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Wirtschaft: Noch lange kein Volk von Aktionären

FRANKFURT (MAIN) .Ein Volk von Aktionären sind die Deutschen immer noch nicht.

FRANKFURT (MAIN) .Ein Volk von Aktionären sind die Deutschen immer noch nicht.Aber Sparen heißt für sie trotzdem längst nicht mehr, sich mit bescheidenen Zinsen auf dem Sparbuch zufrieden zu geben.Und selbst wenn Banken und Sparkassen, wie auch diesmal am Weltspartag wieder mit etwas höheren Zinsen locken, wird das vermutlich nicht allzu viele Anleger anziehen.

Aktiensparen wird hierzulande immer beliebter, nicht unbedingt über den direkten Weg an die Börse, aber mit dem Kauf von Investmentfonds.Fast 30 Mrd.DM machten die Deutschen im vergangenen Jahr für Aktienfonds locker, das war doppelt so viel wie im bisherigen Rekordjahr 1994.Im ersten Halbjahr kamen weitere 16,4 Mrd.DM dazu, auch das war neuer Rekord für eine erste Jahreshälfte.

Rechnet man die acht Mrd.DM dazu, die die Deutschen 1997 direkt für den erstmaligen Erwerb von Aktien ausgegeben haben, so machten sie nach Berechnungen des Bundesverbandes der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) und Bundesverbandes Deutscher Investmentgesellschaften (BVI) sogar 38 Mrd.DM für Dividendenpapiere locker.Der Trend mag sich zwar in den vergangenen Wochen und Monaten angesichts der deutlichen Talfahrt der Aktienkurse wieder abgeflacht haben.

Aber die Kleinanleger, auch die neuen, haben der Börse nicht gleich wieder den Rücken gekehrt.Den meisten ist offenbar klar, daß Aktien in der Regel eine langfristige Geldanlage darstellen.Das belegen längerfristige Betrachtungen: Wer etwa Anfang 1968 20 000 DM in Aktien investierte, konnte 30 Jahre später über ein Vermögen von über 274 000 DM verfügen.Hätte der Anleger Rentenpapiere gewählt, so wäre noch nicht einmal die Hälfte dieses Betrages herausgekommen.

Die deutschen Anleger wissen aber auch, daß Aktien Risikopapiere sind, mit denen es kurzfristig steil aufwärts gehen kann, deren Kurse aber auch, wie die jüngste Erfahrung zeigt, schnell wieder in den Keller sausen können.

Der Weltspartag steht damit fast Jahr für Jahr unter geänderten Vorzeichen.Die Bundesbürger werden immer renditebewußter und schauen deshalb gerade in Zeiten niedriger Zinsen verstärkt auf den Aktienmarkt.1997 legten die Deutschen 243 Mrd.DM neu auf die hohe Kante.95 Mrd.DM wurden in Versicherungen investiert, 50 Mrd.DM in Investmentfonds und 38 Mrd.DM in Spareinlagen.Und anders betrachtet legten sie eben auch 38 Mrd.DM direkt oder indirekt in Aktien an.Der Trend zu höherwertigen Anlageformen hat sich damit verstärkt.

Stagnierende und zum Teil sinkende Einkommen haben 1997 beim Sparverhalten kaum Wirkung gezeigt.Denn es wurde nicht weniger gespart als ein Jahr zuvor.Die Sparquote stieg allerdings nur um 0,1 Prozentpunkte auf 12,1 Prozent.Dies war für deutsche Verhältnisse sehr niedrig.Gleichwohl legte wieder "nahezu jeder zweite Bundesbürger regelmäßig Geld zurück, zusätzlich mehr als jeder dritte gelegentlich", heißt es beim BVR.Im Vordergrund stehe dabei die Absicherung für Notfälle, immer wichtiger werde angesichts der Probleme bei der gesetzlichen Rentenversicherung auch die private Altersvorsorge."Fast jeder zweite spart, um im Alter finanziell abgesichert zu sein", weiß der BVR.

240 bis 250 Mrd.DM an neu Gespartem pro Jahr heißt nach Berechnungen des BVR, daß jeder Bundesbürger im Schnitt pro Jahr rund 3000 DM zurücklegt, oder 250 DM pro Monat.Allerdings hat auch jeder fünfte Bundesbürger kein Geld für die Bildung neuer Rücklagen.Sie profitieren damit natürlich auch nicht von den insgesamt weiter steigenden Geldvermögen.Ende 1997 waren es nach Angaben des BVR insgesamt 5,344 Bill.DM."Bis Ende 1998 werden noch einmal knapp 250 Mrd.DM dazukommen", vermuten die Experten vom BVR.Dann wird jeder Bundesbürger im Schnitt über ein Geldvermögen von rund 68 000 DM verfügen.Gut angelegt können jene 5,3 Bill.DM auch wieder eine stattliche Einkommensquelle sein.1997 waren es immerhin 217 Mrd.DM, fünf Mrd.DM mehr als ein Jahr zuvor.1970 warf das Geldvermögen der Deutschen gerade mal 23,4 Mrd.DM ab.

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