbank in Düsseldorf (WestLB). "Die Boomzeiten, wie sie Anfang der 90er Jahre vorherrschten, sind längst vorbei." Allerdings könne Nike nach dem Problemjahr 1998/99, in dem die gesamte Branche der Sportartikelhersteller unter Nachfragerückgängen und Überkapazitäten litt, wieder ordentliche Auftragseingänge vorweisen - wenn es gelingt, mit innovativen neuen Ideen die Käufer zu überzeugen.

Ob das in Zukunft so sein wird, ist allerdings unsicher. Zu schaffen macht Nike und den anderen Großen der Sportindustrie, dass immer mehr Modemarken von Hennes & Mauritz bis S. Oliver, von Boss bis Prada mit eigenen Turnschuhen auf den Sportmodemarkt eindringen und die Anteile der Etablierten am Markt angreifen. Nike schlägt mit dem Shox zurück, der als weitere Produktlinie im Sortiment vorgesehen ist. "Die Air-Serie wird nicht abgelöst", betont Ariane Massmann, Sprecherin von Nike Deutschland. Die Nummer zwei der Branche, Adidas-Salomon, konterte den Vorstoß mit dem Modell "Kobe", benannt nach dem amerikanischen Basketballstar Kobe Bryant. Der Schuh entstand in Kooperation mit Audi, nicht umsonst gleicht das Turnschmodell mit den drei Streifen dem Fahrzeug-Design des Audi TT.

Für Nike scheint das Kalkül aufgegangen zu sein. Ein Sprecher des Warenhauskonzerns Karstadt-Quelle macht eher den "modebewussten Konsumenten" als den "Sportler" als Kunden für die 370 Mark (190 Euro) teueren Hightech-Treter aus. Der Nike Shox sei eindeutig mehr Fashion-Schuh als Sportgerät. "Er ist ein regelrechtes Lifestyle-Produkt." Und auch die Nachfrage stimmt: "Bereits vor dem ersten Verkaufstag lagen Anfragen von Kunden vor, und nach wenigen Tagen war der Schuh ausverkauft", sagt der Karstadtsprecher.

Dem Branchengiganten ist es zudem gelungen, mit dem neuen Imageträger Geld zu verdienen. Die Innovation erlaube es, das Produkt zu einem hohen Preis und mit hohen Gewinnmargen zu verkaufen, sagt der Analyst der WestLB. Winkler bescheinigt Nike daher auch ein "gutes Markenmanagement" bei der Einführung der Shox-Schuhe. Bei den im Juni vorgelegten Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2000/2001 konnte Nike bereits eine Umsatzsteigerung gegenüber dem Vorjahr von fünf Prozent vorweisen.

In den kommenden Tagen präsentiert das Unternehmen die Weiterentwicklung des Nike Shox R4, den es in drei Ausführungen für die beiden Sportkategorien Laufen und Basketball sowie als Allrounder gibt. Denn die Verkaufszahlen seien zwar immer noch zufriedenstellend, aber der Boom flache mittlerweile ab, hat der Essener Warenhauskonzern Karstadt beobachtet. Nike will die Resonanz der Kundschaft mit neuen Materialien wieder erhöhen. Der weiterentwickelte Schuh sei leichter und wetterfester, führt Arianne Massmann als Verkaufsargumente auf.

16 Jahre hat der Branchengigant an der neuen Technik gefeilt. Waren in den ersten Entwürfen noch Stahlsprungfedern unter den Sohlen des Super-Turnschuhs montiert, haben die Produktentwickler die aktuelle Lösung aus der Formel 1 abgeguckt. "Es handelt sich um ein vollkommen neues Dämpfungssystem", erläutert die Nike-Unternehmenssprecherin. Unter der Ferse seien vier federnde Säulen aus einem Gummigemisch installiert, die auch in den Stoßdämpfern von Rennwagen Verwendung finden. Das "Shox"-System dämpfe den Aufprall des Fußes und wandele ihn in eine Rückfederung um, die so der Bewegung des Schuhträgers mehr Energie verleihe.

Die Fachwelt hält das System für nicht ganz so revolutionär. "Es ist eine ganz hübsche Weiterentwicklung des Air-Systems Deshalb müssen im Basketball aber nicht gleich die Körbe höher gehängt werden", urteilt ein Brancheninsider.

Nicholas Neu

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